The Music of THE WALL in Concert 29.1.2023 Berlin, Admiralspalast
Von Andreas Möller
Wir waren am letzten Sonntag im altehrwürdigen Berliner Admiralspalast und haben diese Show gesehen. Ganz ehrlich gesagt hatte ich nach den nur wenigen Gerüchtefetzen in den letzten 2 Jahren, den absurden Ankündigungen in großen Hallen wie beispielsweise der Mercedes-Benz Arena in Berlin aufzutreten, dann den Covid bedingten Terminverschiebungen sowie den nur diffusen Hinweisen auf Musiker, die irgendwann mal bei bzw. im Pink Floyd Umfeld bereits auf deren Konzerten spielten und ansonsten gar nichts an Werbung dafür wahrnehmen zu können, überhaupt nicht mehr auf dem Schirm, dass es nun tatsächlich doch solche Konzerte geben würde, wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen als ursprünglich angekündigt.
Nur durch Zufall bin ich vor wenigen Wochen wieder darauf gestossen und dies zusammen mit der Information, dass wohl tatsächlich Graham Broad, Chester Kamen sowie Harry Waters mit dabei sein würden. Und auch nur deshalb habe ich ganz kurz entschlossen Tickets für das besagte Konzert im Admiralspalast gekauft. Eine richtige Vorfreude stellte sich bei mir allerdings nicht ein, viel zu eindrucksvoll, emotional und bombastisch wirken die erlebten Konzerte der Roger Waters Wall Tournee bis heute bei mir nach. Daher war die Grunderwartungshaltung auch relativ gering bei mir, einfach auch deshalb, um im schlimmsten Fall nicht enttäuscht zu sein. Es kam dann aber doch ganz anders.
Wegen der minimalistischen Werbung für dieses Konzert war ich keineswegs überrascht, dass der Admiralspalast nur rund zur Hälfte gefüllt war. Das Durchschnittsalter des Publikums würde ich bei 50+ ansetzen. Beeindruckt war ich nach dem Betreten des Saals hingegen von der Bühne, auf der äußerst viele Instrumente, vor allem Gitarren, und jede Menge Technik zu sehen war. Ganz speziell wirkte auf mich neben einem relativ normal dimensionierten Drum-Set ein im Vergleich doch riesiges Percussion-Set. Ob auf diesem wohl Graham Broad spielen würde?
Termine:
29.01.2023 BERLIN, Admiralspalast – Theater
30.01.2023 CHEMNITZ, Stadthallen-Saal
31.01.2023 ERFURT, Messehalle Erfurt
02.02.2023 LEIPZIG, Gewandhaus, Großer Saal
03.02.2023 HANNOVER, Kuppelsaal im HCC
05.02.2023 ROTTERDAM, Ahoy
10.02.2023 WIEN, Wiener Stadthalle / Halle F
Relativ pünktlich kurz nach 19 Uhr ging die Saalbeleuchtung aus, die Musiker betraten bei fast schon verstörender Stille des stoischen Publikums die Bühne, Graham Broad nahm übrigens am normalen Set Platz, währenddessen sich Chester Kamen vor ihm und mittig auf der Bühne positionierte, und ein Einspieler vom Band brach bereits nach wenigen Sekunden technisch bedingt wieder ab – die „ohrenbetäubende“ Stille im Raum hingegen blieb, man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können, ein Fremdschäm-Gefühl machte sich in mir breit und meine Erwartungshaltung sank auf nahezu Null. Warum tun sie sich das nur an, dachte ich mir in diesem Moment.
Nach gefühlten unendlich langen 1–2 Minuten begann der Einspieler erneut und wenige Sekunden später ging es live mit “In the Flesh” los und zwar dermaßen, dass der Bass und vor allem die Bass-Drum wunderbar und einfach nur herrlich in meinem Körper bebten und vibrierten. Auch war es eine große Freude für mich zu sehen, wie vor allem Chester Kamen, von dessen Spielweise ich ja bereits bei den Pompeii-Konzerten absolut begeistert gewesen bin, wirklich richtig abgegangen ist. Von Stück zu Stück wurde es besser und auch das Publikum begann nun langsam aufzutauen. Bis zum Ende des Konzerts entwickelte es sich sozusagen fast euphorisch, sodass nach dem Abgesang, wo klar war, dass nichts mehr kommen würde, stehende Ovationen dargeboten wurden, die die gesamte Band noch einmal für eine zweite Verabschiedung, freilich ohne irgendeine weitere Zugabe, zurück auf die Bühne holten. Im Vergleich zum Beginn des Konzerts, war dies eine phänomenale Entwicklung, sozusagen von null auf Hundert, was zweifellos für die Qualität der Band und des Konzerts spricht.
