Roger Waters 15.4.2011 Prag, O2 Arena
Mein viertes The Wall Konzert der aktuellen Roger Waters Tour 2011 erlebte ich am 15.4. in Prag. Ich war 1994 schon einmal bei einem Konzert in Prag gewesen. Damals spielten Pink Floyd im riesengroßen Strahova Stadion. Eigentlich hätte ich mich noch an die langwierige Autoreise von damals, erinnern müssen.
Zu fünft stauten Christian, Heinrich, Ernst, Wolfgang und ich uns von Linz ab 13:30 Uhr, auf schmalen Straßen mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern gemeinsam über hügelige Landschaften, vorbei an kleine Dörfern und Solarkraftwerken, bis nach Prag. Unser großes Plus war, dass wir mit Christian den allerbesten Fahrer weit und breit hatten. Er brachte uns sicher in seinem VW in die tschechische Hauptstadt! Um 18:15 Uhr schließlich entstiegen wir nur leicht zerknautscht, aber in ausgezeichneter mentaler Verfassung, dem Fahrzeug. Wir gingen vorbei an den vielen LKWs des Waters´schen Fuhrparks, bis wir schließlich vor der großen O2 Arena standen.
Bei der Abendkasse, der Waters-Presale Kartenumtausch klappte wieder einwandfrei, trafen wir weitere Freunde aus Österreich (Gabriele, Michael und Brigitte) und ich meine liebe Maria, die sich heute ihr erstes The Wall Konzert gab. Die Sicherheitskontrollen beim Zugang in die Halle stehen einem Flughafen um nichts nach. Gott sei Dank mussten wir nicht auch noch die Schuhe ausziehen! Meine süße Digitalkamera wurde natürlich beanstandet, meine Versuche sie als Mobiltelefon zu deklarieren scheiterten jäh und der junge Herr meinte, dass ich noch mal zurück an den Start der sich anstellende Menschenschlange musste, vorher jedoch noch geschwind die Kamera irgendwo abgeben müßte. Ich befolgte seinen Rat nur zum teil und ging beim benachbarten Eingang ohne Probleme durch den “Hochsicherheitscheck” in die Halle. Einziger Verbesserungsvorschlag meinerseits wäre vielleicht noch die Anschaffung eines Nacktscanners, das würde das Sicherheitsgefühl noch deutlich erhöhen. 😉
Das Merchandising bot, dass eine oder andere T-Shirt, das ich in Mailand oder Zagreb noch nicht gesehen hatte. Ich verabsäumte es wieder etwas zu kaufen, erstens hatte ich keine Kronen und zweitens sprach mich auch nichts richtig an und die Preise sind immer noch etwas zu hoch, aber daran wird sich auch nichts mehr ändern. Ein T-Shirt und Tourprogramm kaufe ich mir trotzdem noch bei einer der nächsten Gelegenheiten.
Um 19:30 Uhr betrat ich die beeindruckende Arena und schon packte mich wieder die Vorfreude auf das was kommen wird. Ich saß heute zum ersten Mal auf der linken Seite, der “Nobody Home” Seite, also wieder ein neuer Blick auf die Bühne und die “Wall”. Das Konzert war wieder außerordentlich gut, die Musik unheimlich druckvoll gespielt und die visuellen Eindrücke wieder umwerfend. Ich hatte das Gefühl bei “Young Lust” neue visuelle Szenen gesehen zu haben.
Was mir sofort auffiel, das war die im Vergleich zu Mailand oder Zagreb, deutlich zurückhaltendere Reaktion des Publikums. Es schien so, als ob der Funke einfach nicht übersprang. Keine Ahnung woran es lag! Entweder waren die Leute so schwer beeindruckt, keine Frage The Wall ist keine “Show” im herkömmlichen Sinn, das hat nichts mit “Greatest Hits” oder einer geilen Lasershow zu tun. Unvorbereitet zur “Show” gegangen zu sein wird dem einen oder anderen möglicherweise die Sprache verschlagen haben. Vielleicht ist es generell so bei Konzerten in Prag? I cant say! Oder das alles berührte gar nicht mehr so sehr, die Übersättigung aus Medien und anderen Genres hat vielleicht dazu beigetragen. Das nicht nur ich das Publikum, als sehr zurückhaltend empfand, dass bestätigte auch der Gitarrist Dave Kilminster bei einem Eintrag auf Facebook. Er fragte sich, ob da gestern überhaupt Publikum im Saal war oder ob es sich vielleicht um ein Rehearsal handelte?
Dave Kilminster: You mean there was an audience in Prague? I thought we were doing a dress rehearsal!!! Seriously though, they were a little reserved… hopefully it was just shock! Bit of a shock after Zagreb though, which was an AMAZING audience!!!!!
Er hofft darauf, dass das Publikum vielleicht zu schockiert war um Beifall oder andere Reaktionen zu zeigen! Aber auch die Band war von der “Wenig-Reaktion” des Prager Publikums, speziell, nachdem Zagreb Konzert, etwas geschockt! Das beantwortet auch gleich die Frage: “Warum sich dieses Konzert mehr als einmal ansehen? Es ist ja immer das gleiche!” Eben nicht, wie dieser Abend bewies! Meine Güte war ich froh, dass ich das “Stimmungsgegenteil” in Mailand und Zagreb erlebt habe!
