Pink Floyd Behind The Wall
30.11.2011: Vor 32 Jahren, am 30. November 1979, veröffentlichten Pink Floyd das Album “The Wall“. Ein guter Anlass um einige Artikel über das Zustandekommen dieses Meisterwerkes, das uns heute noch beschäftigt, zu bringen. Das “Total Guitar” Magazin hatte in seiner Juni Ausgabe 1998 ganze 12 Seiten zum Thema Pink Floyd The Wall. Sechs Seiten davon bestanden aus Noten für zukünftige Gitarrenheros. Der restliche Beitrag setzte sich aus diversen älteren Interviews der Pink Floyd Mitglieder zusammen.
Als Beilage zum Heft gab es außerdem noch einen Gitarrengürtel und eine CD. Ich habe einige Interview Passagen daraus übersetzt.
Nick Mason über David Gilmour´s Pink Floyd Einstieg 1968:
“Für die nächsten 12 Jahre bestimmte Dave´s Lust Musik zu machen und Roger´s Talent eine großartige Show zu entwerfen unsere Karriere.”
Roger Waters über die Idee die ihn zum The Wall Projekt führte:
“Die Idee zu The Wall entstand aus den Tourneen der letzten 10 Jahren. Ganz besonders die der letzten paar Jahre. 1975 und 77, wir spielten vor einer sehr großen Menschenmenge, und es wurde immer mehr zu einer befremdenden Erfahrung für mich. Mir wurde die Mauer, die zwischen uns und dem Publikum kontinuierlich entstand, immer spürbarer. Die Aufnahmen entstanden aus den Formulierungen meiner Gefühle, die damals entstanden.”
David Gilmour über das Gefühl der Befremdung:
“Ich hatte nie diese starken Befremdungsgefühle, die Roger verspürte. Ich konnte mich nie der dramatischen Theatralik der Texte von The Wall anschließen, aber es war eine thematisch ganz ausgezeichnete Idee.”
Rick Wright über das letzte Konzert der In The Flesh Tour in Montreal 1977:
“Jemand in der ersten Reihe schrie und brüllte lautstark. Er brachte Roger zum Kochen, bis er ihn schließlich anspuckte.”
Roger Waters über das Konzert in Montreal 1977:
“Es war Montreal 1977, Olympia Stadion, über 80.000 Menschen, das letzte Konzert der 77er Tour. Ich persönlich fühlte mich durch das ganze Szenario so sehr verletzt, daß ich während der Show auf einen Typen spuckte. Er fiel mir einige Zeit durch sein Verhalten negativ auf, brüllte vor mir herum. Natürlich hatte er eine wunderbare Zeit, er ist ja nur wegen dem Saufen, Brüllen und Randalieren gekommen. Ich hingegen wollte eine gute Rock `n Roll Show machen. Ich mußte mich so aufregen, daß ich ihn anspuckte, was wirklich eine ziemlich schlimme Sache ist, dies jemanden anzutun. Diese faschistischen Züge entstehen meiner Meinung nach aus dem Gefühl der Isolation.”
Rick Wright über Roger Waters:
“Roger hatte sich sehr verändert, er dachte wirklich, dass er nun der Führer der Band sei und er der einzige Grund war, dass es Floyd noch gab.”
Roger Waters über den Prozessbeginn des The Wall Songschreibens:
“Nach der Animals Tournee 1977, die im Juli oder August endete, begann ich, die Texte für ein neues Album zu schreiben. Ich benötigte bis Juli 1978, arbeitete bis dahin ganz alleine. Ich hatte dann ein 90 Minuten Demoband zusammengestellt, welches ich dem Rest der Band vorspielte. Wir alle begannen dann im Oktober oder November 1978 mit den Studioarbeiten für das The Wall Album.”
David Gilmour über Roger´s Demoversion von The Wall:
“Roger gab uns eine Kassette mit dem ganzen Material darauf, das er für das nächste Album geschrieben hatte. Ich konnte es mir nicht in einem anhören. Es war viel zu depressiv, viele Details und Passagen waren einfach zu langatmig. Aber grundsätzlich mochte ich die Idee, die hinter dem ganzen stand. Wir willigten ein, vorübergehend daran zu arbeiten, wir mußten vieles verwerfen, überschreiben und einiges an neuen Teilen einfügen.”
Roger Waters dazu ob The Wall eine Autobiografie war:
“Nur ein sehr kleiner Prozentsatz des ganzen ist autobiographisch, vieles stammte von mir, aber The Wall ist nicht meine Autobiographie. Es sind Erfahrungen, die ich gemacht habe, und wie bei jedem Text, den man schreibt, sind es Dinge, die mir passierten oder die ich im Laufe meines Lebens beobachtete.”
David Gilmour aus heutiger (1998) Sicht:
“Es war entsetzlich anzuhören (lacht dabei). Aber man konnte sagen, dass darin eine große Idee enthalten war. Wenn ich es aus der heutigen Sicht neu beurteilen müßte, komme ich zum Schluss, dass es sich bei The Wall um eine einzige große Anklage handelt. Ehrlich gesagt dachte der Rest von uns, dass vieles von dem Material nicht den Standard erreichte.”
David Gilmour über Comfortably Numb:
“Roger und ich hatten eine Vielzahl an bitterlichen Streitereien darüber, wie wir Comfortably Numb aufnehmen sollten. Tatsache ist, daß wir zwei verschiedene Versionen aufnahmen, und die besten Segmente daraus zu einem zusammenfügten. Das Gitarrensolo kam wie vieles anderes auch von mir, wir mischten verschiedene Solo Versuche zusammen. Ich arbeite immer so, spiele wild darauf los, nehme die verschiedenen Versuche auf und kann danach beim Anhören diverse Fehlversuche feststellen und ausmerzen. So kann ich dann ein perfektes Stück zusammenstellen. Wenn ich versuchen würde auf „Sicherheit“ zu spielen, würden meine Talente nicht so zur Geltung kommen. Manchmal gelingt ein Solo gleich beim ersten Versuch, aber ich will immer den Grund wissen, weshalb ich die Noten spiele, wie ich sie spiele.”
