Roger Waters: There is something really wrong!

5.11.2011: Roger Waters hat ein Video mit dem Titel “Occupy” auf seiner Webseite veröffentlicht. Darin spricht er Klartext über das derzeitige amerikanische System, dass die Reichen noch reicher macht. Die “Occupy Wallstreet” Bewegung macht ihm Hoffnung, dass sich daran etwas ändern wird.

Roger Waters: Dieser Staat ist auf das Wohl von einem Prozent der Bevölkerung ausgerichtet!

19 Antworten

  1. Avatar Manfred sagt:

    Herr Waters könnte ja mit gutem Beispiel voran gehen und 90% seines Vermögens spenden. Dann wäre er immer noch steinreich. Super Musiker, verlogener Charakter!

    • Avatar murph sagt:

      Ich kann das Waters-Bashing nicht wirklich nachvollziehen. Sicher, er scheint ein zersplitterter Charakter zu sein, und er mag auch viele Gesichter haben. Die Ehrlichkeit, von der er in Interviews gerne spricht, steht sicher im Widerspruch zu den offensichtlichen Playbacks bei seinen Shows.

      Aber man sollte nicht vergessen, dass es möglicherweise diese Widersprüche sind, welche die uns über Jahrzehnte berührenden Kunstwerke (mit)erschaffen haben. Ich meine, das kann bei vielen Künstlern beobachten: Je widersprüchlicher und unsymphatischer ihre Persönlichkeit scheint, dest aufrichtiger und berührender erscheint ihre Kunst (Oskar Werner, Peter Sellars, John Lennon, Thomas Bernhard, Peter Handke, …, fallen mir auf die Schnelle ein). In “The Wall” steckt offenbar sehr viel persönliche “Wahrheit” für jedermann, anders ist der Erfolg nicht zu erklären. Und “The Wall” erzaehlt von SEHR viel Zerissenheit und Zwiespältigkeit. Ich beurteile solche Künstler (und Menschen) nicht nach ihren Aussagen, sondern nach ihren Werken. Immerhin teilen sie darin ihre Zerissenheit mit uns, und offenbar identifizieren wir uns damit.

      Und was würde sich an der Richtigkeit oder Falschheit von W. Aussagen ändern, wenn er “90% seines Vermögens” spenden würde? (An wen oder was?) Das ist ein Totschlagargument. Abseits davon halte ich ihn für einen schlechten Musiker (aber für einen ehemals sehr guten Songwriter). D.Gilmour ist ein genialer Musiker, und offenbar so ausgeglichen dass mich seine Songs nicht berühren, und ich sie deshalb langweilig finde. R.Wright ist irgendwie dazwischen. Having said that, halte ich Radio KAOS für Waters’ letztes interessantes Album. Amused to Death finde ich in jeder Beziehung (Text, Konzept, Produktion und vor allem Musik) grottenschlecht. Ich habe den Hype darum nie verstanden, und die Songs der letzten Jahre (Leaving Beirut, To kill a child, ..) bestätigen mich in der Annahme, dass Waters seit den 90ern kreativ ausgebrannt ist. Was bleibt, ist sein Werk der 70er bis 80er – durchwachsen in der musikalischen Anschmiegsamkeit, aber in jeder Beziehung kreativ, originär und aufrichtig.

      • Avatar Tuco sagt:

        Wenn man dem “Amused to death” was nachsagen kann, dann bestimmt nicht in textlicher oder gar musikalischer Hinsicht. Und – Hype um das Album?! Huch! Ich hab das ‘damals’ so mitgekriegt, dass sich zum Bedauern Waters keine Sau für das Album interessierte.
        Ich finde es sehr unterbewertet, was diesem eigentlich so nicht gerecht wird. Man könnte sogar so weit gehen und sagen: Das ist das Floyd-Album, das nie als solches erschienen ist. Es hat sehr viel Potential und eine Dynamik, die bei früheren Waters-Alben nicht so present war.
        Waters war immer am besten, wenn er bissig war (Animals, The Wall, AtD). Nun, wenn er sich darauf besinnt, wirds vielleicht doch noch ne Platte geben… 😉

      • Avatar murph sagt:

        Hallo Tuco,

        ja Hype ist das falsche Wort. Ich habe gemeint, dass ATD gemeinhin als sein mit Abstand bestes Solowerk und als halbe PF Scheibe gilt. Ich seh das eben gar nicht so, sondern finde seine anderen beiden Soloalben viel kreativer und höre sie mir auch gerne, wenn auch nicht allzu oft, an. Just my 2 Euro-Cent 🙂

  2. Avatar Werner sagt:

    @ murph,
    »The Wall« erzählt von SEHR viel Zerrissenheit und Zwiespältigkeit. Ich beurteile solche Künstler (und Menschen) nicht nach ihren Aussagen, sondern nach ihren Werken. Immerhin teilen sie darin ihre Zerrissenheit mit uns, und offenbar identifizieren wir uns damit.

