Brit Floyd 30.10.2019 Berlin, Admiralspalast

Gitarrist Damian Darlington gründete Brit Floyd 2011

Von Andreas Möller

Ergänzend zum schönen und emotionalen Bericht von Marius Z. vom Münchener Konzert am 22. Oktober mit, wenn ich richtig erinnere, identischer Set-List: Am Mittwoch, dem 30. Oktober, war es endlich auch wieder mal in Berlin so weit: Brit Floyd im alten Admiralspalast an der Friedrichstrasse. Ich hege schon seit vielen Jahren sehr grosse Sympathien nicht nur für die Band, sondern ebenfalls für dieses altehrwürdige Theater.

Was ich daran ganz besonders liebe, ist, dass ähnlich wie in der Londoner RAH und im Gegensatz zum Bericht von Marius bei Konzertbeginn die Türen geschlossen werden. Also kein Rumgerenne, Bierholen, etc., einfach nur andächtiges Zuhören sowie begeisterte Emotionsausbrüche des Publikums. Ich habe die letzten Brit Floyd Konzerte dort immer von der ersten Reihe aus vor der Bühne genossen. Diesmal hatte ich mich aber bewusst für die erste Reihe mittig auf der Empore entschieden und ich muss sagen, es war eine goldrichtige Entscheidung und ich war hin und weg. Apropos weg: Ich wollte da gar nicht wieder weg. Was die Protagonisten da abgeliefert haben war wieder mal erste Sahne. Der Tour-Titel „40 Years Of The Wall“ ließ ja schon erahnen, was hauptsächlich dargeboten werden sollte. Dementsprechend entsprach ein grosser Teil des Anfangs auch tatsächlich der originalen Titelfolge des Albums. Später und zwischendrin, nach meinem Empfinden aber jedes Mal gut und passend platziert, was einige aufgrund unterschiedlichem Geschmack aber sicherlich anders beurteilen werden, dann immer wieder mal andere Stücke, und jedes für sich eine Perle.

Überraschenderweise wurde diesmal sogar ein sehr altes und melodiöses Stück dargeboten; ich habe es letztes Jahr zum ersten Mal überhaupt live bei Nick Mason gehört, nämlich „Fearless“, samt dazugehörigen Fussballfan-Chor am Ende und trotzdem mit einem superweichen und gelungenen Übergang zum ebenfalls sehr schön gespielten „Us & Them“. Als letzter Kracher vor der Pause dann das druckvoll pushende „Sheep“. Die in der zweiten Hälfte gespielten Stücke „Yet Another Movie“ und „Round and Around“ habe ich hingegen vorher noch nie live gehört.

Sound, Licht & Laser

Brit Floyd Tour 2019Nochmal zu unseren Plätzen: Reihe 1 vor der Bühne ist natürlich immer toll, um jede Einzelheit genauestens sehen zu können. Man bekommt dafür aber ebenso leider wie naturgemäß nicht allzu viel vom Licht und den Lasern mit. Das war diesmal auf besagter Empore ganz anders. Bester und perfekt abgestimmter Sound und Licht sowie mehrmals eingesetzte Laser zu geniessen, wie es optimaler wirklich nicht mehr geht. Die untere Laserschicht endete dementsprechend direkt unter uns, währenddessen die obere Laserschicht über uns endete. Meine Begleitung und ich dazwischen und optisch wie akustisch einfach nur geflasht und weggeblasen.

Wie bisher leider immer bei Brit Floyd Konzerten in Berlin, war die Location auch diesmal nicht ausverkauft. Der Wechsel des Promoters bzw. Veranstalters vor einigen Jahren scheint sich nun aber langsam positiv bemerkbar zu machen. Wie bereits im letzten Jahr, waren auch diesmal in den Wochen vorher einige Konzertplakate in der Stadt zu sehen und die Mundpropaganda scheint sich von Jahr zu Jahr auch besser auszuwirken. Auch etwas ungewöhnlich für Berlin: Diesmal gab es schon zu Beginn des Konzerts und immer wieder auch während der Stücke begeistertes Pfeifen, enthusiastisches und zustimmendes „Geschrei“ und vor allem oft und teils langanhaltenden Szenenapplaus. Ganz besonders viel davon abbekommen hat verdientermaßen die Sängerin während und nach „The Great Gig In The Sky“.

Ich hoffe sehr, dass, obwohl rund ¼ der Plätze in der Halle unverdientermaßen nicht verkauft waren, sie trotzdem wieder kommen werden, und sei es nur der brillanten Stimmung wegen.

