Peter Gabriel 10.6.2023 Köln, Lanxess Arena

Von Hans-Jürgen Müller

Ich war gestern in der Lanxess Arena in Köln bei Peter Gabriel. Eine tolle Show mit 150 Minuten reiner Spielzeit! Die Hälfte der Songs war neu und zum Teil noch unveröffentlicht, der Rest eine Art Best-Of mit den üblichen Verdächtigen. Diese i/o-Tour promotet ein Album, das es gar nicht gibt! Peter veröffentlicht zu jedem Vollmond (Full Moon Club) einen Song und 2 Wochen später einen Mix davon (teilweise sogar noch weitere Mixe). Ob und wann es ein komplettes (physisches) Album gibt und wie das dann aussehen wird, ist völlig unklar. Eine sehr seltsame Veröffentlichungspolitik!

Peter war sehr gut bei Stimme (kein playback) und auch körperlich auf der Höhe. Der Sound war perfekt (teilweise aber auch sehr laut und sehr rhythmusbetont – naja, bei einer Rhythmussektion von dieser Klasse mit Tony Levin und Manu Katché auch nicht verwunderlich). Die Videoprojektionen haben auch sehr gut gepasst.

Was ich vermisst habe, war etwas mehr Mut bei der Auswahl der “alten” Songs. Da wurde leider auf die bekannten “Gassenhauer” zurückgegriffen: Ob das das unvermeidliche Sledgehammer war oder das obligatorische Solsbury Hill (da sind die Fans ausgeflippt – aber ich kann den Song mittlerweile nicht mehr hören). Dann war da natürlich auch Red Rain (mit der besten Lightshow des Abends), ein In Your Eyes (mit einem eher seltsamen kurzen Keyboardsolo gegen Ende, das meiner Meinung nach überhaupt nicht gepasst hat und die eigentliche Sogwirkung dieses Songs abrupt beendet hat) und ein Digging In The Dirt, das sämtliche Gehörgänge freigefegt hat.

Ja, natürlich, der Abschluss und die 2. Zugabe war Biko! Ein Monument, das den absoluten emotionalen Höhepunkt des Abends geschaffen hat. Wie immer sehr bewegend, mit der abschliessenden Bemerkung von Peter: As always – the rest is up to you (um das Publikum zum Weitersingen zu animieren – was auch geklappt hat)! Nach dem Umdrehen des Mikrophons Richtung Publikum verliessen nach und nach alle Musiker die Bühne, bis am Ende nur noch Manu Katché den legendären Drum-Rhythmus alleine gespielt hat und direkt über seinem Kopf das riesige Bild von Steven Biko auf der runden Leinwand zu sehen war. Mehr geht einfach nicht!

Also, es war absolut sehens- und hörenswert, auch wenn ich die Setlist etwas anders zusammengestellt hätte (aber mich fragt ja keiner!). Auch meine Tochter war sehr begeistert.

… und am Dienstag geht’s dann ab nach Frankfurt in die Festhalle, wo ich meine Eindrücke von der Show (die übrigens sekundengenau um 20:00 Uhr beginnt) noch vertiefen werde.

Konzert-Statistik:

  • Tour: i/o 2023
  • Termin: 10.6.2023, Samstag
  • Spielstätte: Köln
  • Plätze:
  • Adresse:
  • Einlass: 19:00 Uhr | Showtime: 20 Uhr

Band:

  • Peter Gabriel: Vocals, Keyboards
  • Tony Levin: Bass
  • David Rhodes: Guitars
  • Manu Katche: Drums
  • Richard Evan: guitar, flute
  • Ayanna Witter-Johnson: cello, piano, vocals
  • Marina Moore: violin, viola, vocals
  • Don McLean: keyboards
  • Josh Shpak: trumpet, french horn, Keyboards, vocals

Songliste:

Set 1

  1. Here Comes The Flood (Jetzt kommt die Flut)
  2. Growing Up
  3. Panopticom
  4. Four Kinds of Horses
  5. i/o
  6. Digging in the Dirt
  7. Playing for Time
  8. Olive Tree
  9. This Is Home
  10. Sledgehammer

