Pink Floyd 14.11.1970 Hamburg, Ernst Merck Halle

Die ‚Pink Floyd‘ ließen 4000 Fans erstarren

Viertausend junge Hamburger saßen wie erstarrt, vereinzelte Pfiffe versanken wirkungslos in der Andacht der schweigenden Mehrheit, das Gastspiel der ‚Pink Floyd‘ hatte mit einem Popkonzert wenig Ähnlichkeit. Wenn nicht nach den einzelnen Stücken geklatscht worden wäre, hätte man den Eindruck haben können, der Beerdigung eines Zaren beizuwohnen. Statt Jubel herrschte Ergriffenheit, statt Rock und Rhythmus die Feierlichkeit gregorianischer Gesänge.

Der Klang der Instrumente wurde von einer wohl einmaligen elektronischen Anlage verstärkt, zerfetzt, geballt, verfremdet, verdoppelt, verdreifacht, verzehnfacht bis zur Klangfülle eines Sinfonieorchesters. Richard Wright entfesselte auf seinen Orgeltasten eines Orkan, weckte die Elektronik wie einen schlafenden Riesen. Die fast behutsamen Griffe von David Gilmour machten seine Gitarre zu einer Fanfare, Roger Waters verwandelte mit seiner Baßgitarre die still lauschenden Zuhörer in vibrierende Resonanzböden und Nick Mason erinnerte mit seinem Schlagzeug daran, daß die Pink-Floyd-Musik einmal aus dem Blues entwickelt wurde.

Pink Floyd sind Virtuosen der Stereophonie, der elektronischen Manipulation. Sie ließen Schritte über die Ränge tappen, daß man sich unwillkürlich umdrehte und die Halle nach King Kong absuchte, sie ließen ein Flugzeug unter der Decke kreisen und manch einer ertappte sich dabei, daß er in Erwartung einer Notlandung den Kopf eingezogen hatte.

Es kann keinen Zweifel geben, daß diese vier Musiker, die eine komplizierte Elektronik beherrschen, wie andere das ‚Mensch ärgere dich nicht‘, zu den Meistern auf ihrem Gebiet gehören. Die vier Apostel der elektronischen Popmusik feierten in der Ernst-Merck-Halle eine Messe von hohem Anspruch und hinterließen eine überwältigte, befangene Gemeinde.“ (Emanuel Eckardt)

16.11.1970 Hamburger Abendblatt

Konzert-Statistik

Spielstätte: Ernst Merck Halle (Halle wurde 1986 abgerissen)
Kapazität: bis 6.000 Zuseher
Adresse:
Ticketpreise: 10 DM
Einlass/Beginn: 18h/20h

Setlist:

1. Astronomy Domine
2. Fat Old Sun
3. Cymbaline
4. Atom Heart Mother
Pause
5. Embryo
6. Green Is The Colour
7. Careful With That Axe, Eugene
7. Set The Controls For The Heart Of The Sun
8. A Saucerful Of Secrets
9. Blues

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