Ansonsten fiel mir noch auf, dass Roger bei “The Show Must Go On” einige Schuss mehr mit seiner Maschinenpistole abfeuerte! Und dass er bei “Tear Down The Wall” sehr lange auf der Bühne blieb, die “Steine” wackelten schon, erst im letzten Moment kurz bevor die Mauer einstürzte, brachte er sich noch in Sicherheit! Danach war es fast unheimlich still, zum ersten Mal nicht ganz unpassend, man hörte Roger wie er mit der Trompete spielte, und immer noch sehr ruhig in der Arena. Bei den anderen Konzerten, die ich bisher sah, sprach Roger nach “Outside The Wall” noch einige sehr persönliche Sätze. Er ging darauf ein, wie es ihm heute im Vergleich zu damals geht, und wie sehr ihm die Konzerte und das Publikum Freude bereitet, aber in Prag gab es diese Ansage nicht. Er ging gleich dazu über die Band vorzustellen und nach einigen “Thank you very much”, war er dann fort, der Roger.
Mir hat das Konzert wieder sehr gut gefallen! Ich bereue es absolut nicht hier gewesen zu sein, aber wenn ich nächstes Mal entscheiden müsste, wohin die Reise gehen soll, dann sicher nicht mehr für Prag! Ganz kurz vor der Abreise traf ich noch Markus Bratusa und seine “phi” Bandkollegen. Die anschließende Autofahrt nachhause war dann auch noch um gut 90 Minuten kürzer.
Ende gut, alles gut.
15.4.2011 Prag O2 Arena |
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Meine Karte: Sektor 102, Reihe 5, Platz 4, Preis: €124. Einlass: 18:30, Show: 20 Uhr. Die O2 Arena ist eine Multifunktionshalle und bietet bei Konzerten 18.000 Zusehern Platz. |
Fans beim Konzert: Michael Mayr, Brigitte Mayr, Maria Haider, Werner Haider, Markus Bratusa, Heinrich Hofeneder, Christian Stieblehner, Gabi Tiefenböck, Ernst Tiefenböck, Wolfgang, Nick Koch, Markus Brandstetter, Thomas Papp, Kurt Studener, Stefan Aichhorn |
Band: Roger Waters - Vocals, Trompete, Bass, Guitar Snowy White - Guitar Dave Kilminster - Guitar Graham Broad - Drums G.E. Smith - Guitars Jon Carin - Keyboards Harry Waters - Keyboards Robbie Wyckoff - Lead Vocals Jon Joyce - Backing Vocals Mark Lennon - Backing Vocals Michael Lennon - Backing Vocals Kipp Lennon - Backing Vocals |
Songliste: 01. Spartacus Intro 02. In The Flesh? 03. The Thin Ice 04. Another Brick In The Wall, Pt.1 05. The Happiest days Of Our Lives 06. Another Brick In The Wall, Pt.2 07. Mother 08. Goodbye Blue Sky 09. Empty Spaces 10. What Shall We Do Now 11. Young Lust 12. One Of My Turns 13. Don't leave Me Now 14. Another Brick In The Wall, Pt.3 15. The Last Few Bricks 16. Goodbye Cruel World 17. Hey You 18. Is There Anybody Out There? 19. Nobody Home 20. Vera 21. Bring the Boys Back Home 22. Comfortably Numb 23. The Show must Go On 24. In The Flesh 25. Run Like Hell 26. Waiting for The Worms 27. Stop 28. The Trial 29. Outside the Wall |
Nächstes Konzert: 16.4.2011 Prag O2 Arena Vorheriges Konzert: 13.4.2011 Zagreb Arena |
Waters Konzerte in Prag: 10.06.2002 Prag Paegas Arena 13.04.2007 Prag Sazka Arena 15.04.2011 Prag O2 Arena 16.04.2011 Prag O2 Arena |
“ruhig” kann ja auch heißen “ergriffen”. Schließlich kann man nicht gleichzeitig johlen, kreischen, toben und offenen Sinnes fasziniert sein. “Ruhig” ist mir sympathisch.
Da gebe ich dir völlig recht, ruhig kann auch ergriffen heißen. Aber sogar die Band hatte den Eindruck nicht bei einem Konzert sondern bei einer Probe zu sein. Gitarrist Kilminsters Facebook Kommentare dazu:
“You mean there was an audience in Prague? I thought we were doing a dress rehearsal!!! Seriously though, they were a little reserved… hopefully it was just shock!!!!! :O)”
Also das war schon was anderes, als das “ruhig” von dem du sprichst!
Toller Bericht! 🙂 Da kommt echt Freude auf! Die Deutschlandkonzerte finden ja auch in paar Wochen statt 🙂
Frage zum Merchandise: In den USA gab es ja diese seperaten Städte-Tour-Shirts. Gibt es diese auch bei der Europa-Tour?
