Roger Waters 16.4.2007 Köln Kölnarena

Roger Waters 16.4.2007 Köln Kölnarena

Von Hans-Jürgen Müller

Ich bin am frühen Nachmittag nach Köln gekommen und habe mir nach einem kurzen Besuch meines Hotels einen Spaziergang am Rhein entlang gegönnt. Bei herrlichem Sonnenschein bin ich am Hyatt Hotel vorbeigekommen, das direkt am Rhein liegt, mit Blick auf den Dom auf der anderen Flussseite. Am Hotel waren schon ca. 10 Autogrammjäger auszumachen. Sie erzählten mir, dass sich Dave Kilminster gerade auf der Promenade sonnte und sie schon von diversen Bandmitgliedern Autogramme bekommen hatten. Einige warteten bereits über 5 Stunden vor Ort. Roger war nur einmal kurz zu sehen, als er völlig verschwitzt von einem Tennismatch kam.

Nach einer ausgiebigen Stärkung ging ich dann Richtung KölnArena, was nur ein kleiner Fußmarsch von ca. 5 Minuten bedeutete. Es herrschte großer Andrang an den relativ kleinen Einlasstoren. Direkt hinter der Eingangstür waren schon die Nebelschwaden des Trockeneises in der Luft und die Halle selbst war schon entsprechend eingenebelt. Überraschenderweise liefen gerade Songs von Syd Barrett – nette Geste! Links und rechts der riesigen Bühne waren 2 Leinwände und hinter der Bühne eine große rechteckige Leinwand. Auf dieser waren ein altes Radio, eine Whiskeyflasche, ein Glas, ein voller Aschenbecher und Postkarten an der Wand hinter dem Radio zu sehen. Nach einige Zeit liefen dann alte Rock’n’Roll-Nummern und dazwischen “We’ll Meet Again” von Vera Lynn (die im Rahmen der späteren Zugabe ja nochmals eine Rolle spielte).

Plötzlich änderte sich das Hintergrundbild mit dem Radio fast unmerklich: Es stieg Zigarettenrauch auf! Somit war aus dem Bild ein Film geworden und wenn man so will, eigentlich der Beginn des Konzerts. Hin und wieder sah man dann auch eine Hand im Bild, die die Whiskey Flasche nahm und das Glas auffüllte, die Sender am Radio einstellte und schließlich mit der Zigarette.

Roger Waters 16.4.2007 Köln PosterDoch dann wurde es vor fast ausverkauften Haus endlich wirklich ernst, wenn auch mit einer für Waters unüblichen Verzögerung von über 20 Minuten. Über die Setlist brauche ich keine Worte zu verlieren, die war identisch zu den vorherigen Shows und sie war vor allen Dingen identisch mit der Setlist von letztem Jahr in Berlin. Es ist schon seltsam die gleiche Show fast ein Jahr später nochmals zu sehen und trotzdem mehr als 50 % Preiszuschlag in Kauf nehmen zu müssen! Die gleiche Show? Nun, das dache ich zumindest, da ja die Setlist gleich war. Aber es sollte sich herausstellen, dass ich mich da gehörig geirrt hatte. Dies waren 2 völlig unterschiedliche Shows!

Dies hatte mehrere Gründe: Zuerst einmal “mein Freund” Dave Kilminster! Wir werden wohl kaum mehr Freunde fürs Leben werden und ich hatte ihn in meinem Review von Berlin letztes Jahr doch deutlich kritisiert (Anmerkung hierzu: Meine damalige Kritik rief einige vermeintliche Waters Fans auf den Plan, die meine “Majestätsbeleidigungen” in Internetforen massiv angingen und mich in übelster Weise beschimpften. Nun, außer meinem Amusement über solch kindisches Gehabe bleibt für mich aber das Erstaunen, dass ausgerechnet für Fans von Roger Waters die Worte Toleranz und das Recht, seine freie Meinung zu äußern, Fremdworte sind. Das stimmt mich allerdings schon etwas traurig, wird aber meine damalige Aussage in keinster Weise auch nur annähernd ändern!). Dieses Jahr in Köln habe ich einen veränderten Dave Kilminster erlebt. Ich muss zugeben, dass er sich nunmehr viel besser ins Bandgefüge eingelebt hat und sein exaltiertes Verhalten deutlich eingeschränkt hat. Insofern kann man dies sogar als kleines Lob auslegen! Aber er ist noch ausbaufähig …

Ein weiterer Unterschied zu der letztjährigen Show war natürlich auch der äußere Rahmen. Letztes Jahr ein Open-Air-Konzert in einem Amphitheater und dieses Jahr Indoor in der KölnArena. Ich bin kein großer Freund von Open Air Veranstaltungen und sehe mir lieber Shows in Hallen an, wo problemlos die optimalen Voraussetzungen geschaffen werden können. In Berlin waren in der ersten Hälfte praktisch keine Rückprojektionen und Lichteffekte zu sehen, da es noch viel zu hell war. Solche Probleme gibt es in der Halle nicht!

Und letztlich war auch die Show selbst unterschiedlich! Vor allen Dingen im ersten Teil waren völlig neue Filme zu sehen. Wirklich sehenswert und zum Teil sehr bewegend! Trotz der enormen Lautstärke (in einigen Teilen fast schon etwas zu laut) war der Sound insgesamt sehr gut. Die Videoleinwände an den Seiten der Bühne verwirrten mich anfangs doch sehr. Da ich in der 11. Reihe in Höhe der 3 Backgroundsängerinnen saß, hatte ich einen perfekten Blick auf die Bühne, so dass mich diese Leinwände mehr irritierten als halfen (im Gegensatz zu den Zuschauern weiter hinten). Ich habe mich dann nur noch auf die Bühne konzentriert.