Set 2

  1. Darkness
  2. Love Can Heal
  3. Road to Joy (Live debut)
  4. Don’t Give Up
  5. The Court
  6. Red Rain
  7. And Still
  8. Big Time
  9. Live and Let Live
  10. Solsbury Hill

Encore:

  1. In Your Eyes

Encore 2:

  1. Biko

9 Antworten

  1. Avatar Ralf sagt:

    @Hans-Jürgen, vielen Dank für den Bericht.
    Road to joy ist mit dem letzten Vollmond vom 04.06.2023 veröffentlicht worden im Bright Side Mix, der Dark Side Mix fehlt noch analog der anderen bisher fünf VÖ-Songs.
    Neue „Platte“, einfach mal anders.
    Viel Spaß in Frankfurt, bin auch dabei im Golden Circle.

    • Avatar Hans-Jürgen sagt:

      Ja, Ralf, habe auch alle bisherigen Veröffentlichungen und die Full Moon Videos. Richtig, in einer Woche gibt’s den Dark Side-Mix von Road To Joy … und Anfang Juli dann Track Nummer 7.

  2. Werner Werner sagt:

    Vielen Dank Hans-Jürgen für deinen Bericht! Always welcome !

  3. Avatar Irmi L-B sagt:

    Hi there, ich war in Köln + bin noch völlig beseelt ( man sagt wohl: geflasht) + werde lange davon zehren. Es war das absolute “Gänsehautfeeling”… in einem Kommentar las ich “Bitte Peter “don’t give up” ,das sagt alles

  4. Avatar Micha sagt:

    Marina Moore war entgegen der Darstellung nicht dabei.

  5. Avatar Christian Kienbaum sagt:

    Hallo,
    ich war am 12.06.2023 in Hamburg (Barclays Arena). Identische Setlist wie in Köln, sehr schönes Konzert. Ich war in den letzten 30 Jahren schon x-mal bei Peter in den Konzerten der verschiedenen Tourneen und auch wenn früher die Konzerte noch mehr innovative Show-Elemente beinhalteten, so hatte dies Konzert doch (natürlich neben der Musik) ebenfalls eine gelungene optische, künstlerische Umsetzung (war ja auch nicht anders zu erwarten)… 😉
    Mir persönlich ein wenig zu viel “So” (ich kann auf “Sledgehammer” und “Big Time” gut verzichten und hätte mich über “Signal to noise”, “San Jacinto” oder “The rhythm of the heat” mehr gefreut), aber das ist halt Geschmackssache…
    So jetzt bereite ich mich emotional auf Depeche Mode, Archive, Marillion, Björk und evtl. noch Riverside vor, auch wenn mein persönliches Konzert-Highlight in diesem Jahr natürlich Roger in Hamburg (inkl. “Broken Bones”) war…

    • Avatar Hans-Jürgen sagt:

      Hallo Christian,
      auch ich hätte mich über die von dir genannten “alten” Songs gefreut, aber ich glaube, die Mehrzahl der Besucher wollte wohl lieber die von Peter ausgewählten (bekannteren) Songs hören.
      In Frankfurt wurde auch die identische Setlist gespielt und wieder, wie in Köln, ohne Marina Moore.
      Es gab am Anfang Keyboard-Probleme, deshalb konnte Peter nicht mit den anderen im Halbkreis um das Feuer sitzen, sondern spielte am regulären Keyboard. Zudem fehlte in Frankfurt zu Beginn des 2. Teils die Videoleinwand zwischen Band und Publikum. Ansonsten war Frankfurt ein klasse Konzert mit einem für die schwierig zu beschallende Festhalle erstaunlich gutem Sound!

  6. Avatar Ralf sagt:

    Gestern in Frankfurt, meine persönlichen Highlights:
    i/o – sehr druckvoll, das ging richtig ab
    Playing for time – herrlich melancholischer Peter Gabriel am Keyboard
    Don‘t give up – sehr schönes Duett mit der reizenden Cellistin Ayanna
    Red Rain – tolles Video Bühnenbild, grandios bombastisch gespielt, hat mich am meisten geflasht.
    Solsbury Hills – das gute alte Stück hatte einen geilen Beat; bumm, bumm, bumm

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