Elektrisierende Psychedelic-Show von Nick Mason’s Saucerful Of Secrets in Prag
Längst bin ich zurück vom Ausflug nach Prag, wo ich Nick Mason’s Saucerful Of Secrets zum vorerst letzten Mal “Live in Action” erlebte! Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass die Band 2020 wieder auf Tour geht. Speziell nachdem mir Gary Kemp in Augst, mehr oder weniger die Tour im nächsten Jahr bestätigte! Möglicherweise mit Änderungen der Setlist, so der Gitarrist von Spandau Ballet.
Bevor wir uns hier demnächst mit Themen wie Pink Floyd’s “The Later Years” Box-Set, Roger Waters “Us+Them” Film oder dem Live-Album von Mason’s Saucers, plus der Ankündigung von weiteren Konzerten im neuen Jahr beschäftigen, folgt davor noch meine Reportage aus Prag!
Inside Out Praha
Die Reise zum Saucers Konzert in Prag unternahm ich mit meinem Freund Ernst! Es war nicht zum ersten Mal, dass ich wegen eines Konzerts dorthin reiste! In der Vergangenheit fuhr ich mit dem Auto in die tschechische Hauptstadt und nie war es einfaches Unterfangen gewesen, sondern immer ein mühsames Vergnügen, das durch zahlreiche Staus, Baustellen und gefährlicher Überholmanöver diverser Straßenteilnehmer auf Bundes- und Landstraßen einem das gruseln lehrte. Viereinhalbstunden mit dem Zug stellten für mich diesmal die perfekte Alternative dar.
1994 im Jahr der The Division Bell Tour besuchte ich Prag das allererste Mal! Damals war ich bei strömenden Regen einer von 150.000 Konzertbesucher!
Meine Konzertbesuche in Prag:
- 07.09.1994 Pink Floyd Prag, Strahova Stadion
- 23.07.1997 U2 Revival Band Prag, Lucerna Music Bar
- 15.04.2011 Roger Waters Prag, O2 Arena
- 23.07.2019 Nick Mason’s Saucerful Of Secrets Prag, Lucerna Palais
Wohin denn jetzt?
25 Jahre später im Jahr 2019 sollte es mit dem Wetter keine Problem geben! Denn Mason’s Auftritt fand in der Lucerna Music Bar statt, zumindest in meiner Wahrnehmung! 22 Jahre davor, als ich mit einem Freund ein paar Tage in Prag verbrachte, schneite ich zufällig in diese Bar. Es spielte eine U2 Tributband und das richtig gut! Und so erzählte ich allen davon, die mich in Ulm-Wiblingen und Augst danach fragten, welche Shows von Mason ich 2019 noch sehen werde, dass ich die Saucers in der Prager Music Bar ein letztes Mal sehe, die aller kleinste Location der Tour mit einer Bühne so niedrig, das man meint selbst darauf zu stehen und so weiter und so fort!
Erst vor der Eingangstür, der von Werner so umschwärmten Music Bar, schwante es mir langsam! “Wtf, Mann, was hast die ganze Zeit über gelabert”! Obwohl auf dem Ticket eindeutig und unmissverständlich so rein überhaupt nichts von der Bar stand, checkte ich es bis zuletzt nicht! Die Bar war viel zu klein für Mason’s Saucerful Of Secrets! Deswegen fand das Konzert im Großen Saal des Lucerna Palais, der sich im selben Gebäudekomplex befand, statt! Logo! So etwas ist mir in all den Jahren nicht passiert, dass ich mir bis wenige Stunden vor Konzertbeginn den falschen Auftrittsort einredete! Damit fanden meine Pläne, während der psychedelischen Show Stagediving mit anschließenden Crowdsurfing zu betreiben, leider leider ein jähes Ende! Schade!
