Das Finale der Pink Floyd Another Lapse Tour: 18.7.1989 Marseille, Stade Vélodrome
Von Clemens Götz
Marseille, 18.07.1989, Stade Vélodrome
Drei Freunde, 18/19 Jahre, unterwegs mit Interrail, erfahren in Portugal zufällig, dass Pink Floyd in Venedig ein großes Gratiskonzert geben werden. Also machen wir uns auf den Weg nach Italien – wo wir nie ankommen werden. Denn unterwegs im Zug erfahren wir – natürlich wieder zufällig -, dass es ein paar Tage nach Venedig auch in Marseille ein Konzert geben sollte. Da uns das Massenspektakel in Venedig sowieso etwas suspekt vorkam (und die Ankunft sowieso eine sehr knappe Punktlandung sein würde), änderten wir wiederum das Ziel.
Anmerkung: wie man damals im Vor-Internet-Zeitalter an solche Informationen kam, ist mir heute ziemlich schleierhaft. Offenbar hat man sich viel mit fremden Leuten ausgetauscht, die dann bspw. was im Radio gehört hatten oder (so geschehen) plötzlich einen Zeitungsartikel aus der Tasche ziehen …
In Marseille hatten wir das Glück, tatsächlich bei fnac noch drei Karten zu ergattern. Wir waren die allerersten am Stade Vélodrome und nach mehreren Stunden Wartens standen wir im riesigen Stadion vor der riesigen Bühne.
Wir hatten die Show davor schon in Mannheim (18.6.1988) und Stuttgart (25.6.1989) gehört und gesehen. Das Besondere an Marseille war, dass es erst um 22 Uhr losging und also von Beginn an dunkel war! Der leichte Wind vom Meer trieb den Nebel über die Bühne und brachte eine wunderbare Dynamik in die Farben-Orgie der Light-Show. Unvergesslich!
Die 88/89-Tour hat eine besondere Eindringlichkeit, der aggressivere Ausdruck der Musik, der Tanz der Farben auf Mr Screen vor dem großen Schwarz der Bühne, die fast unheimlichen Leucht-Monster, die über die Bühne schweben, der Stadion-Rund-Um-Sound, der mir bei Welcome To The Machine besonders in Erinnerung ist.
Noch heute habe ich immer wieder das Bedürfnis, Yet Another Movie in brechend lauter Wucht anzuhören und denke dabei an die wirbelnden Leucht-Sticks von Garry Wallis.
Dass Marseille der Abschluss von 198 Shows in drei Jahren war, wurde uns erst später bewusst (und wurde von uns in Wikipedia entsprechend korrigiert :-)). Am Ablauf der Show haben wir keine Abweichung bemerkt.
Das tolle und einmalige Konzertplakat (in DIN-A0!) wurde vorsichtig nach Hause transportiert.
Erstaunlich, damals dachten wir, dass dies die letzte Möglichkeit gewesen sei, die letzten Zuckungen einer alten Band aus vergangenen Zeiten zu erleben. Ich hätte nie geglaubt, dass ich heute, nach 35 Jahren und bisher 22 erlebten Konzerten von Pink Floyd bzw. Solo in der freudigen Erwartung lebe, was dieses Jahr noch bringen wird! Dass ich überlegen muss, ob ich “schon wieder” zu Nick Mason will. Und dass die letzte Veröffentlichung von Roger Waters mich (zumindest derzeit) gar nicht so richtig interessiert. Erstaunlich, erstaunlich.
Konzert-Statistik:
- Tour: Another Lapse Tour
- Termin: 18. Juli 1989, Dienstag
- Spielstätte: Stade Vélodrome
- Plätze: 60.000
- Adresse: 3 Boulevard Michelet, 13008 Marseille
- Tickets: 175 Franc
- Einlass: 18:00 Uhr | Showtime: 22:00 Uhr
Pink Floyd:
- David Gilmour: guitars, vocals
- Nick Mason: drums
- Richard Wright: keyboard, vocals
With:
- Jon Carin: keyboards, vocals
- Tim Renwick: guitars, vocals
- Guy Pratt: bass, vocals
- Gary Wallis: percussion, keyboards
- Scott Page: saxophones, Guitar
- Durga McBroom: backing vocals
- Rachel Fury: backing vocals
- Lorelei McBroom: backing vocals
Setlist:
Set 1
- Shine On You Crazy Diamond (Parts 1–5)
- Signs of Life
- Learning to Fly
- Yet Another Movie
- Round and Around
- A New Machine Part 1
- Terminal Frost
- A New Machine Part 2
- Sorrow
- The Dogs of War
- On the Turning Away
Set 2
- One of These Days
- Time
- On the Run
- The Great Gig in the Sky
- Wish You Were Here
- Welcome to the Machine
- Us and Them
- Money
- Another Brick in the Wall (Part 2)
- Comfortably Numb
Encores
- One Slip
- Run Like Hell
Vielen DANK Clemens!
So geil, diese Fotos ⇉ besonders der Schnappschuss vom Transporter auf der Straße mit der mobilen Werbung fürs Konzert – der Hammer und deine Erinnerungen auf meinem Blog zu haben!
Shine on!
Ich habe damals das erste Mal Pink Floyd in München gesehen. Ich war beim Bund im Allgäu – Wehrdienst in Sonthofen – und bin dafür nach München gefahren. Es war wie oben ausgedrückt überwältigend … gefiel mir damals in Nachhinein besser als die Echoes Tour die ich ein paar Jahre später auch wieder in München (diesmal als Student) gesehen habe. Was mir von 88 am stärksten in Erinnerung blieb neben aller Farben, dem allgemeinen Sound dem Spektakel etc. war der Bass, ich weiss nicht mehr ob es bei Yet Another Movie war … aber der Druck war so stark da hat der Brustkorb und das Zwerchfell vibriert ohne! dass mir die Ohren abfielen. Habe seitdem sowas nur noch mal bei Echoes gehört. Echoes war zahmer, professioneller, geschliffener. Die Momentary Tour war rough, direkt, einach unvergesslich, lg, Robert
Ja, genau der Bass! Es war mein erstes Konzert (mit 16 J.) überhaupt, in Hannover. Es gab bislang KEIN Konzert, bei dem der Sound an das Erlebnis heran kam. Auch die folgenden großen Konzerte kamen an den Sound nicht heran.
Danke an Clemens, für die Fotos, cool.
Grüße
Bernd
Zum Thema Bass noch eine weitere Erinnerung von mir:
Mannheim, 18.6.1988, 17 Jahre, das erste Mal Pink Floyd, das erste große Konzert, keine Ahnung was einen erwartet. Wir sind früh dran und laufen einmal rund um das riesige Maimarktgelände. Ganz hinten sehen wir durch den Zaun die Bühne in weiter Entfernung. Plötzlich läuft Signs of Life, wohl als Sound Check. Und dann: beim Bam-Bam — Bam-Bam bebt die Erde unter unseren Füßen. Wahnsinn, das vergisst man nie!