Flashback: Cildhood’s End, Pink Floyd 9.12.1972 Zürich, Hallenstadion

Foto: Andreas Kofler

Ich darf euch wieder was ganz Besonderes präsentieren! Heute vor genau 40 Jahren spielten Pink Floyd in Zürich! Urs Müller war damals mit seinem Freund Andreas Kofler, der auch Fotos machte, bei diesem Prä-Dark Side of the Moon Konzert persönlich anwesend. Urs hat für uns seine Erinnerungen an dieses Konzert zusammengefasst.

Von Urs Müller, Fotos Andreas Kofler

Ich lebte damals in einer WG und wusste von einem Mitbewohner, der die Pink Floyd 1972 in Deutschland schon gesehen hatte, dass sie ein neues Stück spielen würden. Ein endlos langes unbekanntes Musikstück, das mit einem Herzschlag beginnt …!

Na ja – man kannte im Dezember ´72 dieses ellenlange Musikepos noch nicht wirklich. Auf der LP „Tour 72“ hatte ich es schon gehört – ja rauf und runtergespielt. Aber von Herzschlag war da noch nichts. Da war es noch im Rohbau quasi, in einem Frühstadium.

Mit großen Vorahnungen fuhren wir also mit meinem alten VW Bus an dieses Konzert.

Und da wars! Der Saal wurde dunkel. Stockdunkel. Herzschläge. Badumm – badumm – badumm! Immer wieder. Bis die Leute langsam zu schreien begannen. Dunkel. Badumm – badumm!

Und dann – Flash – Scheinwerfer, Sound. Die Pink Floyd! Da standen Sie; David ganz links, in der Mitte Nick am Schlagzeug, rechts davor Roger und dann Rick an der Orgel. Keine Sängerinnen, keine Zusatzmusiker. Nur die vier Floyd. In Reinkultur … Breathe… Das Konzert nahm seinen Lauf.

Im Hintergrund ging die Sonne, der Mond oder sonst irgendein Planet auf. Es war der Wahnsinn. Aber in Wirklichkeit war es die runde Leinwand, die ich zum ersten Mal live sah. Der Sound, die Lichter, die Farben. Einfach irr.

So spielten sie also dieses gewaltige, neue lange Musikepos. Dass dies später das absolute Meisterstück “Dark Side of the Moon” sein würde, das beinahe alles andere in den Schatten stellen würde, hat man da noch nicht geahnt. Es war noch eine Vorversion. Die LP kam erst im März ´73 raus. “On the Run” haben sie noch mit den Instrumenten gespielt. Jazzy like. “The Great Gig” mit Piano und Orgel, aber noch ohne Sängerinnen.

Konzert-Statistik

  • Datum: Dark Side Of The Moon Tour 1972
  • Spielstätte: Hallenstadion
  • Personen: 10.000
  • Adresse: Wallisellenstrasse 45, Zürich
  • Tickets: Fr. 22
  • Einlass: 19:00 Uhr | Showtime: 20:00 Uhr

Pink Floyd:

  • David Gilmour: Guitar, Vocals
  • Roger Waters: Bass Guitar, Vocals
  • Richard Wright: Keyboards, Vocals
  • Nick Mason: Drums

Songliste:

Set 1

  1. Speak To Me 0:20
  2. Breathe 2:40
  3. On The Run 6:40 (Jam-Session)
  4. Time 5:20
  5. Breathe (Reprise) 1:00
  6. The Great Gig In the Sky 3:35
  7. Money 3:30
  8. Us And Them 6:50
  9. Any Colour You Like 6:15
  10. Brain Damage 3:40
  11. Eclipse 1:35

Set 2

  1. One Of These Days 8:00
  2. Careful With That Axe, Eugene 13:15 (interessante Version)
  3. Echoes 23:05

Encore:

  1. Childhood’s End

Nach “Dark Side of the Moon” und einer Pause begann die zweite Hälfte mit “One of these Days”, glitt über in “Careful with that Axe” und dann kam wieder ein Hammer; “Echoes”. Hatte ich dieses Stück ein Jahr zuvor in Montreux noch Live in einem Frühstadium erlebt, war es nun ausgereift und perfekt.

Die Zugabe mit “Childhood’s End” rundete das ganze Konzert ab. Dieses Stück haben die Floyd eigentlich kaum je Live gespielt. Eine tolle Überraschung.

Soweit mein Konzertbericht zu Zürich 72. Ich hoffe, dass eine Schilderung aus der mittleren Urzeit der Pink Floyd, kurz vor ihrem absoluten Durchbruch für einige jüngere Jahrgänge interessant ist. Die Fotos wurden von meinem Begleiter Andreas Kofler geschossen. Zudem gibt es eine Bootleg-CD dieses Konzertes.

