The Australian Pink Floyd Show 17.4.2018 Bielefeld Stadthalle
Von Oliver Thöne
Nachdem ich die Aussie Floyds seit 2005 knapp ein Dutzend Mal gesehen habe, hatte ich nach der „Wish You Were Here“- Tour 2015 weiteren Besuchen ihrer Konzerte eigentlich abgeschworen. Grund war im Wesentlichen, dass sie sich zuletzt nur noch wiederholten, musikalisch hatte ich gar nicht so viel auszusetzen, außer dass mir die Band selbst zunehmend gelangweilt von ihrem eigenen Programm schien.
Die Setlist der aktuellen „30 Years of Celebrating Pink Floyd“ – Tour hat mich dann aber doch neugierig gemacht. Lag der Fokus bei den vorausgegangenen Konzertreisen stets auf den „Big 3“ plus reichlich Material aus der Spätphase –man könnte sagen es war das PULSE Programm angereichert mit zusätzlichen Wall Songs – berücksichtigte man dieses Jahr in erfreulichem Umfang die Pre-Dark Side-Zeit. Natürlich sparte die Band dennoch nicht an „Greatest Hits“.
Die Aussies traten zum wiederholten Mal in der Bielefelder Stadthalle (Kapazität 2200) auf, hatten sich in den Vorjahren allerdings an der mehr als doppelt so großen Seidenstickerhalle und dem mehr als dreimal so großen Gerry-Weber-Stadion versucht. Dort waren sie von einem Ausverkauf weit entfernt, hatten aber wohl jeweils um die 4000 Zuschauer angelockt. Die nicht übermäßig schöne, aber durchaus atmosphärische Stadthalle war schätzungsweise zu 90-95% gefüllt.
Überraschenderweise war die Bühne mit einem weißen Vorhang vollständig abgedeckt, als das Konzert mit einem wummernden Orgelteppich recht pünktlich startete. Zuerst der Keyboarder, dann nach und nach die anderen Musiker wurden von hinten angestrahlt, so dass ihre Schatten überlebensgroß auf den Vorhang projiziert wurden, während sie dahinter Obscured by Clouds und When You’re in spielten. Ein sehr schöner Effekt, erinnerte ein wenig an Pink Floyds „Look Of the Week“- Auftritt 1967. Die beiden Songs, leider zusammen nur ca. fünfeinhalb Minuten lang, waren für mich auch gleich der Höhepunkt des Abends: Kräftige Bässe, treibende Drums, etwas orientalisch klingende Keyboards und sehr gutes Pedal-Steel-Spiel von Steve Mac bei gewohnt lautem, aber kristallklarem Sound. OBC ist wirklich ein toller Opener, das Publikum quittierte das mit viel Applaus, obwohl wahrscheinlich die wenigsten den Song kannten.
Mit In The Flesh? begab sich die Band dann zurück auf gewohntes Terrain, wobei mit dem Eröffnungsakkord ganz floydlike der Vorhang fiel und sich das im Vergleich zu meinem letzten Aussie Floyd Besuch nur leicht modifizierte Bühnenbild mit obligatorischem Mr. Screen zeigte. Im ersten Set stach noch Shine on You Crazy Diamond hervor, welches komplett gespielt wurde. Leider ist es der Band nicht gelungen, die beiden Hälften ineinander übergehen zu lassen, so dass eine unschöne Pause zwischen Part 5 und 6 blieb. Trotzdem überzeugte vor allem die zweite Hälfte, auch wenn man sich wie immer strikt an die Albumversion gehalten hat und es noch schöner gewesen wäre, wenn die beiden Gitarristen in Part 8 aus dem Albumkorsett ausgebrochen wären und ein wenig improvisiert hätten. Bis zur Pause ging es dann mit dem üblichen Best of- Programm weiter, vor allem Another Brick wurde vom Publikum erwartungsgemäß begeistert aufgenommen. Mich langweilten die Dark Side und Wall Songs leider wieder.