Servus Manu,
nein leider gibt es solche T-Shirts bisher noch nicht!
Hallo Werner,
zuerst einmal freut es mich, dass du die Show nun mittlerweile mehrere Male gesehen hast und auch begeistert bist.
Ansonsten finde ich es ja schön, wenn Fans ergriffen sind, jedoch äußert sich diese Ergriffenheit in der Regel in frenetischen Beifall oder irgendwelche anderen Gefühlsausbrüche, oder?
Ist zumindest meine Konzerterfahrung der letzten 100 Jahre 🙂
Vielleicht ist Prag nicht so die Adresse für diese Art von Musik !?
Nun denn, ich klatsch auf jeden Fall jetzt schonmal für die kommenden Konzerte !!
Liebe Grüße
Martin.
The Wall ….
Hallo…. ich war am samstagkonzert und eigentlich die gleiche reaktion . Aber die freunde aus der ehemalingen CSSR nehmen das sicher anders auf wie wir . Immerhin sind ” die ” ja auch ein teil der geschichte die auf sehr eindrucksweise erzählt wurde ….. So von der anderen seit der mauer aufgewachsen sieht man sicher anders glaube ich . Aber die show war der wahnsinn …. wau
Grüsse aus Wien……
Ps. Unbedingt ansehen… egal wo !
ich kann bzgl. stimmung nur bestätigen: das war – rein vom publikum her – das furchtbarste konzert, das ich je gesehen habe. ich hab mich fast ein wenig fremdgeschämt über die phlegmatische zusehermasse…ich mein, wenn bei run like hell gefühlte 10 menschen mit klatschen ist das schon ein wenig seltsam…und das bei einem stehplatz-konzert….ich setz jetzt alle hoffnungen auf mannheim am 4.6.
Gruß
Thomas
Hallo Werner!
Dein Bericht ist wirklich gelungen – danke dafür!
Auch ich war gestern (16.4.) in Prag und kann dir berichten, dass es am 2. Tag nicht viel anders war… wir waren auch etwas erstaunt darüber, dass das Publikum sehr ruhig dabei war.
Wenn man zu so einer grandiosen Show geht, dann weiss man doch ca was da auf einem zukommt… oder? Es wurde kaum mitgesungen, überraschend wenig Beifall gespendet… und das für so ein grandioses Werk…
Trotz allem bin ich sehr glücklich dabei gewesen zu sein…
Alles Liebe an Euch
Maria
Ich war am Samstag auch beim Konzert,eigentlich bin ich enttäuscht,nicht von der Show,sondern vom Publikum(Stehplatz-drängerei kenn ich normalerweise nicht).Beim Einlass bin mir wie am Flughafen vorgekommen,ich hoffe Düsseldorf wird besser.Bei so einer Show wären Sitzplätze besser(überhaupt bei dem Publikum-vielleicht waren sie wirklich geschockt)Sound und Show war sehr gut
Markus
Hallo, wir waren 18 Leute aus Wien und sahen The Wall am 15.4.
Ich kann mich nur bedingt der “Kritik” anschließen, da es unsere 1. Wall war und wir keinen Vergleich haben. Wir hatten Stehplätze, sind aber aus Platzmangel “geflüchtet” und sahen die Show verteilt auf “Sitzplätze” (auf den Stiegen im 1. Rang). Es war für uns alle das Beste was wir je gesehen haben. Man kann es mit keinem anderen Konzert vergleichen und wir waren auch alle “geschockt” oder berührt oder ergriffen. Man kommt vor lauter schauen und hören gar nicht dazu auf die Stimmung zu achten – ich z.b. war in meiner eigenen Welt und habe es ganz einfach nur genossen.
Aber vielleicht sollten wir ja doch noch einmal wo hinfahren um einen Vergleich zu haben.
Super Dein Bericht übrigens!
LG Eva
Servus Eva,
Ich verstehe dich voll, dass Konzert selbst war ja auch genial, unabhängig davon ob da mehr oder weniger geklatscht wurde! Es war halt nur der Unterschied zu Zagreb und Mailand so eklatant für mich, aber das ändert nichts an der Wirkung der Show!!
Sicher ein 2. Konzert würde Dir sicher gut tun. 🙂
Wie wäre es mit Budapest? Das wäre von Wien aus gut erreichbar!!
bye
Werner
Hallo Eva !
Vielleich Budapest dann könnte der eine oder andere seine “günstigen” forint ja brauchen . ggg Und die anderen können wieder karten kaufen üben. ggg
Grüsse Schworzer (langhaar vom bus)
Hallo Ihr!
Wir waren am 15.4. beim Konzert und es war genial. Über das Publikum habe ich mich gar nicht mehr gewundert, denn ich kenne die Prager nur so – scheint halt zu deren Mentalität zu gehören eher reserviert der Musik zu lauschen. Danke für Deine tolle “Reportage”!
Danke Kirstin,
und wenn die Prager immer so drauf sind, dann ist das auch okay!