Punktlandung vorm Palais
Mein Aha-Erlebnis war umso größer, als ich mir meines Irrtums bewusst wurde. Der Palais im Lucerna (Erstes moderne Mehrzweckgebäude in Prag. Der Bau des siebenstöckigen Hauses begann 1907!) lag nur einen Steinwurf von der Music Bar entfernt. Vor dessen Toren schon eine größere Anzahl Pink Floyd Fans stand, die mit ihren von zuhause mitgebrachten Schätzen in der Hand, voller Hoffnung ein Autogramm von Nick Mason zu erhalten, warteten!
Genau in dem Moment, als ich an der Menge vorbei spazierte, stieg der sehnsüchtig Erwartete aus einem schwarzen Van und schrieb mir im Handumdrehen ein Autogramm auf meinen Schatz, eine “What Do You Want From Me” Promo-CD!
Auf dieser CD unterschrieben mir im Laufe der Jahre Rick Wright (Wien 1996), 2. David Gilmour (Meltdown, London 22.6.2001), 3. Claudia Fontaine (London 2..62001), 4. Michael Kamen (London 22.6.2001), 5. Dick Parry (London 22.6.2001) und 2019 in Praha der Herr Mason, dessen Unterschrift in blauer Farbe sich sehr schön von den anderen abhob!
Was bin ich nur für ein Glückspilz! Kaum hierher gefunden kam schon Mason vorbei! Total happy gönnten wir uns überbackenen panierten Käse, ein Gulasch und tranken dazu kühles tschechisches Bier!
The very hot Gig in Praha
Auf meinem Weg zur Bühne sah ich Guy Pratt, der ganz in meiner Nähe durch das Publikum schlenderte! Er schien dabei kein bestimmtes Ziel zu verfolgen, wollte wohl einfach vor dem Konzert ein wenig von der Atmosphäre aufnehmen und die Stimmung im Saal spüren! Aber sicher doch sprach ich an! Anfangs wollte er kein Aufsehen um seine Person und ging weiter, nur um eine Minute später wieder zurückzukehren und den von mir begonnenen Small Talk fortzusetzen!
“Hallo Guy! Ich habe euer Konzert in Augst sehr genossen! Ich hatte das Gefühl, dass ihr deutlich besser gespielt habt, als beim Tourstart in Ulm! Kann das überhaupt sein? Oder bilde ich mir das ein, denn Zeit für extra Proben wird es nicht gegeben haben!”. Er lächelte mich mit zuckenden Schultern an und antwortete: “Schön. Ich weiß es nicht ob wir besser waren. Aber es freut mich sehr, wenn du es so empfandest. Ich danke dir. Viel Spaß heute Abend”, und weg war er!
Guy ging und Thomas kam! Gemeinsam mit Ernst setzten wir den Marsch in Richtung Bühne fort. Wir kamen bis in die dritte Reihe vor, standen ungefähr vor Lee Harris, der, um es gleich vorweg zu erwähnen, eine hervorragend Performance darbot! Sein Solo bei “Childhood’s End“, das ich genauestens mitverfolgte, war ohne Frage vom aller feinsten!
Von Beginn an fiel mir das noch bessere Zusammenspiel der Band auf. Seitdem Tourstart in Ulm und dem Auftritt im Römischen Theater in Augst haben sie sich meiner Meinung nach deutlich gesteigert! Die Songs klangen durch die von der Band gespielten neuen zusätzlichen Nuancen kompakter, fetter und besser. Die Saucerful Of Secrets sollten lieber am Tourende filmen und mitschneiden, denn der Unterschied ist signifikant! Das Publikum dankte es ihnen mit Jubel und Applaus! Ein ineinander total verliebtes Paar, das sich vor Ernst und mir ständig gegenseitigen liebkoste, er war total vernarrt in ihren Nacken, sie machte diesen für ihn immer wieder frei, hielten sich gerade noch auf den Beinen! Weiß nicht, ob sie nicht wo anders besser aufgehoben gewesen wären.
Wer sucht, findet nicht, aber wer nicht sucht, wird gefunden.