Nach der Pause ging es dafür mit einem weiteren Schmankerl weiter: See Emily Play eröffnete das zweite Set. Netter Song, leider an dieser Stelle vollkommen deplatziert. In der allgemeinen Unruhe der Platzsuchenden ging er ziemlich unter. Es folgte Pigs, vom Publikum mit viel Applaus bedacht. Allerdings habe ich die Aussies das schon mal druckvoller spielen hören. Nach Wish You Were Here kam dann das von mir mit Spannung erwartete Fat Old Sun, das zunächst in der Album-Version begonnen, nach dem Gitarrensolo aber in der 70/71er fortgesetzt wurde. Es schloss sich also ein relativ ausgiebiger „Jam“- Teil mit schönem Orgelsolo an, das sich unterstützt von erneut kräftigen Drums und rauen Gitarren furios steigerte, bis zum Finale des Songs die zweite Strophe nochmal – dieses Mal elektrisch – wiederholt wurde. Ich fand’s gelungen, insgesamt hielt sich der Applaus leider in Grenzen. Bis zum Ende des Konzertes war es dann umgekehrt, Sorrow war gut aber nur One of these Days hat mich noch mal richtig gepackt. Einige Songs spielen die Aussies meines Erachtens besser als das Original, und One of these Days gehört dazu. Der Rest ist abgedroschen, aber leider Pflichtprogramm, was die euphorischen Reaktionen auf Run like Hell, Time und Comfortably Numb gezeigt haben.
Alles in allem war es ein unterhaltsamer Abend. Der Sound war wie gesagt sehr gut und vor allem druckvoll, obwohl ich im 2. Set etwas weiter weg gesessen habe und es dort schon wieder fast zu leise fand. Die Lightshow war wie immer – insgesamt ansprechend, garniert mit Lasern, einem aufblasbaren Lehrer sowie Känguru und diversen, nicht immer gelungenen Videoclips auf Mr. Screen. Die Band hat es sich zur Aufgabe gemacht, Pink Floyd 1:1 zu kopieren. Und genauso spielten sie auch. Diese Herangehensweise läßt kaum Raum für eine eigene Gestaltung und auch eher wenig für emotionale Ausbrüche. Das muss man wissen, wenn man zur Australian Pink Floyd Show geht und fast alle im Publikum wollten das auch so. Ich fand allein die selten bzw. noch nie gespielten Songs interessant, deren Quote dieses Jahr relativ hoch war. Sehr ungewöhnlich, dass aus der Post-Waters Zeit, die die Aussies sonst überproportional aber ebenfalls immer mit denselben Songs bedient, dieses Mal nur Sorrow gespielt wurde. Wenn die Konzerte so abwechslungsreich bleiben, werde ich sicherlich nochmal hingehen, das übliche Best of 73-79 reizt mich allerdings nicht mehr.
Setlist:
Set 1: 01. Obscured by Clouds 02. When You’re In 03. In the Flesh? 04. Shine On You Crazy Diamond (Parts 1-5) 05. Shine On You Crazy Diamond (Parts 6-9) 06. Young Lust 07. The Great Gig in the Sky 08. Us and Them 09. The Happiest Days of Our Lives 10. Another Brick in the Wall (Part 2) | Set 2: 11. See Emily Play 12. Pigs (Three Different Ones) 13. Wish You Were Here 14. Fat Old Sun 15. Sorrow 16. One of These Days 17. Run Like Hell Zugaben: 19. Time 20. Comfortably Numb |
Ich danke Oliver für seinen Bericht!
Schön gefällt mir, wir hatten bei unserem 2-ten Konzert eine schlechte Erfahrung gemacht.
Aber, eigentlich gibt es Bielefeld doch nicht!?
Ich kann Oliver nur voll und ganz zustimmen. Hab sie in der Porsche Arena in Stuttgart erlebt. Das gelangweilte herunterspielen gefällt mir auch nicht. Da sind die Brit Floyd mit viel mehr Begeisterung bei der Sache. Deshalb werde ich in Nürnberg bei Ihnen sein, zum 3. Mal. Aussie Floyd schon 5 Mal.