1972 Pink Floyd Herbst-Tour

  • 21.10.1972 London Wembley Empire Pool, (Einnahmen gingen an “War on Want”)
  • 10.11.1972 Kopenhagen KB Hallen
  • 11.11.1972 Kopenhagen KB Hallen
  • 12.11.1972 Hamburg Ernst Merck Halle
  • 14.11.1972 Düsseldorf Philips Veranstaltungshalle
  • 15.11.1972 Böblingen Sporthalle
  • 16.11.1972 Frankfurt Festhalle
  • 17.11.1972 Frankfurt Festhalle
  • 22.11.1972 Marseille Salle Valliers, (Roland Petit Ballett)
  • 23.11.1972 Marseille Salle Valliers, (Roland Petit Ballett)
  • 24.11.1972 Marseille Salle Valliers, (Roland Petit Ballett)
  • 25.11.1972 Marseille Salle Valliers, (Roland Petit Ballett)
  • 26.11.1972 Marseille Salle Valliers, (Roland Petit Ballett)
  • 28.11.1972 Toulouse Palais des Sports
  • 29.11.1972 Poitiers Palais des Expositions
  • 01.12.1972 Saint Ouen Centre Sportif ile des Vannes, (RTL Radioübertragung!)
  • 02.12.1972 Saint Ouen Centre Sportif ile des Vannes
  • 03.12.1972 Caen Palais des Sports
  • 05.12.1972 Brüssel Forest National
  • 07.12.1972 Lille Palais des Sports
  • 08.12.1972 Nancy Parc des Expositions
  • 09.12.1972 Zürich Hallenstadion
  • 10.12.1972 Lyon Palais des Sports

Ich möchte mich ganz herzlich bei Urs und Andreas für diesen tollen Bericht und die Fotos bedanken.

8 Antworten

  1. Avatar Tom sagt:

    Sehr schön. Die späten 72iger shows sind ganz wunderbar und zeigen deutlich den entwicklungsprozess von dark side seit januar. sie waren damals in großer spiellaune und es ist jedesmal ein genuss diese shows zu hören. das nun ausgerechnet in zürich auch noch CE gespielt wurde, ist natürlich kaum zu übertreffen. die qualität der show und des tonbandes lassen keine wünsche für fans der 72iger tour offen.
    ein guter start in den 2. advent.
    gruß, tom

  2. Avatar Daniel sagt:

    Mir persönlich gefällt die “Roh-version” von Great Gig ohne Vocals wesentlich besser als die Album-version (Sorry, aber mit dem Gekreische konnte ich nie viel anfangen), vor allem kommt durch den anschwellenden Bass noch ein zusätzliches Gefühl der Beklemmung auf. Weitere Highlights sind definitiv On the Run ohne (!) Sequencer, und die unglaublich gute Version von Careful with that axe, Eugene.
    Ich glaube, allein um da gewesen zu sein würde ich meine Seele veräußern.
    Auch ein sehr schickes Plakat, würde ich mir so ohne zu zögern ins Zimmer hängen.

    MfG, Daniel

    • Avatar Christian sagt:

      Clare Torry`s Vocals als Gekreische abzutun, empfinde ich als sehr unschön.
      Und was deine Seele angeht, einen Filmtipp:
      „Angel Heart“ von Alan Parker.
      Gruß, Christian

  3. Avatar Joachim sagt:

    Wow !!!

    Da wäre ich gern dabei gewesen,zumal DSOTM mein absolutes Lieblingsalbum von Pink Floyd ist,und meiner Meinung nach auch das wichtigste in der gesammten Rockgeschichte.Habe mir auch die von Daniel angesprochene Version auf Youtube angehört,und da seiner Meinung was dessen Quallität angeht,gefällt mir gut.Damals waren Pink Floyd noch so wie ich sie kennen und lieben lernte,magisch,mystisch,geheimnissvoll und einfach supercool.Schade das sie all das jahre später verloren haben und sich selbst so derbe zerreissen mussten.Aber schön das es solche Aufnahmen gibt und man sich immer wieder daran erinnern kann.

    Schönen zweiten Advent !
    Achim

  4. Avatar Sunny sagt:

    danke für den link! Aber Clare Torry tust du wirklich Unrecht. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob man ohne Seele noch gern Floyd hört … 😉

  5. Avatar Thomas Bieber sagt:

    WOW, endlich hab ich was darüber gefunden…sensationell…ich war damals 18 jahre alt und in Salem am Bodensee im Internat (68 – 73) , haben uns davon geschlichen, nach zürich getrampt und nach “Echoes” fluchtartig das Stadion verlassen, um rechzeitig , also montag morgen, wieder in der schule zu sein….leider gabs damals noch keine handys und foto-apparat hatten wir natürlich auch nicht dabei….
    Vielleicht hat ja noch jemand ein paar andere Fotos , die er mir mailen könnte….war eines der tollsten Erlebnisse meines Lebens…zumindest in meiner Erinnerung ….Fehmarn mit Hendrix war natürlich auch gigantisch und woodstock zu jung, zu weit weg und keine Kohle
    lieben dank für die Erzählung….einfach wunderbar….

    ihr seid die grössten….

  6. Avatar Hp. Jost sagt:

    Hallo
    Ich habe diese Seite erst jetzt per Zufall entdeckt. Ich habe das Konzert 72 auf Kassette aufgenommen und digitalisiert. Eine veritable Rarität

  7. Avatar Ralf sagt:

    Danke für den tollen Bericht und die Fotos. Ich hätte sie sehr gerne in der alten Besetzung live erlebt. Leider erst ab 1988, dann aber öfter. Aber die Solopfaden der einzelnen Protagonisten halten bis heute den Spannungsbogen hoch mit wunderbaren Live-Konzerten, dieses Jahr Gilmour/Rom und Mason/Köln. Das kann und soll gerne so weitergehen.
    Schönen zweiten Advent allerseits.

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