    Waters-Bashing würde ich auf meiner Webseite nicht zulassen, weshalb ich froh um deinen Kommentar bin. Es hat kritische Reaktionen gegeben, auch von mir, besonders nach seinem Interview für den “Herald Tribune” im Sommer. Aber das hat mit Basching nichts zu tun.

    Ich sehe das ganz genauso wie du „Dark Side of the Moon“, „Wish You Were Here“, „Animals“, „The Wall“ und „The Final Cut“ alles Werke die von Waters Gefühlswelt und Charakter leben. Ohne seinen „Mut“ die Dinge auch anzusprechen wären es keine solchen Meisterwerke geworden.

    Genau das fehlte meiner Meinung nach den beiden letzten Post-Waters Pink Floyd Alben. Es fehlte das anklagende Element.

  3. Avatar scarecrow sagt:

    »Dieser Staat ist auf das Wohl von einem Prozent der Bevölkerung ausgerichtet!«

    Hat Waters nicht erst eine Insel gekauft wo er Hotels für dieses eine Prozent der Bevölkerung bauen möchte?

    Ich bewundere Waters Lyrics, seine Gabe politische Themen in Songs zu verarbeiten. Aber oft wird das Ganze, sobald er sich ausserhalb eines Albums zu etwas äussert, irgendwie wieder relativiert.

  4. Avatar Manuel sagt:

    Da fallen mir nur Rick Wrights aussagen aus dem Mojo Artikel ein:

    Noch was:
    Keine Frage er ist ein guter Texter. Ob sich die Musik ohne die anderen so gut angehört hätte, wage ich zu bezweifeln. Die Credit Vergabe finde ich immer sehr Waters lastig. Was wäre “Mother”, “Another Brick in the Wall”, “Money” usw. ohne Gilmours Gitarrenspiel und Ricks Keyboard. Letztlich hat er ja dann meist nur eine Grobe Melodische Vorgabe geliefert. Ist es somit gerechtfertigt, dass er die alleinigen Credits bekommt??

    Über die Post Waters Alben und Gilmours Soloalbum kann man sicherlich streiten. Mir gefallen gefallen sie auch.
    Ich finds echt lustig wie er immernoch versucht, Ricks Aussage, dass er ihm immer den Bass stimmen musste, zu relativieren.

    Wenn man seine letzten Live-Auftritte ausserhalb seiner Tour gesehen hat, dann weiß man warum er kein neues Material mehr herausbringt, da dass wohl dann jemand anderst singen müsste.

    • Avatar Chris sagt:

      ‘Ist es somit gerechtfertigt, dass er die alleinigen Credits bekommt?? ‘

      Insbesondere Sheep nicht zu vergessen!

      Wie es sich mir bisweilen ja entdeckte, war Gilmour übrigens der eigentliche Caput (musikalisch betrachtet) hinter The Wall. Jener, welcher das Gros organisierte und die produktionstechnischen Visionen in das Projekt inkludierte. Da wirkt Waters Kommentar, Gilmour hätte N I C H T S mit The Wall zu tun, ja bei weitem noch belustigender. Und trauriger natürlich.
      Ich selbst übrigens halte ebenso wenig von AtD, dafür jedoch von Pros & Cons. Mit Gilmour’scher Unterstützung hätte es mir anstatt Final Cut sehr gut gefallen…

      Edit: Die Postmanvorlage hat Waters übrigens äußerst frei interpretiert, wie ich finde.

    • Avatar murph sagt:

      *Hust*

      Also, das nächste Totschlagargument. Ohne auch nur irgendeinen Hinweis auf antisemtische Anspielungen in den Aussagen von W. oder in der Occupy-Bewegung zu haben, wird kommentarlos der Link zu einem Artikel gepostet in dem Kritik am Finanzsystem mit Antisemitismus nahezu gleichgesetzt wird. Was soll das bedeuten?

