Roger Waters kündigt in Rundumschlag gegen David Gilmour Animals Boxset an

Patrick sagt:

” Limited”? auf wie viele Stücke denn?

Am meisten hat mich an der Sache die Ankündigung von Waters Biographie gefreut. Da bin ich mal gespannt, auch wann die raus kommt.

Christian sagt:

Uff – das ist eine herbe Enttäuschung:
Neues Release mit schönem Cover, eher unnötigem Remix und sonst nichts….
– Kein Making Of obschon Interviews wie bei WYWH und Dark Side existieren (siehe PF Exhibition)
– Keine Live-Aufnahmen, Demos oder Videos
– Waters veröffentlicht die Notes im Video als sekundenlange Snippets
– Er kündigt Memoiren an und schneidet ein David-Video dazu rein

Irgendwie ist das alles nur noch traurig. Freilich erwerbe ich die Box, glücklich damit werde ich indes nicht.

Philipp sagt:

Ich habe das heute noch etwas sacken lassen. Ein Grund warum wir noch keine offizielles Statement auf der PF-Seite haben, ist möglicherweise, dass dieser Schnellschuss in keiner Weise abgesprochen war (die Beleidigungen Richtung Gilmour sowieso nicht). Möglicherweise kommuniziert Roger jetzt nur noch auf diesem Wege mit dem PF-Management und die haben von seiner Freigabe auch erst heute erfahren. Das gepostete Layout sieht aus wie der Draft, den Powell Roger ggf. 2017/2018 gegeben hat. Warum sollte man 2021 das Jahr 2018 dick und fett darauf schreiben (auch wenn der Remix in dieser Zeit erstellt wurde). Aus Marketingsicht macht das gar keinen Sinn. Es sind auch keine Katalognummern oder ähnliches zu sehen. Ich glaube nicht, dass wir hier nicht das fertige Produkt sehen und im Hintergrund jetzt nochmal ordentlich Hand angelegt wird. Eine offizielles Statement könnte noch etwas dauern. Mal sehen, ob wir die Veröffentlichung nach der Nummer von Roger überhaupt zu sehen bekommen.

Rüdiger sagt:

Der im Forum in dieser Angelegenheit gegen Roger Waters gerichtete Impuls ist intensiv und weitgehend einhellig: Das möchte ich zwar nicht zum Anlasse nehmen, für seine Position zu werben. Aber es gibt doch gute Gründe, seine Handlungsmotive nachzuvollziehen, weil meines Erachtens auch nicht viel dabei herauskommt, wenn Mr. Waters ebenso gewohnheitsmäßig wie stereotyp und vorschnell mal wieder zu dem Schurken in dem Stück erklärt wird, das seit geraumer Zeit aufgeführt wird: Wer hat die Definitionsmacht über das Erbe von Pink Floyd und unter Zuhilfenahme welcher Strategien wird hier verhandelt?
Die Motive David Gilmours, die Freigabe von Animals (in leider nur geringfügig variierter Version) aufgrund der (zunächst vorgesehenen) Zugabe von Informationen dokumentarischen Charakters zur Entstehung des Werks zu verzögern und schließlich – jedenfalls in dieser Form – zu verhindern, sind im Grunde nicht plausibel nachvollziehbar. Bei Gilmour scheinen hier unausgesprochene irrationale Motive eine Rolle zu spielen. Jedenfalls ignoriert er aus kaum nachvollziehbaren Gründen das musikalische Werk von Pink Floyd der zweiten Hälfte der siebziger Jahre (exklusive The Wall 1979), also Animals (1977) und sein erstes Solo-Album (1978) (übrigens mein Favorit unter seinen Solo-Alben). Die Musik beider Platten wurde von ihm – als sei sie nicht existent – bei sämtlichen Auftritten routinemäßig ausgelassen. Gerade so, als handele es sich um eine nicht erinnerungswürdige Phase. Und ja, es war es die Zeit der noch jungen Ehe mit Ginger und den gemeinsamen kleinen Töchtern. Diese Erinnerung mag nicht so gut passen zur Gegenwart des von ihm gerne so hervorgehobenen „happy family life“ mit Polly und dem Nachwuchs aus dieser Beziehung. Schaut man sich den im Grunde gelungenen Film „Wider horizons“ über Gilmour an, dann erfahrt man so viel über ihn: Seine Herkunft wird erwähnt, seine Eltern werden vorgestellt, seine musikalische Frühentwicklung wird thematisiert, natürlich wird auch sein maßgeblicher Beitrag zum Werk von Pink Floyd behandelt und sein begnadetes Gitarrenspiel bewundert, auch seine Familie wird ausführlich vorgestellt – nur eins fällt auf: Ginger hat es nie gegeben, wie überhaupt die zweite Hälfte der Siebziger. Eine merkwürdig fehlende halbe Dekade?!
Kurz: Roger Waters geradezu schmerzhaft zupackende Art kommt eben nicht so gut an, er hat quasi den Trichinen-Stempel weg – er weiß es auch und macht sich nichts draus, was auf eine Weise schon wieder Anerkennung verdienen könnte. David Gilmour ist demgegenüber der deutlich charmantere, der smarte und geschmeidigere Typ, gut im Weglächeln, stark im Ignorieren, wenn er es für die strategisch angemessenere Form hält, die Dinge (nicht) zu behandeln. Also auch Animals, und wenn es dann gar nicht mehr anders geht, dann eben in reduziertester Form, also auch ohne Mark Blake. – „David wants Pink Floyd to remain enigmatic“ ? Die Entstehungsgeschichte von Animals und die Wirkungsgeschichte dürfe nicht dokumentiert werden? Und dies mit der Begründung, der rätselhafte Schleier über der Band dürfe nicht weggezogen werden? Warum gab es dann das Interview im Musician (1992), wo er so ziemlich jeden Schleier zerrissen hatte und Roger daraufhin – für ihn allemal ungewöhnlich – ebenso überrascht wie irritiert reagierte: „What do you want me to do, shoot him in the other foot?“. Warum hat David – wenn das Enigmatische denn angeblich so wichtig ist – das „Rätsel“ Roger Waters mit hartnäckiger Vehemenz „entschleiert“: Den angeblich geradezu kläglich schlechten Bassisten, den ehemaligen Band-Kollegen, der auf geradezu obsessive Weise als „our Lyricist“ disqualifiziert wurde, und gemeint war: Das konnte er, aber auch nur das. Und rückblickend sogar noch nicht einmal das, denn ihm wird von Frau Samson eine Textzeile unterstellt, die er so nie geschrieben hat. Aber wenn davon abgesehen das Rätsel Pink Floyd partout nicht gelöst werden darf, warum gab es dann mit Zustimmung und Mitwirkung die Immersion Boxes, die eben ein Werk im Werden thematisieren und so gesehen dokumentarischen Charakter haben?
Wenn David Gilmour Pink Floyd schon vor geraumer Zeit definitiv für „tot“ erklärt hat, die Band demzufolge nun eben auch nicht mehr existiert, dann weiß ich übrigens nicht, warum er noch ewige „Totenwache“ am leeren Sarg hält. Hier werden aber nicht nur die „Mortal remains“ verhandelt, sondern die zeitgenössische Gegenwart von Pink Floyd im Zeitraum von 1968 bis 1983 und Roger Waters hat ungeachtet des ihm verwehrten Zugangs zum offiziellen floydschen Kommunikationskanal als Teilhaber dieser Phase aus seiner Perspektive das vorläufig Nötige dazu gesagt. Über die Performanz lässt sich streiten, gewiss, aber er ist auf durchaus schätzenswerte Art immer mit offenem Visier unterwegs – von David Gilmour würde ich es mir wünschen….