Franz Kafka
Mason’s erste Worte an das Publikum bezogen sich auf vergangene Auftritte in Prag! Er erwähnte, dass er mit Pink Floyd zusammen mit Guy Pratt 1994 in Prag auftrat! Thomas und ich waren damals Zeugen. Er fragte Gary Kemp ob er hier mit Spandau Ballet auftrat, was dieser verneinte! Später erwähnte Pratt, dass sie das heute Franz Kafka Museum besuchten und Kemp schwärmte von der Schönheit der Stadt.
Pratt genoss es sichtlich seine eigenen Bassläufe bei “One Of These Days” zu spielen! Einmal hielt er den Ton extra lange! Sehr geil! “Set The Controls For The Heart Of The Sun” schien mir weiter gereift zu sein! Ich liebe dieses Stück, gehört es doch zu den halben dutzend Songs, die mir 1979 den Erstkontakt, den Einstieg, dass kennenlernen von Pink Floyd ermöglichten.
Ich habe noch nicht erwähnt wie heiß es schon den ganzen Tag in Prag war und wie sich die Temperatur im Saal während der Show bemerkbar machte! Schweißbäche liefen einem am Rücken hinunter, sogar von den Ohren tropfte es! Ich machte mir Gedanken um den Schlagzeuger Mason! Ernst, selbst ein talentierter Musikant, erklärte mir später, wie anstrengend es sei Schlagzeug zu spielen und für einen 75jährigen sowieso noch viel mehr! Respekt Herr Mason, Respekt! Ich sah wie er immer wieder zwischendurch aus einer Flasche trank, das beruhigte mich!
Am Ende des Konzerts war ich einmal mehr begeistert! Sollte sich 2020 erneut die Gelegenheit ergeben Konzerte von Nick Mason’s Saucerful Of Secrets zu sehen, COUNT ON ME – I WILL BE THERE!!
Planet der Affen vs Saucerful of Secrets
Verschwitzt, etwas müde aber innerlich sehr zufrieden verließen wir das Palais. Vor dem Eingang nahmen wir noch einen Absacker ein und beobachteten dabei Fans, die sich in der Hoffnung auf ein Autogramm vor dem Ausgang aufgestellt hatten. Am Ende wurde nichts daraus, denn der Drummer von Pink Floyd verließ das Lucerna über einen anderen Weg! Sehr schade für die Wartenden, darunter auch zwei junge Frauen, die uns erzählten, dass sie aus dem fernen Russland angereist kamen um Mason’s Gig sehen zu können. Eine der Damen schwärmte etwas später noch von Gilmour’s Konzert 2016 in Chantilly, das sie gesehen hat!
Während der Zeit, die wir vor dem Palais herum standen, kam eine Cabrio Stretchlimousine, mit einem dutzend grinsender schöner Missen darin, an uns vorbei gefahren! Soviel ich erkannte saß Heidi Klum nicht im Fahrzeug! Kaum waren die schönen Frauen abgezischt sprach uns ein verschwitzter Typ an. Es dauerte etwas bis wir checkten was er von uns wollte. Er wollte sein nasses verschwitztes Planet der Affen T-Shirt gegen eines unserer Saucerful Of Secrets Leibchen eintauschen! Was für ein verlockendes Angebot! Keiner von uns wurde schwach und alle behielten ihr Oberteil an!
Get out of the Paternoster
Ich wurde zu einer Fahrt mit einem Paternoster eingeladen! “Toll, warum nicht. Nur eine Frage: Paternoster? Was ist das überhaupt! Ach so, diese alten Aufzüge! Ja, wenn das nicht gefährlich ist, sehr gerne”! Und so fuhr ich in den fünften Stock hinauf, vorbei an dem Schild, auf dem in roter Schrift in extra großen Lettern geschrieben stand “GET OUT“. Ich sollte die Mechanik, mit der die Kabine wieder nach unten manövriert wird, aus nächster Nähe kennenlernen!