      • Werner Werner sagt:

        Ich habe Simon´s link zur jüdische Allgemeinen nicht so Verstanden, dass er Waters als Antisemiten dastehen lassen will. Leider hat er sich selber nicht erklärt.
        Vielleicht zu harmlos gedacht von mir, aber, wenn du es so empfindest ist das Warnzeichen genug für mich. Weshalb ich seinen link entferne. Das letzte was ich auf meiner Floydseite möchte ist solche Anschuldigungen im Raum stehen zu lassen. Es gibt bessere Schauplätze, als meine Seite, an denen solcher Art politisches HickHack ausgetragen werden kann.

    • Avatar Simon sagt:

      Das hast du richtig erkannt Werner. Natürlich interpretiere ich Waters’ Verhalten nicht als antisemitisch, weder würde ich ihn als Antisemiten bezeichnen.
      Es ging in dem Artikel auch nicht über eine Gleichsetzung mit antisemitischen Verhaltensformen, sondern um strukturelle Ähnlichkeiten zu diesen. Da muss klar unterschieden werden – da sich die Absichten von strukturellem Antisemitismus und Antisemitusmus unterscheiden (können).

      Allgemein wollte ich mit dem Verweis auf diesen Artikel verdeutlichen, dass Schuldsuchen in irgendwelchen Großunternehmen einfach zu verkürzt ist – schlichtes schwarz/weiss & gut/böse Denken. Mir geht diese Occupy-Bewegung einfach auf den Piss – und Waters, der mit seinem Wirtschaften ebenfalls (auch wenn er nur ein kleiner Teil ist) Teil eines kapitalistischen Systems ist und dieses unterstützt, die Klappe aber soweit aufreisst und auf Weltversteher tut, sollte da lieber mal den Rand halten oder zumindest dafür sorgen, dass, wenn er eine Botschaft auszutragen hat, auch die jenigen zu dieser Zugang finden können, denen sonst aufgrund finanzieller Not dieser verwehrt bleibt.

      Ums kurz auf den Punkt zu bringen: wieso sollte man jemandem Glauben schenken, der Menschen das Geld aus der Tasche zieht?

      • Avatar Simon sagt:

        Waters verkauft antikapitalistische Botschaften – das ist ein ziemlich harter Widerspruch, doch nehme ich das so wahr.

      • Avatar Simon sagt:

        Und nochwas:

        ich bin mir auch meiner Schuld, bzw. meiner Beteiligung am kapitalistischen System bewusst, doch halte ich es für falsch, Schuld komplett von sich zu weisen. Ich zähle mich nicht zu den angeblichen 99% der unschuldigen Masse.

        Anfangen sollte man bei sich selber, und das gilt für alle, für den Manager, für mich oder für Roger Waters. Gesellschaftliche Veränderungen entstehen nicht, wenn man einen Sündenbock gefunden hat und ihn isoliert.

      • Avatar murph sagt:

        Hallo Simon,

        was genau willst du uns mitteilen ?

        Was heisst “Geld aus der Tasche ziehen” – das macht doch jeder der etwas verkauft. Und die Marktwirtschaft, in der wir alle gerne leben, ist darauf aufgebaut. Insofern dürfte man absolut niemanden “Glauben schenken” (und was heisst das wiederum?)
        Und ich verstehe den Artikel so, dass Kritik am Finanzsystem (also auch deine Kritik am Kapitalismus?), ausgedrückt durch die Occupy-Bewegung, mit Antisemitismus (strukturell hin oder her) gleichgesetzt wird, was ich für ziemlich fragwürdig halte.
        Ich verstehe schon, dass Werner solche Diskussionen von der Website fernhalten will, andererseits ist ein nicht ganz unbeträchtlicher Teil der PF Faszination auch solchen grundlegegenden gesellschaftlichen Fragen zu schulden, die Waters in seinen Werken anspricht.

    • Avatar Simon sagt:

      Gut, lassen wir diese Antisemitismus-Frage einfach mal weg (möchte jedoch nochmal betonen, dass der Unterschied, mit Absicht gegen das Judemtum zu wettern, oder “lediglich” (und wahrscheinlich unbewusst) strukturell antisemitisches Verhalten zu tätigen, nicht gleichzusetzen ist.