Michael F. sagt:

Ich habe mir eben nochmal auf Waters’ Seite den Auszug aus seinen künftigen Memoiren durchgelesen. Das ist schon echt harter Tobak! Auch die Wortwahl und Ausdrucksweise ist keine feine englische Art. Zitat: “Well! The reason everything DG is saying here to David Fricke sounds like gobbledygook (dt. Blablabla) is because it is fucking gobbledygook. He has no fucking idea what he’s talking about. Why? Because unless he was hiding under the fucking chair, DG wasn’t there when I made that SFX tape loop for Money in the studio. […]” Er unterstellt hier Gilmour, bzgl. “MONEY” nichts als Gülle erzählt zu haben, weil er gar nicht dabei gewesen sei, als der Loop entstanden ist. Es sei denn, er habe sich unter irgendeinem Scheiß Stuhl versteckt. Waters kündigt ja weitere solche Stories an. Dürfte sehr interessant werden. Amüsant eher nicht. Ich vermute, das wird die Generalabrechnung.

Schwabe sagt:

Um ehrlich zu sein, verstehe ich das Problem von Herrn Waters nicht. Und auch von den Leuten nicht, die ihn verteidigen. Er hat damals Pink Floyd verlassen. Dann gab es langes geklage über den Namen etc. und die Entscheidung war offiziell, Pink Floyd gibt es noch, “Eigentümer” sind Gilmour und Mason und Waters ist nicht mehr dabei.
Das kann ihn natürlich ärgern (würde es mich auch), weil er das falsch findet, und man kann darüber streiten, dass große Bands irgendwann weniger eine Gruppe von Musikern als eine Firma sind, die den aktuellen Bandmitgliedern gehört, aber so ist das nun mal. Und die offizielle Pink Floyd Seite ist ja keine Fanseite sondern eben der Webauftritt von den Personen, denen Pink Floyd jetzt gehört, die dort informieren möchten über Ihre Infos. Das ist legitim. Ein “Recht” wie er es versucht darzustellen hat er gar nicht und das finde ich so ärgerlich. Er versucht zu suggerieren, dass er eigentlich immer noch der Boss ist und Gilmour das nicht akzeptiert. Aber er ist nun mal raus, weg und hat damit nichts mehr am Hut.

Herr Peter Hartz regt sich ja auch nicht auf, dass er bei Pressekonferenzen von VW nicht über seine Projekte seit seinem Austritt 2005 vom Vorstand berichten darf.

Und der Exmann versucht auch sehr selten mitzubestimmen wo die ExFrau mit dem neuen Partner Urlaub machen soll, nur weil er auch mal lange mit ihr verheiratet war.

Und mit Rogers Aktionen und Kommentaren seit es Pink Floyd ohne ihn gab, braucht er dann auch nicht denken die Herren sind ihm irgend welche Freundschaftsgesten schuldig.

So sehe ich das eben.