Pink Floyd 16.6.1988 Berlin, Reichstagsgelände
Von Rainer T.
Ich hatte sehr kurzfristig und eher zufällig erfahren, dass meine Lieblingsband vor dem Reichstag spielt. Also haben wir (aus Rostock) uns zu dritt aufgemacht nach Ostberlin, ohne zu wissen, ob und wie wir überhaupt was von diesem Konzert erhaschen können. Jenseits der Mauer von diesem für unsere Maßstäbe Wahnsinns-Gig etwas für’s Auge zu bekommen, das lag sowieso im Bereich der Träume. Man konnte zwar den Reichstag sehen, aber mehr auch nicht. Wir wussten nicht einmal, zu welcher Seite des Reichstages die Bühne stand und in welche Richtung dementsprechend die Boxen gedreht sind. Wir hatten nur die im Herzen tief vergrabene und schier endlose Hoffnung wenigstens etwas zu hören von den Zauberklängen, die (für uns) im doppelten Sinne nicht von dieser Welt zu sein schienen.
Musik wie von einem anderen Stern, gespielt in einer anderen Welt! Die Mauer war auch noch im Jahre 1988 so unüberwindbar und felsenfest in den Köpfen einbetoniert (Zitat eines inzwischen toten Mannes: „… und sie wird noch hundert Jahre stehen…“ ), dass in diesen sommerlichen Abendstunden im Berliner Osten eine seltsame Magie in der Luft lag – nicht greifbar, nicht fassbar, aber lesbar und fühlbar in den Gesichtern der umstehenden Leute, die sich aus nur diesem einen Grunde an genau diesem Ort befanden und die eine gemeinsame Leidenschaft vereinte. PINK FLOYD!
Die Aufpasser vor dem Brandenburger Tor jedoch waren nicht unvorbereitet. Da war nicht nur ein Absperrgitter ca. 200 Meter vor dem Brandenburger Tor in rot-weißen Warnfarben aufgebaut, 3 Meter dahinter kam ein zweites, weitere 3 Meter ein drittes… und ein viertes … und ein fünftes. War die extrem bewachte Mauer als solche schon unüberwindbar, so gab es nicht einmal die geringste Chance, überhaupt in ihre Nähe zu kommen. Zwischen diesen fünf metallenen „Abwehrreihen“ standen natürlich uniformierte Menschenketten, drei bewaffnete Ketten in Grün mit Abzeichen auf der Schulter und selbst dahinter noch zwei Ketten in Zivil mit großen Augen und Ohren von einer damals unglaublich gut organisierten „Firma“! 😉
Kaum dass man meinte, irgendwo in der Luft wohlig bekannte Ruderbootgeräusche (Signs of Life) wahrzunehmen und man sich scheinbar sanfte Keyboardklänge einbildete, rollten plötzlich so unglaublich fette Synthie-Bässe mit einer derartigen Wucht über den 4 Meter hohen Stahlbeton, dass man geheimsten Träumen Nahrung schenkte und dem Glauben nahe war, dieses unsägliche Symbol der Teilung würde heute Nacht diesen irren Zauberklängen nicht standhalten und vom Druck der Bässe in Ehrfurcht einfach umkippen. Selbst den Arm in Arm verketteten Befehlsempfängern war jede Menge Regung in den Augen ablesbar! Das waren unbeschreibliche Momente und Emotionen. Wer an diesem Abend nicht an diesem Ort zugegen war, dem ist diese seltsame gänsehauterfüllte Atmosphäre wahrscheinlich kaum zu vermitteln. Auch wenn sich der Wind hin und wieder drehte und die Fülle der hörbaren Musik sich immer wieder änderte, diese sagenhaft weit entfernte und in diesen Minuten doch so nahe Magie in Noten schwappte in unterschiedlichsten Klangwellen über die Mauerkante. Immer mehr Menschen versammelten sich im Laufe des Konzerts am Ort des Geschehens und im Bereich der Zugaben nach 22 Uhr wurde es dann tatsächlich noch richtig hektisch am Brandenburger Tor. Unruhe breitete sich aus und Geschubse begann. Irgendwann fiel das erste Absperrgitter, panische Blicke in den Augen der Aufpasser, auch die zweite Absperrung hielt dem Druck der Menge nicht stand und augenzwinkernd wie illusionstrunken und mit einem breiten Grinsen sagte jemand: „He Alter, vielleicht sehen wir sie ja doch noch heute… „! Die organisierte Macht war aber zumindest an diesem Abend noch Herr der Lage und konnte weitere „Niederlagen“ verhindern.