David Gilmour über seine Technik:
“Ich hatte nie sehr schnelle Finger, verglichen mit anderen sind sie sogar sehr langsam. Meine Koordination zwischen der linken und rechten Hand ist auch nicht besonders gut. Versuche ich schnell zu spielen, dann verliere ich oft die Synchronität zwischen rechts und links. Also bin ich auf andere Dinge angewiesen. Ich verlasse mich auf diverse Effekte, Fuzz-Box z.B. Alles was mir an technischen Hilfsmittel unter kommt ist willkommen. Dann versuche ich, damit schöne Melodien zu kreieren, ich versuche die Melodie singen zu lassen. Ich stelle mir vor, die Gitarre die Melodie singt.“
David Gilmour über die The Wall Gastmusiker:
“Ich war nicht in der Lage, den spanisch klingenden Gitarrenteil bei “Is There Anybody Outthere” so zu spielen, wie ich es in meinem Kopf tat. Also holten wir uns jemanden ins Studio, der es für mich spielte. Es gibt noch ein paar Instanzen, bei denen ich meine Rolle als Gitarrist aufgab, wie z.B. bei “One Of My Turns”. Ich hatte eine mentale Blockierung, kam einfach mit der Rhythmus Gitarre nicht klar, also kam Lee Ritenour und spielte es in kurzer Zeit für mich ein.”
David Gilmour über die The Wall Livekonzerte:
“Man mußte zu sich selber sagen, wir machen hier Theater, und das geht vor. Nachdem du es 20 bis 30 Mal gespielt hast, wurde es langweilig, die Musik zu spielen, weil es keinen Platz für Flexibilität gab. Alles war ganz genau berechnet, Tonbänder wurden eingespielt, alles hängte von dieser Genauigkeit ab, wie eben bei einer Theaterproduktion. Und es gab absolut keine Möglichkeit auch nur etwas von der Programmlinie abzuweichen. Man konnte nicht länger spielen oder etwas improvisieren, wie es bei normalen Konzerten der Fall ist.”
Rick Wright über die The Wall Aufführung:
“Einfach aufregend. Ich liebte die Idee, daß eine andere Gruppe mit unseren Gesichtsmasken erschien, sozusagen uns perfekt kopierten. Du gehst zu einem Konzert und denkst dir: Oh, da ist Pink Floyd auf der Bühne, dort ist Dave, da steht Roger, dort ist Nick und Rick. Und dann öffnet sich ein Vorhang und dahinter steht plötzlich nochmal Pink Floyd. Ich denke, es war ein gutes Konzept, als Roger sich dafür entschied, die Mauer als visuellen Effekt in die Show miteinzubeziehen, besser als nur zu sagen: Verpißt euch, ich will nichts von euch wissen. Auf der anderen Seite war es nicht besonders viel Spaß zu spielen, wenn du die halbe Zeit des Konzertes verdeckt bist. Die ganze Zeit über gingen Roadies an dir vorbei, bauten Dinge auf und andere wieder ab, sehr ungewöhnlich aber auch beeindruckend.”
David Gilmour über das Publikum:
“Roger zeichnet sich verantwortlich für die Aussagen des Albums. Er war derjenige, der diese starken Gefühle einer Mauerbildung zwischen sich und unserem Publikum spürte. Normalerweise weiß man, daß man wenn man in einer Popgruppe arbeitet, vor einem Publikum steht und daß dieses einem zuhört. Hoffentlich teilt man viele Emotionen mit ihnen während eines Konzertes. Ich fühle, daß wir eine großartige kommunikative Verbindung mit den Menschen, die zu unseren Konzerten kommen, haben, und es macht mir großen Spaß für dieses Publikum zu spielen.”
Roger Waters über Konzerte in Stadien:
Er hat als Bandleader von Pink Floyd mehr Stadien-Konzerte gespielt als Genesis und die Rolling Stones zusammen und darf auch als einer der Väter des Stadien-Rock gelten: Roger Waters. Nachdem aber die Schecks eingelöst und die Lastwagen mit der Ausrüstung wieder in der Garage sind, hat der britische Veteran der Rockmusik wirklich keine freundlichen Worte für diese seltsame Kunstgattung übrig.
In einem Interview von “Q” meinte Roger Waters verärgert: “Rock´n Roll in einem Stadion ist einfach entsetzlich. Diese Konzerte sind wie Tupperware Parties für 50.000 Leute. Nur kaufen die Leute keine Tupperware, sondern Hot-Dogs und T-Shirts und sehen ab und zu auf diese ekelerregenden Videowände, auf denen die Bilder von der Bühne zeitlich nicht mit dem Ton übereinstimmen und Übelkeit verursachen und dich foltern.” Roger Waters, Q Magazin 10.1992
»Rock´n Roll in einem Stadion ist einfach entsetzlich. Diese Konzerte sind wie Tupperware Parties für 50.000 Leute. Nur kaufen die Leute keine Tupperware, sondern Hot-Dogs und T-Shirts und sehen ab und zu auf diese ekelerregenden Videowände, auf denen die Bilder von der Bühne zeitlich nicht mit dem Ton übereinstimmen und Übelkeit verursachen und dich foltern.«
Cool,
Roger stand im Juni in D`dorf nicht nur auf der Bühne, sondern saß wohl auch im Publikum und hat sich ebenso wie ich über die unsynchronen Videoaufnahmen am Rand gewundert.