Nach einem äusserst druckvollen „One Of These Days“ und dem zwar gewohnt, aber immer wieder wahnsinnig orgastisch gespielten „Comfortably Numb“, folgte dann als ebenfalls gewohnte Zugabe das einen wirklich wegfegende „Run Like Hell“. Ein einziger Genuss und früher fast immer das wirklich letzte Stück eines Brit Floyd Konzerts. Nicht so diesmal. Die Überraschung war gross (ich hatte Marius´ Bericht und die Set-List bewusst vorher nicht gelesen), als es danach weiterhin dunkel in der Halle blieb und dann tatsächlich auch noch die letzten 4 Stücke in der Originalfolge des Albums dargeboten wurden, einschließlich dem Abgesang mit „Outside The Wall“ samt Klarinette und Ziehharmonika.

Sehr schön und anrührend auch wie immer, und ganz im Gegensatz zu einer anderen bekannten Cover Band, bei der hüpfende Kängurus u. ä. gezeigt werden, die passenden Original Pink Floyd Filme zu den jeweiligen Stücken auf der Leinwand. Ganz besonders auch mit Fotos und Filmsequenzen aller Bandmitglieder zusammen oder auch einzeln wie Rick bei „The Great Gig“ und Syd bei „Shine On“.

Not just Another Tribute-Band

Mein Fazit: Ich verehre diese Truppe um seinen Macher Damian Darlington, obwohl „eigentlich nur“ eine Cover Band, von Jahr zu Jahr mehr, freue mich immer ausgiebiger auf sie und kann das nächste Konzert von Ihnen kaum erwarten. Mit den Ticketpreisen von um die 80 € habe ich bei dieser Band, obwohl es „nur“ eine Tribute Band ist, gar kein Problem, nicht im geringsten, denn das was sie dafür bieten, an Aufwand, Technik, Qualität und, mit Pause dazwischen, einem insgesamt 3-Stündigen Konzert, das bekommt man teilweise nicht mal bei Original-Interpreten zu deutlich höheren Preisen geboten. Ich gehe sogar noch weiter: Irgendwann in den nächsten Jahren will ich sie mir auch in der altehrwürdigen RAH gönnen und bin dementsprechend bereit, dafür sogar nach London zu reisen.

Merchandising

Bei dieser Gelegenheit noch ein Hinweis auf die DVD´s von Brit Floyd: Es gibt von der Gruppe bisher 3 Stück davon, allesamt tolle und komplette Konzerte. Die erste ist in Liverpool aufgenommen und aus dem Jahr 2011. Die zweite wurde 2013 im Amphitheater Red Rocks in den USA aufgenommen. Die dritte und bisher aktuellste ist aus Amsterdam und wurde 2015 aufgenommen. Das für mich besondere an der Amsterdam-DVD ist, dass darauf einerseits die mir bisher einzig bekannte und sehr schöne Live-Version von „Louder Than Words“ enthalten ist und andererseits, dass sich die Musiker dermassen zurücknehmen, dass sie auf der Leinwand nicht ein einziges Mal zu sehen sind. Somit sind durchweg nur die Originalfilme sowie Bilder und Filmausschnitte von Pink Floyd zu sehen. Auch das spricht meiner Meinung nach sehr für Brit Floyd und ihre Anerkennung für die Original-Musiker. Zumindest das Amsterdam-Konzert kann man für nur 5 € entweder am Merchandise-Stand oder über die Website www.britfloyd.com beziehen. Bezüglich der ersten beiden müsste man bei Interesse anfragen, ob sie noch verfügbar sind bzw. noch nachproduziert werden.

Ausstehende Termine:

05.11.2019 Freiburg, Konzerthaus
06.11.2019 Passau, Dreiländerhalle
07.11.2019 Saarbrücken, Congresshalle

Konzert-Statistik:

Brit Floyd Tour 2019

Spielstätte: Admiralspalast
Plätze: 1.000 +
Adresse: Friedrichstraße 101, 10117 Berlin
Tickets: € 50 bis € 80
Einlass: 19:00 Uhr, Showtime: 20:00 Uhr

Band:

Damian Darlington: Musical Director, guitar, vocals
Rob Stringer: Keyboards, vocals
Ian Cattell: Bass Guitar, Vocals, Chapman Stick, Trumpet
Edo Scordo: Guitar, vocals
Arran Ahmun: Drums
Thomas Ashbrook: Keyboards, vocals
Ola Bienkowska: Backing vocals

Setlist:

Set 1:

01. In the flesh?
02. The thin ice
03. Another Brick in the Wall (Part 1)
04. Happiest days
05. Another Brick in the Wall (Part 2)
06. Mother
07. Time
08. Breathe Reprise
09. The Great Gig in The Sky
10. Fearless
11. Us and them
12. Keep talking
13. Sheep

Set 2:
14. Yet another movie
15. Round and around
16. Empty spaces
17. Young lust
18. One of my turns
19. Shine on you Crazy Diamond (Parts 1-5)
20. On the turning away
21. Hey you
22. Is there anybody out there?
23. Nobody home
24. Wish you were here
25. One of these days
26. Comfortably numb

Zugaben
27. Run like hell
28. Waiting for the worms
29. Stop
30. The Trial
31. Outside the wall

7 Antworten

  1. Avatar Michael Wülk sagt:

    Danke für den tollen Bericht. Ja Brit Floyd sind mit Leib und Seele dabei, gefallen mir deshalb besser wie die Aussie. Hab sie schon 3x erleben dürfen und freue mich auf ihre nächste Tour!!