Auch wenn wir nichts vom Konzert gesehen haben, die Akustik alleine hat sich tief eingeprägt in den Sinnen und wie zur Belohnung spielte ein Berliner Sender (RIAS oder SFB) für den Rest der Nacht nur Pink Floyd Musik und die Fahrt zurück an die Küste war dennoch berauschend schön, weil sich langsam aber beständig im Innersten die Gewissheit breit machte: … wir haben sie erlebt, wir haben sie live gehört, die großen PINK FLOYD und das war einfach unbeschreiblich geil…! Diesen Abend werde ich nie vergessen!
Von Hartmut Hoppe
Das Foto zeigt meinen Crew Pass. Nicht wundern, ich habe den Ausweis auf meine “A Momentary Lapse of Reason” LP geklebt. Auf diesen Pink Floyd Crew Pass bin ich sehr stolz. Den musste ich beim Aufbau am Reichstag 1988 tragen. Ich konnte mich damit in allen Bereichen absolut frei bewegen. Ich habe mir die zwei Generatoren-Wagen für die eigene Stromversorgung und anderes Equipment ansehen dürfen. Faszinierend.
Am Nachmittag, als Sicherheitsleute den Platz vor offiziellem Einlass, von normalen Besuchern geräumt hatten, konnte ich mich frei bewegen. Ich befand mich gegen 16 Uhr direkt vor der Bühne, um die aufgebaute Technik zu bewundern. Dann kam der Hammer: Die gesamte Band betrat die Bühne und fing an zu spielen.
Voll der Sound-Check. In aller Ruhe, ohne Hektik wurden einige Songs angespielt. David Gilmour gab kurze, knappe Anweisungen, nächster Song. Der weilen huschten Techniker hin und her um bei Nick Mason, Rick Wright und Co. noch Kleinigkeiten zu richten. Meine volle Bewunderung hatten die Leute, die unterm Bühnendach die Spiegel für die Laser ausrichteten. Immer im Funkkontakt mit den Technikern auf der, ich nenne es mal, Haupt-Technik-Steuerbühne.
Die Band probte ca. 30 Minuten, dann verließen sie die Bühne. Es war für mich wie ein Spuk. Unvergesslich.
Vielen dank Hartmut für deinen Bericht und das Foto deines Passes! Wenn ihr auch Konzertberichte, Fotos etc. mit uns teilen möchtet – Bitte nur zu!!
Wummerbässe für den Osten
Von Spiegel Online
Als 1988 Pink Floyd erstmals an der Mauer auftraten, versuchte die Ost-Berliner Führung, Druck auf den Senat von West-Berlin auszuüben, um Popkonzerte an der Mauer generell zu unterbinden. Das scheinheilige Argument: Im nahe gelegenen Krankenhaus Charité könnten Schwerkranke durch die Vibrationen der wummernden Bässe zu Tode kommen. Da schon 30.000 Karten abgesetzt waren, blieb es bei dem Ort, aber Veranstalter Peter Schwenkow musste die Band vergattern, leise zu spielen und nur den Westen zu beschallen. Die britischen Rocker rächten sich auf ihre Weise – beim Soundcheck ließen sie ihre Boxen gen Osten ausrichten und donnerten “The Wall” in Richtung Mauer.