Die Stücke selbst wurden meiner Ansicht nach perfekt dargeboten, die israelischen und palästinensischen Musiker spielten herausragend gut und auch der Hauptsänger brillierte mit einer sehr eindrucksvollen Stimme und auch mitreißenden emotionalen Show. Obwohl ich dieses von unserem Platz in der 2. Reihe wahrnahm und anerkannte, konnte ich meine Blicke aber kaum von Kamen und Broard lösen. Es war herrlich mit anzusehen, wie viel Freude sie beim Spielen hatten, dauernd – still vor sich hin – die Texte mitsangen und einfach nur richtig abgingen. Kamen hatte sogar die Ehre, bei einigen Stücken den Hauptgesangspart übernehmen zu dürfen und ich die, dass ich ihn bei der Verabschiedung mehrmals anlächelte und er dies mit einem Lächeln und Fingerzeig auf mich anerkennend quittierte.
Bei einem der letzten Stücke, vor absoluter Begeisterung kann ich jetzt nicht mal mehr sagen, bei welchem, ich glaube, es war “The Trial“, wechselten plötzlich Graham Broad und der Percussionist ihre Sets und es war einfach nur wunderschön, wie feinfühlig und fast schon liebevoll Broad die Unmengen an Percussion-Instrumenten zum Klingen brachte.
Einen Wermutstropfen gab es dann aber leider doch noch für mich, den ich schon als fast peinlich empfand und den die gesamte Band in keiner Weise nötig hatte: Zu Beginn von “Run Like Hell” tauchte vor der Bühne ein Mitglied der Crew mit einer Video-Camera in der Hand auf, befeuerte die Musiker und forderte in ich sage jetzt mal primitivster Urlaubs-Animateur-Manier vor allem das Publikum in den ersten Reihen auf aufzustehen und mitzutanzen, sprang und rannte das gesamte Stück lang wie ein Derwisch vor der Bühne auf und ab und filmte dabei alles und jeden. Das war m. E. nach ebenso ober peinlich wie überflüssig. Die gesamte Band spielte durchgängig auf einem sehr hohen Niveau und dazu waren sie einfach zu gut und das Publikum bereits zu diesem Zeitpunkt so aufgetaut, dass es vermutlich auch von allein aufgestanden wäre. Das ist bei diesem Stück ja eigentlich immer so gewesen, zumindest auf den vielen Konzerten, wo ich es hören durfte.
Bis auf diesen Ausrutscher empfanden wir dieses Konzert aber als absolut sehens- und hörenswert, sodass ich jedem aus unserem Fan-Kreis nur dringend empfehlen kann, dorthin zu gehen und die anfangs als zu hoch empfundenen Eintrittspreise von bis zu knapp 60 € sind es auch tatsächlich wert.
Konzert-Statistik:
Spielstätte: Admiralspalast – Theater
Plätze:
Adresse: Friedrichstraße 102, Berlin
Tickets: 60 € bis 86 €
Einlass: 19:00 Uhr | Showtime: 20:00 Uhr
Band:
Graham Borad: Drums, Percussion
Harry Waters: Keyboards, Piano
Chester Kamen: Guitars
Mark Lennon: Vocals
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Setlist:
- In the Flesh?
- The Thin Ice
- Another Brick in the Wall, Part 1
- The Happiest Days of Our Lives
- Another Brick in the Wall, Part 2
- When the Tigers Broke Free
- Mother
- Goodbye Blue Sky
- EmptySpaces
- What Shall We Do Now?
- Young Lust
- One of My Turns
- Don’t Leave Me Now
- Another Brick in the Wall, Part 3
- Goodbye Blue Sky
- Hey You
- Is There Anybody Out There?
- Nobody Home
- Vera
- Bring the Boys Back Home
- Comfortably Numb
- The Show Must Go On
- In The Flesh
- Run Like Hell
- Waiting For The Worms
- Stop
- The Trial
- Outside The Wall
Ich danke Andreas für seinen ausführlichen Bericht.
Danke Andreas für den schönen und ausführlichen Bericht! Vielleicht kommen die mal in meine Nähe nach Bayern, dann bin ich sofort dabei! Chester Kamen hatte ich in Breslau nach dem ersten Konzert, dass er mit David auf der RATTLE THAT LOCK-Tour gespielt hatte in der Lobby – ich war zufällig im selben Hotel – getroffen, ein ganz feiner Kerl, er kam direkt auf mich zu, da ich ein Gilmour-Tourbook in der Hand hielt und fragte mich “How did you like the new band?” Und ich sagte “Great! Specially the harder touch your guitar-playing adds to the whole thing!” Es ist eh mal wieder an der Zeit das zweifelsohne brilliante Album THE WALL zu hören, da greife ich auch gerne zum Original – und das auf Vinyl – statt die Live-BD von Roger, denn ich freue mich im Vorfeld immer wieder auf die ganzen GTR-Solos, neben CN liebe ich das von HEY YOU besonders 😉 Grüsse in die Hauptstadt!