      Es mag sein, dass sich Menschen durch Waters Show eher das Geld aus der Tasche ziehen lassen und bereit sind, solche hohen Ticketpreise zu zahlen, doch haben Konzertveranstalter_innen auch genau diese Absicht. Natürlich handelt es sich hierbei um eine teure Show, doch betrachtet man einmal die Jahreseinnahmen von Roger Waters, sollte deutlich werden, dass es hierbei nicht nur darum geht, die Kosten wieder rein zu holen.

      “Glauben schenken” soll heißen, dass der Typ (in dem Fall Waters) der da auf der Bühne steht, auch zu dem steht, was er von sich gibt. Daran zweifel ich. Es handelt sich m.E. bei Waters Show nicht um irgendwelche aufklärende Arbeit, sondern um Show/Sensation/Entertainment. Habe ich prinzipiell nichts gegen, doch solch einen Widerspruch zu produzieren (antikapitalistisches Gut verkaufen), finde ich etwas fragwürdig.

      Ich persönlich versuche gerade Kunst (in Form von Musik) immer isoliert von finanziellen Werten zu betrachten, bzw. der Musik keine finanzielle Codierung zu geben. Erstens kommt es da schnell zur Kategorisierung (“Konzert A war teurer als Konzert B, ergo hat Konzert A einen höheren (finanziellen sowie künstlerischen Wert). Zweitens kann irgendein Preis o.ä. nicht das ausdrücken, was ich für ein Werk empfinde, und ich denke (und hoffe), dass das uns allen so geht. Ich glaube, dass Pink Floyd Werk ist viel zu mächtig, als dass so eine Diskussion es in irgendeiner Weise antasten könnte.

  5. Avatar JOACHIM sagt:

    “Es gibt bessere Schauplätze, als meine Seite, an denen solcher Art politisches HickHack ausgetragen werden kann.”
    Diesem Satz kann ich nur zustimmen,für Debatten dieser Art wurde diese Seite mit Sicherheit nicht geschaffen.

    Und Zu ATD.Ich sehe es absolut nicht “…als das Floyd Album das als solches nie erschienen ist “.Mal abgesehen von vier Songs ist es ein totaler Langweiler,und durch und durch ein Waters typisches Werk.Man merkt dem gesammten Album an das ihm die Floyd typische Magie fehlt.Das spiegelt sichj auch in seinen Konzerten und auftritten wieder.Man sehe sich nur den Auftritt beim Live Earth Konzert an.das klang meiner Meinung nach doch sehr schauderhaft.

    Und zu seinen neusten Aussagen im “Occupy” Video.Na ja,man weiß ja so langsam wie er drauf ist, wenn er nicht grade auf Gilmour schimpft dann eben auf den Rest der Welt.nur leider vergisst er dabei,das er vielen Menschen damit ganz schön auf die Nerven geht.Findet dieser Mensch eigentlich nie den Frieden und die Ruhe um zufrieden zu sein ?

    Na denn bis denne
    Achim

  6. Avatar Henning sagt:

    Hallo, ich finde Waters hat jedes Recht sich aufzuregen.
    Zwar gehört er vermutlich auch zu den wohlhabenden 1 %, aber
    a) hat sein Geld ja in erster Linie als Künstler und nicht z.B. als Vorstandvorsitzender eines Rüstungskonzern oder einer Bank verdient.
    b) bin ich mir sicher, dass er großzügig spendet. Soweit ich weiss, gibt es seit DsotM-Tagen eine Stiftung die aus seinem Vermögen verschiedene Projekte unterstützt. Auch gerade jetzt läuft ja eine Aufruf über seine Webseite, bei der die Spendensummer verdoppeln will.
    c) hat er ja auch das Recht sein Geld durch Investion vermehren – das passiert ja de facto auch wenn er es aufs Sparbuch legt. Sie dazu auch seine Erläuertungen im Making of DsotM.
    d) erklärt er ja auch in dem Video das er durchaus bereit ist, mehr Steuern zu zahlen. Ich vermute aber auch, dass er in so einem wissen möchte was mit den Mehreinnahmen genau geschieht.

    Waters ist bestimmt kein Heiliger und -wie oben beschrieben- als Künstler gerade wegen seiner Widerspüche und Wut interessant. Aber ihn, nur weil er reich ist “verlogen” zu nennen, wenn ich sich mit den “99%” solidarisiert, greift zu kurz.

    Henning

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