Quelle: Wummerbässe für den Osten
Konzert-Statistik:
Tournee: A Momentary Lapse Of Reason
Spielstätte: Vor dem Reichstagsgebäude
Plätze: 40.000
Adresse:
Ticketpreise:
Beginn: 21:00 Uhr | Einlass: 18:00 Uhr
Band:
David Gilmour: Guitars, Vocals
Nick Mason: Drums, Percussion
Rick Wright: Keyboards, Vocals
Jon Carin: Keyboards, Vocals
Tim Renwick: Guitars, Backing Vocals
Guy Pratt: Bass, Vocals
Gary Wallis: Percussion, Keyboard, Backing Vocals
Scott Page: Saxofon, Guitar
Margaret Taylor: Backing vocals
Durga McBroom: Backing vocals
Rachel Fury: Backing vocals
Setlist:
Set 1:
Shine On You Crazy Diamond (Parts 1-5) 11:30
Signs Of Life 3:50
Learning To Fly 5:10
Yet Another Movie 7:20
Around and Around
Sorrow 10:10
Dogs Of War 7:40
On The Turning Away 9:30
Set 2:
One Of These Days 7:45
Time 5:40
On The Run 3:30
The Great Gig In The Sky 4:40
Wish You Were Here 4:50
Welcome To The Machine 8:20
Us And Them 7:20
Money 11:40
Another Brick In The Wall (Part 2) 5:00
Comfortably Numb 10:20
Zugaben:
One Slip 7:00
Run Like Hell 9:10
Auch ich erinnere mich sehr gut an diesen Tag. Durfte leider nur vom Osten aus zuhören. Viel war es nicht, was man -je nach Windrichtung- mitbekam, aber ich wußte, ich bin meinen Helden ganz nah! Die letzten beiden Songs haben sie nochmal richtig aufgedreht.
Hätte mir damals jemand gesagt: “Hey, mach Dir nix draus – du siehst Pink Floyd in 6 Jahren live und stehst direkt vor der Bühne” hätte ich es nicht geglaubt.
Pink Floyd haben sich immer außergewöhnliche Plätze für Konzerte ausgesucht. Versailles, Reichstagsgelände, Venedig, Roger Waters Potsdamer Platz, Gilmour Gdansk… Das war von ihnen clever, so bleibt man doch ewig in Erinnerung. Sowas wird es nie wieder geben, speziell was Pink Floyd an Feeling bei Konzerten rüberbrachten.
Ein absolut unvergessliches Erlebnis für mich.
Wir standen im vorderen Viertel direkt vor der Bühne.
Der Bass bei „One of these days“ war unbeschreiblich!
Für mich war das Konzert überragend, das Beste in Berlin gespielte. Es war eine Spielfreude und eine Lockerheit aller auf der Bühne, die sich voll auf die Besucher übertrug.
Beim Konzert waren auch meine Gedanken bei den Leuten hinter der Mauer am Brandenburger Tor. Wieviel würden da stehen, um Fetzen vom Sound der Pink Floyd zu hören ?
Übrigens: Am 19. Juni ´88 tobte Michael Jackson, am selben Ort, über eine dreimal so große Bühne mit seiner Tour.
Bei der offiziellen Pressekonferenz zum Tourauftakt hat Gilmour noch gescherzt, dass sie überlegt hätten, Michael Jackson als Vorgruppe zu arrangieren :-))))
Ich bin damals mit meinem Bruder aus Hamburg nach Berlin geflogen(British Airways), denn Lufthansa durfte da ja noch nicht…
Nach dem Konzert sind wir an die Mauer am Brandenburger Tor und haben auf der Aussichtsplattform gestanden und “rübergeschaut”.Übereifrige Volkspolizei hatte hunderte Zuhörer, die nur mal Pink Floyd hören wollten bis zu der Höhe zurückgedrängt, wo heute das wiederaufgebaute Hotel Adlon steht. Auf “unserer” Seite war man wütend und frustriert, denn keine konnte damit rechnen, dass dieses Regime ein Jahr später erledigt war!
ich war auch dabei…
es war einfach hammergeil, ein hubschrauber flog über uns wirklich tief aber ich hab nichts von ihm hören können. der sound war unerwartet gut.
es war sehr harmonisch und unvergesslich <3
bin danach bis nach reinickendorf gelaufen in voller euphorie
die konzertkarte hab ich immernoch an der wand hängen *g*
Ich hatte im Juni 1988 zusammen mit meinem Mann unsere erste Einreisegenehmigung in den westlichen Teil Berlins für 10 Tage bekommen.
Am 16. Juni sagte meine Cousine mir dass Pink Floyd vor dem Reichstag spielt, aber alle Karten ausverkauft sind. Wir sind trotzdem hingegangen, und dann hat uns die Security angesprochen. Kurz und gut sie haben erfahren dass wir aus dem “Osten” sind und gegen Vorlage unseres Reisepass sind wir noch reingekommen – und ich sage euch – direkt bis vor die Bühne!! Das war mein erstes richtiges Konzert und ich war überwältigt!!
Ich werde das nie nie in meinem Leben vergessen! Die Bässe , der Sound, die Show und eben alles – totaler Wahnsinn!!!