  2. GeckoFloyd GeckoFloyd sagt:

    Sehr schöner Bericht Andreas! Habe ihn geradeben mit Genuss verschlungen, Danke dafür und auch für den Tipp mit der DVD, die werd ich mir besorgen, LOUDER THAN WORDS live, das interessiert mich sehr. Ich habe mir damals die von 2011 in München gekauft, als meine Wenigkeit im gleichen Jahr ihr Konzert besuchte. Mal schauen, was die nächsten Jahre so mit unseren Helden tourtechnisch noch los sein wird, war ja schon sehr turublent die letzte Zeit. Ich sag mal, wenn da irgendwann Gras drüber gewachsen ist, werden sich noch viel mehr Leute für PINK FLOYD Cover-Bands interessieren, um mal Pink Floyd Musik Live erleben zu können – und da sind neben CRAZY DIAMOND aus der Schweiz die BRIT FLOYD für mich die erste Wahl. Cheers.

  3. Avatar Marius sagt:

    Schöner Bericht – freut mich dass Du auch solch einen schönen Abend mit den britischen Floydianern hattest.

    Gibt es den großen “Halbkreis” (Bühne) eigentlich auf dieser aktuellen Tour auch wie oben bei dem Bild zu sehen? In München gab es nur den normalen “(Lichter-)Kreis”, für den großen Halbkreis war aber denk ich auch die Bühne zu klein…aber vielleicht bei größeren Locations?

    • Andreas Möller Andreas Möller sagt:

      Hallo Marius, ich habe BF jetzt zum 7. oder 8. Mal gesehen und finde sie von Mal zu Mal immer besser. Vor allem spielen sie so leidenschaftlich und zugleich schön und variieren auch immer die Set-Lists. Und genauso wie GeckoFloyd schreibt, wenn unsere original Idole irgendwann nichts mehr live machen werden/können, so gibt es dann mit solchen Gruppen diese Musik in Live, ähnlich wie bei Klassik, auch weiterhin zum Geniessen.
      Zu Deiner Frage: Das obige Foto ist von letzter Woche, also der aktuellen Tour. Insofern passen sie die Bühnentechnik offensichtlich den Größen der jeweiligen Locations an.

      • Avatar Marius sagt:

        Vielen Dank für Deine Antwort, Andreas! Also doch wie vermutet – dann ist’s ja direkt etwas schade dass sie hier im Circus Krone und nicht in einer größeren Location gespielt haben. Denn den großen Halbkreis würd ich zu gern auch mal live haben – mir ist klar dass es hier sicher nicht in dem Ausmaß der “Pulse” Aufnahme sein wird, aber schön wär es sicher trotzdem. Find das generell ein tolles Konzept für eine Bühne – auch bei Rainbow 1977 (oder etwas anders 2016) war der Regenbogen ja auch sehr toll.

        Ansonsten stimm ich Dir (und GeckoFloyd) zu – toll dass solche Bands mit so viel Leidenschaft diese großartige Musik auch in Zukunft weiter auf den Bühnen am Leben erhalten werden. Ich hab mir inzwischen auch ein Ticket für die Australian Pink Floyd Show im April gesichert…mal sehen wie die im Vergleich sind.

  4. Andreas Möller Andreas Möller sagt:

    Moin Marius, ich hatte es hier schon einige Mal geschrieben, möchte es nun aber nicht erneut vertiefen. Nur soviel, zu den Aussies gehe ich schon seit vielen Jahren nicht mehr. Sieh es vielleicht so: Das beste hast Du bereits gesehen und gehört, vergleiche es aber für Dich selbst. ich wünsche Dir jedenfalls trotzdem viel Spass.

    • Avatar Marius sagt:

      In Ordnung, danke. Bin noch nicht lange hier dabei und was Coverbands betrifft, sind das nun eh die ersten die ich mir anschaue. Brit Floyd haben da ohnehin in der Hinsicht meine Erwartungen übertroffen und vor dem Kartenkauf hab ich mir eben lediglich über Youtube Videos einen Eindruck verschafft. Dass sich die Bands über die Jahre verändert haben, hab ich schon teils mitbekommen. Aber im “schlimmsten” Fall bekomm ich denk ich immer noch einen Abend voll gut gespielter Pink Floyd Musik. 😉 Wie gesagt, bei einer Coverband sind meine Erwartungen ohnehin ganz andere. Wollte das mit den beiden jetzt einfach mal ausprobieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert