Roger Waters in Deutschland: 7.5.2023 Hamburg, Barclay Arena
Von Thomas P.
Bin vor zwei Stunden nach dem Konzert mit meiner lieben Frau wieder zuhause angekommen. Das war schon äußerst eindrucksvoll. Sowohl für unsere Ohren als auch Augen. Große Musik mit meist vielen visuellen Botschaften …
Viele heftige Bilder und Filme, so wie wir es von Roger seit Jahren gewohnt und nicht immer ganz einfach sind. Da ist es schwer sich immer wieder einmal von dem “Videokreuz” auf die Bühne mit den Musikern zurück zu besinnen, bzw. die Musiker direkt anzusehen. Wer nur wegen der Musik/den Songs gekommen ist, hat es glaube ich eher schwer. Wer aber akzeptiert oder es gut findet, wie Roger seine Musik und die der Floyds mit allen persönlichen und politischen Statements präsentiert, der wird nicht enttäuscht sein. Neben den vielen, z.T. recht brutalen Bildern, Filmen, Animationen (die manchen sicher auch zu viel sind), hat Roger auch einige Sequenzen im Konzert mit seinen Erläuterungen, Einlassungen (und darauf folgenden Songs) geliefert, die ihn äußerst menschlich, nachdenklich und sanft gezeigt haben z. B. Hommage an seine Frau und seinem letztes Jahr verstorbenen Bruder, oder auch die Bemerkungen zu Syd Barrett. Das Hamburger Publikum war meiner Wahrnehmung nach etwas sehr zurückhaltend. So z.B. seine Aufforderungen bei “Sheep”, dass die Menge “blöken” (sprich: “bähhh” machen) sollte um das Thema des “Gebets” in die Show mit dem Publikum zu integrieren, um deutlich zu machen, dass die Masse allem folgt, egal welche Konsequenzen es für sie hat, hat nur teilweise funktioniert. Wie auch immer, möglicherweise haben auch nicht genug Leute das Ganze realisiert, gewusst, gekannt….
Trotzdem fand ich es großartig, froh ihn noch mal gesehen und gehört zu haben. Und ja, es gab am Rande vor dem Beginn noch eine Auffälligkeit. Ein Konzertbesucher hielt vor dem Beginn beharrlich ein selbst gemaltes Plakat hoch, auf dem stand (wenn ich mich noch richtig erinnere) “No stage for Antisemitism”. Auch noch, als auf der “Leinwand deutlich zu lesen war, dass sich Roger von jeglichem Antisemitismus distanziert. Bevor das Konzert begann, haben Ordner oder Sicherheitskräfte sich dem Menschen angenommen, ihn zum Unterlassen des Zeigens des Plakats angehalten (worauf er Folge leistete). Letztlich haben sie ihn auch noch aufgefordert dieses Plakat ihnen zu geben. War etwas fragwürdig für mich, sowohl das Plakat nach dem Text auf der “Leinwand”, als auch die Reaktion der Sicherheitskräfte. Hier würde mich Rogers Meinung dazu interessieren… Hat er aber vermutlich nicht mitbekommen.
Wie aber auch immer, ich bin froh dabei gewesen zu sein und habe es genossen! Sound war trotz “Barclaycard-Arena” und ihrem schlechtem Ruf gut, würde gerne noch ein zweites Mal hingehen, die anderen Konzerte sind mir aber zu weit weg (und Geld gibt’s ja auch nicht im Überfluss …”Money” …).
Konzert-Statistik:
- Tour: This Is Not A Drill 2023
- Spielstätte: Barclay Arena
- Plätze: 11.000
- Adresse: Sylvesterallee 10, Hamburg
- Tickets: Golden Circle € 297, Kat 1: € 193, Kat 2: € 170, Kat 3: 147,67, Kat 4: € 130, Kat 5: € 113, Kat 6: € 101, Kat 7: € 90
- Einlass: 19:00 Uhr | Showtime: 20:00 Uhr
Band:
- Roger Waters: Vocals, Bass, Piano, Guitar
- Joey Waronker: Drums
- Jonathan Wilson: Guitars, Vocals
- Gus Seyffert: Guitars, Bass, Harmonica
- Dave Kilminster: Guitars, Bass, Backing Vocals
- Jon Carin: Keyboards, Guitars, Backing Vocals
- Robert Walter: Keyboards
- Amanda Belair: Vocals
- Shanay Johnson: Vocals
- Seamus Blake: Saxophon
Setlist:
Set 1
- Comfortably Numb (reworked Version)
- The Happiest Days of Our Lives
- Another Brick in the Wall (Part 2)
- Another Brick in the Wall (Part 3)
- The Powers That Be
- The Bravery of Being Out of Range
- BROKEN BONES (2.)
- The Bar (unreleased new Song)
- Have a Cigar
- Wish You Were Here
- Shine On You Crazy Diamond (Parts 6–9)
- Sheep (Flying Sheep Brian)
Set 2
- In the Flesh
- Run Like Hell (Flying Pig)
- Déjà-vu
- Déjà Vu (Reprise)
- Is This the Life We Really Want?
- Money
- Us and Them
- Any Colour You Like
- Brain Damage
- Eclipse (letzte Strophe zweimal gesungen)
Encore
- Two Suns in the Sunset
- The Bar (Reprise) (unreleased new Song)
- Outside the Wall
Ich danke Volker und Christian.
Bin dabei! 🙂
Ich bin mit meiner Frau nächstes Jahr auch in Hamburg. Putzig war heute früh, dass ich kurz vor 10 Uhr bei Eventim in eine Warteschlange kam, dann nach ca. 10 Minuten zur Buchungsmöglichkeit in Hamburg kam und ich feststellen musste, dass nur ca. 10 Plätze ausschließlich in der Kategorie "Hochpreis" (mein Begriff) zu buchen waren für je knapp 360 Euro. Verrückte Verkaufsgebaren… Knapp 4 Stunden später dann endlich die Gesamtdarstellung mit allen Plätzen. Nun sind es Plätze im Unterrang für gut 170 Euro (pro Platz) – eigentlich immer noch über meinen Maximalvorstellungen, aber in Anbetracht, dass es wohl die letzte Gelegenheit ist musste es sein… Ach ja, noch putziger war, dass ich kurz nach meinem Kauf einen Gutschein über 10 Euro per Email bekam. Aber was solls, ich freu mich trotzdem drauf!
Ich werde dabei sein und Nick’s Tour T-Shirt tragen 🙂
Bin vor zwei Stunden nach dem Konzert mit meiner lieben Frau wieder zuhause angekommen. Das war schon äußerst eindrucksvoll.
Siehe Bericht
Danke Thomas für den Bericht, den ich oberhalb einfügte.
Interessantes Konzert. Sehr laut aber Sound wunderbar. Hab mit der Arena eigentlich nie Probleme gehabt.
Höhepunkt für mich “Shine On You Crazy Diamond”. Mir persönlich etwas zu politisch. Aber wer Waters bucht bekommt auch Waters. Nochmal hätte ich aber keine Lust. Da der Film in Deutschland nicht gezeigt wird, erübrigt sich die Frage ob man sich das Konzert im Kino nochmals anschaut, ja sowieso.
Wurde Broken Bones gespielt, oder ist es nach 1-mal Paris wieder aus dem Set verschwunden?
Broken Bones wurde gespielt… 🙂 Großartiges Konzert…
Ja Broken Bones wurde gespielt, eigentlich die Setlist von Paris noch einmal. Roger zeigte sich mitunter durchaus von seiner verletzlichen Seite, was ich ganz sympathisch fand. Die Filme auf der Leinwand waren für meinen Geschmack selbst für Roger etwas zu viel, Subtilität ist jedenfalls nicht sein Ding. Zum Glück saßen wir im Unterrang mit direktem Blick auf die Bühne, so dass auch den Musikern zuschauen konnte.
Und ich finde es immer wieder ironisch, wenn ein Multimillionär einem Publikum, welches locker über 100 Euro fürs Ticket hinlegt, mit FUCK Capitalismism kommt – beide Seiten leben auf der besseren Seite des Planeten. Das konsequente Ausblenden von Gilmour aus Pink Floyds Geschichte selbst bei den gezeigten Fotos der Band finde ich ja kindergartenmäßig, aber nun gut. Im Vergleich zur Us and them-Tour war der Sound besser abgemischt, nicht so klinisch steril, wie ich ihn in Köln damals zumindest erlebte.
Insgesamt ein sehr gutes Konzert mit etwas zuviel Showbotschaft und ein schöner Abschluss meiner Waters-Konzerte. Falls noch ein paar Schnappschüsse gewünscht sind, kann ich was hochladen.
Ja, da stimme ich dir voll zu. Fuck Capitalism von derart reichen Menschen, mit Inseln und Häusern und Anwesen, das ist inzwischen mehr als unpassend.
Wie bei den Fußballern, spielt euer Spiel und niemals vergessen wer bezahlt. Demut und Dankbarkeit wären angebracht.
Danke für Broken Bones Info und eure Eindrücke vom Konzert.
Die Bar auf der Bühne war sicher für weit entfernt sitzende Besucher schwierig von der Wahrnehmung. Ich bin emotional doch sehr bei Roger. Übrigens haben Putin und Kim auch ihren Platz auf der Straße der Fratzen gefunden.. Musikalisch war es sehr stark. Die Gitarrensoli waren verdammt nah an den PF-Originalfassungen.
Wer noch hadert: geht hin! shine on
Leute, macht mal ein bischen langsam mit eurer Kritik an der Kapitalismuskritik. Sonst erkläre ich euch mal den Unterschied zwischen einem Reichen und einem Kapitalisten. Scheinbar ist der Unterschied noch nicht zu jedem durchgedrungen. Mal abgesehen vom Glashaus-Spruch. Anreisen zu Konzerten über mehrere 100Kilometer sind halt auch sowas von gestern. Aber das ist ein anderes Thema. Wie heisst es in den Mitternachtsspitzen? Genießen Sie den Klimawandel
Wenn Kapitalismuskritik mit “verzichte erstmal auf Dein Vermögen” beantwortet wird ist das ein Totschlagargument. Denn in unserem kapitalistischen System dringt Kritik von Menschen, die Ihre “Botschaft” nicht mit Kapital unterfüttern, nicht durch.
Ich denke, man kann ein System durchaus kritisieren, OBWOHL man Teil davon ist. Und daß Roger bereit ist, viel von seiner Bequemlichkeit herzugeben, um seine Kritik zu unterfüttern, zeigt er ja konstant.
Damit will ich mich nicht auf irgendeine Seite schlagen. Ich will eben nur anmerken, daß “Du bist doch selbst Teil des Systems” für mich kein valides Gegenargument ist.
Demut und Dankbarkeit sind da sicherlich zwei sehr wertvolle Ansätze. Und wenn ich mir den Videofetzen angucke, wie berührt zwei Zuschauerinnen (wahrscheinlich Palästinenserinnen) waren, als Roger bei Deja Vu eine Kufiya getragen hat kriege ich Gänsehaut. Er gibt schon viel zurück … nur halt nicht so sehr fokussiert auf diejenigen, die bereit sind, viel Geld für seine Konzertkarten zu bezahlen sondern eher denen, die (in seiner Realität) gejagt und vertrieben werden.
Alles Liebe, Julian!
Toller Beitrag Bodo!
Und was man so ließt und hört was ein Roger Waters an Millionen so sponsert und spendet soll hier auch nicht unerwähnt bleiben .Er selber schwadroniert da aber nicht mit rum.
“Und was man so ließt und hört was ein Roger Waters an Millionen so sponsert und spendet soll hier auch nicht unerwähnt bleiben” – dann bitte ich um Erwähnung: Wo landen Herrn Waters Milionen denn zum Beispiel?
Ich war auch dort und habe den Abend sehr genossen. Das immer wieder auftretende Waters- bashing bedaure ich sehr. Warum soll man keine Kapitalismuskritik äußern dürfen, wenn man durch gute Arbeit, meinetwegen auch unverhältnismäßig viel Reichtum erlangt hat. Heißt noch lange nicht, dass man dadurch die gesellschaftlichen Verhältnisse toll finden muss. Ein Unternehmer namens Friedrich Engels war ebenso reich und konnte sich von der Ausbeutegesellschaft als solche distanzieren.
Alles, wogegen Waters anspricht, resultiert letztendlich aus Unterdrückung und Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, ja, und u.a. auch der Antisemitismus. Immer wieder wird Kritik am Staatswesen Israel beim Umgang mit den Palästinensern mit Antisemitismus gleichgesetzt. Das eine hat im “Fall” Waters mit dem anderen nichts zu tun.
Anderseits kann man darüber diskutieren, ob in Israel Künstler Auftritte unterlassen sollten. Soweit würde ich dann nicht gehen, da letztendlich die Bürger um den Genuss der Kunst gebracht werden. Als vormals DDR Bürger würde ich das ja auch nicht gut finden.
Ich verfolgte das Hamburger Konzert vom Unterrang mit besten Blick auf die Videowände. Den Sound empfand ich überwältigt klar, detailreich, verortbar, aber zumindest an meinem Platz unmittelbar vor einer Soundbatterie auch etwas zu laut. Roger zeigte sich wie erwartet zwar als politischer und gesellschaftlicher Mahner und Agitator, aber durchaus auch wohltuend emphatisch sowie teilweise sogar verletzlich. Mir und offensichtlich dem überwiegend Anteil der 11.000 Besuchern in der Barclays Arena gefiel die Show sehr, sehr gut. Dies gilt für mich auch für die Setlist sowie die nicht gerade subtil vorgetragenen Botschaften Roger Waters‘. Von Antisemitismus und (nicht) einmal Israel-Bashing keine Spur. Gut auch, dass die mörderischen Aggressionen des Kriegsverbrechers Putin keinerlei Relativierung erfuhren. Für mich war es eines der besten Roger Waters Konzerte ever; nicht verwunderlich bei diesen extrem guten Musikern. Und „gesungen“ hat Roger auch, Polly. Ich freue mich jedenfalls riesig auf die beiden Shows in Berlin. Dann werden Stefanie und ich uns aus Reihe 2 bzw. 1 (Plätze diagonal wechselnd am zweiten Abend) uns ausschließlich auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren. Dort wird es sicher auch nicht ganz so laut sein …
Bin am 24.05 in Prag
Bist Du auch dort?
Mein Sohn (18 J.) und ich waren auch da. Er war natürlich nicht ganz unbeleckt, was das Floyd-Universum angeht. Aber er und auch ich, waren schwer begeistert. Er hatte mehr ruhigere Stücke erwartet, doch der alte Mann kann immer noch Rocken.
Der Sound, wie schon von einigen bemerkt, war sehr klar, allerdings empfand ich es auch etwas zu laut.
Die Location ist auch stressfrei, wir haben in einer Straße um die Ecke geparkt, so dass wir vorher Essen waren und 15 Min. nach dem Konzert schon auf der Autobahn.
Schade, dass man das Kino-Event nicht sehen kann.