Wunderbar das die Security Leute Herz bewiesen und das richtige taten!! Sehr berührende Geschichte!! Vielen dank dafür!!
Ich war auch da, mit meinem Bruder (R.I.P. Jimi) und meinem Vater – auf der anderen Seite der Mauer – und wir waren nicht die einzigen Zuhörer im Osten! Einige hundert Pink Floyd-Fans hörten sich das Konzert an und nach jedem Song wurde geklatscht – Gänsehautfeeling! Das Konzert war einfach Wahnsinn! Seltsamerweise ließen uns die “unauffälligen Sicherheitskräfte” der Staatsmacht in Ruhe – dafür wurde ja dann bekanntlich bei Michael J. geprügelt … Shine On!!!
Ich habe letztes Jahr in einer Produktion des Fernsehesenders MDR eine Doku mit dem Namen “Mein Sommer 88” über Rock-Konzerte in der DDR gesehen. Absolut interessant, teilweise urkomisch und höchst sehenswert, da ein nicht unerheblicher Teil dieser Doku aus Super-8-Material besteht, welches ein Ost-Berliner Jugendlicher damals fast schon profimässig gedreht und nun, 25 Jahre später, in Co-Produktion mit dem MDR eine Doku daraus gemacht hat. Dabei ging es hauptsächlich um das spektakuläre Springsteen-Konzert in Berlin-Weissensee vor 150.000+ Menschen. Es gab darin aber auch Berichte und Ausschnitte über einige andere Konzerte in Ost-Berlin und der DDR und auch über die Konzerte am Reichstag auf West-Berliner Seite. Darin kamen sogar einige kurze Ausschnitte vom besagten PF-Konzert (Material der Berliner Abendschau des damligen SFB) sowie ein Interview mit dem Veranstalter Peter Schwenkow vor.
Darin sagte er (Zitate): “PF haben glaube ich von allen am meisten verstanden, dass es hier auch um politische Provokation ging. Als dann der Druck kam, in der Charite würden Menschen sterben wenn es zu laut ist und so, dieser Druck war schon erheblich. Und dann bekam ich meine Genehmigung doch, aber unter Auflagen, u.a. unter ganz strikten Lärmauflagen. Und dann hatten wir unser Messprotokoll und unsere Genehmigung und dann kamen noch ungefähr 25 Lastwagen und dann haben wir das alles richtig vollgebaut, weil die Bedingung von PF war: Ganz Ost-Berlin muss vibrieren. Ich bin dann 1 1/2 Jahre später hier von einem West-Berliner Gericht zu einer Strafe wegen Lärmüberschreitung zu 95.000 DM verurteilt worden. Das war es aber wert!”
Genial und cool dieser Mann und natürlich auch hervorragend initiiert von PinkFloyd. Leider ging aus diesem Interview nicht hervor, wer diese 95.000 DM letztendlich wirklich bezahlt hat bzw. ob sie geteilt wurden oder wie auch immer.
@ Andreas,
danke dir für die interessante Info!!
Ich war auch da, aber im Ostteil direkt vorne in der Mitte , aber gehört habe ich nicht mehr viel ,da ich von den Langohren weggeschleppt und zusammen geschlagen wurde, einiges und mehr weiß ich noch ganz genau..ich bin jedenfalls im Krankenhaus wach geworden, wegen der vielen Schläge von mindestens 6 Pers. 4 Polizisten und 2 Langohren, dann ins Gefängnis, Berlinverbot folgte und Strafzahlung für meinen Satz den ich damals schon rausbrachte …Die Mauer muß weg!!! Es war mir eh egal, mein Ausreiseantrag lief schon das 7. Jahr. Am !. März 1988 verließ ich diesen verfluchten Staat.
Es sind Szenen in meinem Kopf, die ich nie vergessen werde.
Habe gerade die Berichte hier gelesen. Wir waren auch da. Geile Sache damals. Und ich erinnere mich an einen Typen, der laut rief “Die Mauer muss weg”. Das fand ich sehr mutig damals. Offenbar war das der Hartmuth Rex. Echt krass, dass ich jetzt hier was von ihm lese. Von der Verhaftung haben wir nichts mitbekommen in der Menge.