Waters zeigte sich (mal wieder) sehr kommunikativ mit dem Publikum und erntete bei seinen Ausflügen zu den Bühnenrändern immer seinen Sonderapplaus. Die ganze Band spielte das Set routiniert, aber mit großer Power, der die Zuschauer begeisterte. Und Waters hatte mal wieder seinen Spaß …

Insgesamt also eine deutliche Änderung und somit auch Steigerung zu Berlin. Ich war sehr positiv überrascht, wie sich diese Show über diese Zeit weiterentwickelt hat und welcher zusätzliche Aufwand betrieben wurde.

Hier noch ein paar interessante Details: In der Pause (die wirklich nur 15 Minuten lang war und es viele Fans nicht mehr rechtzeitig zu ihren Plätzen schafften) lief das legendäre alte Pink Floyd Konzert-Intro mit dem Vogelgezwitscher und den Geräuschen aus Mutter Natur. Der riesige Astronaut kam auch bei dieser Show zum Einsatz, ebenso wie das bemalte und beschriftete Schwein, das quer durch die Halle flog. Am Ende des Dark Side Teils leuchtete über unseren Köpfen eine riesige Pyramide, deren Seiten aus Lasern bestand. Bei den Explosionen auf der Bühne wurde solche Hitze frei, dass ich dies in der 11. Reihe noch spüren konnte. Und da war noch das Papiergewitter bei “Sheep”, bei dem Millionen kleiner grüner Papierschnitzel 10 Minuten lang von der Hallendecke auf uns niederregneten und uns zu unzähligen grünen Shreks machte.

Musikalische Höhepunkte waren “Shine On You Crazy Diamond” mit den Bildern von Syd Barrett (es wäre mal interessant zu wissen, wie viele von den Zuschauern ihn [er]kannten), die bewegenden

“Southampton Dock” und “The Flechter Memorial Home” und natürlich die beiden Teile von “Perfect Sense”, die die Halle zum Kochen brachten. Der Dark Side Teil war wenig überraschend, aber doch sehr gut. Leider konnte auch dieses Mal “Comfortably Numb” nicht 100%ig überzeugen. Schade, denn dies ist als Abschluss jeder Show normalerweise einfach unschlagbar.

Nach insgesamt 140 Minuten (wenn man das Radio-Intro mitzählt, dann sogar 150 Minuten) war dann mit einem abschließenden Feuerwerk die Show beendet, Waters gab 1 (!) Autogramm und alle verließen die Bühne. Zurück bleib ein überglückliches Publikum, das sich auf den Heimweg machte. Mit ein paar Kölsch habe ich dann auch diesen tollen Abend langsam ausklingen lassen …

Bericht von Michael Weickenmeier

Mit etwas Verspätung begann das Konzert in der ausverkauften Kölnarena. An der Setliste gab es keine Veränderungen. Ich war in der Woche zuvor auch in Zürich gewesen, und die Konzerte unterschieden sich leicht. Waters zeigte sich in Zürich gerührt vom Willkommen zum Europaauftakt. In Köln war er ebenfalls bestens gelaunt und sprach sogar einige Worte Deutsch. Das Publikum feierte ihn und die Band frenetisch.

Bei “Dark Side of the Moon” hat man schon den Eindruck, dass die Band das Album nicht einfach nur spielt, sondern regelrecht zelebriert. Und Waters scheint letztendlich doch sein Gefallen am Kommunizieren mit den Massen gefunden zu haben; immer wieder geht er auf die Laufstege links und rechts neben der Bühne, animiert das Publikum und singt begeistert mit. In solchen Momenten wird der Unterschied zu Gilmour deutlich: Der würde so etwas NIE machen.

Sound, Licht, Pyrotechnik und Projektionen waren gewohnt perfekt; das Schwein landete diesmal nicht wie in Zürich ständig auf Zuschauerköpfen, sondern kreiste elegant propellergetrieben durch das Rund der Arena. Der Laser am Ende von “Dark Side” ist schließlich der Höhepunkt, der wohl auch dem letzten den Gänsehautschauer bringt; das rotierende Prisma ist einfach genial.

Als Musiker würde mich wohl ärgern, dass nach der sehr kurzen Pause die Zuschauer noch während des gesamten “Breathe” zu ihren Plätzen zurückströmen. Ein Pausengong wäre sicher angebracht (“Time”-Glocken???).

Nachtrag: Im Gegensatz zu Zürich waren in Köln auch die freundlichen inoffiziellen T-Shirt Verkäufer wieder von der Partie, die die lila Prisma T-Shirts zu einem Drittel des Merchandising Preises anboten…

Set 1:
01. In The Flesh
02. Mother
03. Set The Controls For the Heart Of The Sun
04. Shine On You Crazy Diamond Pt.1-5
05. Have A Cigar
06. Wish You Were Here
07. Southampton Dock
08. The Fletcher Memorial Home
09. Perfect Sense Pt.1
10. Perfect Sense Pt.2
11. Leaving Beirut *new
12. Sheep
Set 2:
13. Speak To Me
14. Breathe
15. On The Run
16. Time
17. Breathe Reprise
18. The Great Gig In The Sky
19. Money
20. Us And Them
21. Any Colour You Like
22. Brain Damage
23. Eclipse
Encores:
24. The Happiest Days Of Our Lives
25. Another Brick In The Wall Pt.2
26. Vera
27. Bring the Boys back Home
28. Comfortably Numb

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