Zack, zack, zack machte es und wir fuhren wieder hinunter, zumindest ein Stückerl. Dann stand die Maschine still und wir schauten verdutzt aus der Wäsche! Zum Glück war Ernst beim “Get Out” Hinweis ausgestiegen. Er nahm Kontakt zu uns auf. Ein 10 Zentimeter Spalt stand uns dafür als Kommunikationskanal zur Verfügung! Ernst brachte in Erfahrung, dass der für den Paternoster zuständige Hausmeister den Stecker gezogen hatte! Immerhin war es 23 Uhr und der Mann hat sich seinen Feierabend redlich verdient!
Nach rund 15 Minuten fuhr der Lift uns ins Parterre. Von dort aus suchten wir schnell das weite! Ende gut alles gut.
Leaving Prag
Am nächsten Tag um 14 Uhr setzte sich unser Zug in Bewegung zurück nach Österreich. Wir hatten also reichlich Zeit uns den Sehenswürdigkeiten der Innenstadt hinzugeben! So wie tausend anderer Touristen mussten wir die Karlsbrücke, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde, über die braune Moldau überqueren.
Big in Japan
Viel besser als alle Brücken zusammen gefiel mir der Plattenladen, in dessen unsichtbaren Sog, wir ohne es zu ahnen, längst geraten waren! Erst nachdem Kauf der drei japanischen Vinyl-Pressungen Ummagumma, Meddle und A Nice Pair, die sich alle in sehr guten Zustand befanden, ließ die Anziehungskraft des Geschäftslokals deutlich nach! Belohnungen müssen sein! Immerhin war ich dem Paternoster lebend entkommen!
Konzert-Statistik:
Spielstätte: Lucerna Palais (Großer Saal)
Plätze: 2.500
Adresse: Štěpánská 61, 110 00 Prag
Tickets: 1.200 CZK (46.87 €)
Einlass: 19:00 | Showtime: 20:00 Uhr
Band:
Nick Mason: Drums, Percussion, Gong
Gary Kemp: Gitarre, Gesang
Guy Pratt: Bass, Gesang, Cymbal, Gong
Lee Harris: Gitarren, Gesang
Dom Beken: Keyboards, Gesang
Setlist:
01. Interstellar Overdrive
02. Astronomy Domine
03. Lucifer Sam
04. Fearless
05. Obscured by Clouds
06. When You’re In
07. Remember a Day
08. Arnold Layne
09. Vegetable Man
10. If
11. Atom Heart Mother (If reprise)
12. The Nile Song
13. Green Is the Colour
14. Let There Be More Light
15. Childhood’s End
16. Set the Controls for the Heart of the Sun
17. See Emily Play
18. Bike
19. One of These Days
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20. A Saucerful of Secrets
21. Point Me At The Sky
Schönes Konzert. Sound war nicht immer optimal und manche weniger origjnalgetreuen Interpretationen gefielen mir nicht ganz so gut, aber alles in allem ein schöner Abend! Highlight war für mich “Set The Controls”, see Sound durchdrang einen hier regelrecht im Mittelteil.
Super kurzweiliger Bericht – und wieder mal ein just in time Autogramm 😉
Ja, ähnlich wie in München, das ich dir verdanke!!
Wunderschöner Bericht, Dankeschön! Oh, ja, sehr schöne Sammlerstücke, die möchte ich auch gern mal “live” sehen, warte noch auf eine Ausstellung in Österreich 😉 Die WDYWFM-Promo-CD aus USA nenne ich auch mein eigen seit vielen Monden und die Meddle ist sogar ne japanische Erstpressung, die es auch in rotem Vinyl gab und meine Wenigkeit hat die mal in der Bucht aufgesammelt 😉 Die Ummagumma und die Nice Pair hätte ich auch gern, ich habe mir nun ein Limit gesetzt, nach dem Motto man muss ja nicht alles haben 😉 Ohbytw ein Dankeschön nochmal an der Stelle an den lieben Thomas aus der Schweiz, der mich kürzlich auf eine MONEY-US-Single aufmerksam gemacht hat, die mir noch in der Sammlung fehlte. Cheers.