Dass es hier auch Liveberichte von den früheren Konzerten gibt, habe ich heute erst entdeckt, aber meine Erinnerungen an das Pink Floyd Konzert in West-Berlin 1988 sind so unverblasst, als wäre es erst vor einigen Monaten gewesen. Es war einfach zu eindrucksvoll, was ich mit schätzungsweise 500 weiteren Leuten auf der Ostseite der Mauer erleben durfte.
Ich hatte sehr kurzfristig und eher zufällig erfahren, dass meine Lieblingsband vor dem Reichstag spielt. Also haben wir (aus Rostock) uns zu dritt aufgemacht nach Ostberlin, ohne zu wissen, ob und wie wir überhaupt was von diesem Konzert erhaschen können. ……… (mehr siehe Artikel)
Danke Rainer für den detailreichen und emotionalen Bericht und das nach den “paar” Jahren die seither vergangen sind!
Footage Berlin.com: Pink Floyd am Reichstag Berlin 16. Juni 1988
Filmaufnahmen von damals … unglaublich … mir stehen gerade die Haare hoch.
Vielen vielen Dank für diesen Link, Werner.
Nachdem ich mir das Video mehrmals angesehen habe, meine ich sogar den ensprechenden Reporter entdeckt zu haben.
In Sekunde 33 links im Bild, Hans-Jürgen Börner. Er war damals ARD-Korrespondent in Ost-Berlin. Er bahnt sich quasi den Weg mit dem Kameramann im Schlepptau.
Danke, Rainer, für deinen interessanten “Behind the Wall”-Konzertbericht. 🙂
Toller Bericht, danke Rainer!
Sehr schöner Bericht! Herzlichen Dank! Ich hatte ihn gestern Abend schon gelesen und jetzt noch das Video dazu, sehr interessant, so gut kann ich mich an das Konzert in München 1988 Olympiastadion bei weitem nicht mehr erinnern, seltsamerweise war ich damals von dem spannenden Anfang mit den Vogelgeswitscher in Surround-Sound fasinziert, die Spannung konnte man in Stücke schneiden 😉
Ich habe das Konzert von der Ostseite aus gehört. Gehört meine ich wörtlich, denn ich hatte das Glück auf 2 Mädchen zu treffen, deren Eltern in der Ständigen Vertretung arbeiteteten und die mit ihrem Golf einschließlich funktionierendem Autoradio Unter den Linden/ Ecke Glink- oder Friedrichstarße standen. Der Golf mit dem plärrenden Autoradio war schnell begehrtes Ziel von Konzertbesuchern auf der Ostseite.
Für mich als 17-jährigen Spätpubertierenden war das in mehrfacher Hinsicht ein beeindruckendes und prägendes Erlebnis.
Gefühlt jeder fünfte Konzertbesucher dürfte unauffälliger, regenschirmtragender Angehöriger der Sicherheitskräfte gewesen sein. Durchaus fanden auch einige “Zugriffe” durch diese statt. In den Nebenstraßen fanden sich etliche noch voll besetzte LO und W50 der Bereitschaftspolizei. Wasserwerfer habe ich keine gesehen, was nicht heißt, dass nicht vorsorglich welche irgendwo standen. Meiner Erinnerung nach wurde der Bereich vor dem Brandenburger Tor mindestens bis zur Schadowstraße, später dann bis zur Glinkastraße nachdrücklich freigehalten. Es gab durchaus einiges Gerangel. Eine Eskalation blieb aber aus.
Trotz allem gab es durchaus Momente in denen aucxh auf der Ostseite echtes Live-Konzert-Feeling aufkam. Und zwar immer dann, wenn erkennbare Liedfetzen über die Mauer schwangen. Das veranlasste uns zeitweise zu konzertgerechtem Verhalten überzugehen: mitzusingen, zu brüllen und zu kreischen.
Für mich war nach dem Konzert klar, dass die DDR, so wie sie war, keine Chance mehr hatte. Insoferen haben mich dann die Ereignisse 1989 nicht besonders überrascht.
Ich habe das Konzert damals auch auf der Ostseite miterlebt.
War nur leider auf der Seite der grün Uniformierten, da ich damals meinen Grundwehrdienst bei der BEPO ableiten musste. Muss hier einen Kommentar eines Fans widerlegen…wir waren nicht bewaffnet. Allerdings war viel Stasi in zivil unter den Fans verteilt. Das hat man gegen Mitternacht gut feststellen können, als sich die Massen auflösen. Im Abstand von nur ein paar Metern stand jeweils ein Viererpulk.