Pink Floyd 13.3.1970 Berlin, Audimax der Technischen Universität

Es gibt Pink Floyd Konzerte, von denen man sich nicht vorstellen kann, wie das gewesen sein muss! 1970 war ein Jahr voll gepackt mit genialen Auftritten von Pink Floyd. Sie improvisierten bei den Songs, dehnten sie zu langen Sound-Kunstwerken aus und das Publikum saß währenddessen ruhig im Saal und folgte ihnen auf dieser Reise. Heute vor 42 Jahren traten Floyd in Berlin auf und einer von uns war mit dabei. Hartmut war damals Zeuge, als Pink Floyd am 13. März 1970 in der Technischen Universität auftraten. Ich bat ihn, uns an seinen Erinnerungen teilhaben zu lassen. Es war nicht ganz einfach für ihn 42 Jahren zurückzugehen und niederzuschreiben. Etwas Konzertmagie von damals konnte er ins hier und jetzt herüberretten.

Von Hartmut

Der Saal hat Platz für höchstens tausend Zuhörer. Aber es waren bestimmt 1200. Im Publikum waren viele amerikanische Soldaten, die bei uns stationiert waren. Das Equipment war: kleine Verstärker für David Gilmour und Roger Waters, kleines Schlagzeug für Nick Mason und eine Orgel für Rick Wright. Keine Lightshow. Keiner der den Sound zentral steuerte. Es war grandios, wie die Jungs, besonders Gilmour an seiner Gitarre rumschraubte um ihr die Soundeffekte zu entlocken. Drummer-Solo von Nick Mason. Klasse.

Bei den langen Stücken absolute Ruhe im Saal. Als Zugabe gab es Bluesstücke, die den Saal zum Kochen brachten. Fast drei Stunden handgemachter Sound und Musik. Das brannte sich ins Hirn. Auf der ROIO “Big Pink”, die vom 12.03.1970 aus dem Audimax Hamburg stammen soll, gibt es noch mal die Atmosphäre. Die Stücke Embryo, Interstellar Overdrive sowie Atom Heart Mother sind darauf verewigt.

Konzert-Statistik

  • Tour: Atom Heart Mother
  • Veranstalter: Peter Hauke
  • Termin: 13.3.1970, Freitag
  • Spielstätte: Audimax der Technischen Universität
  • Kapazität:
  • Adresse: Straße des 17. Juni, Berlin-Charlottenburg
  • Ticketpreise: 10 DM
  • Einlass/Beginn: 18h/20h

Pink Floyd:

  • David Gilmour: Guitar, Vocals
  • Roger Waters: Bass Guitar, Guitar, Vocals
  • Rick Wright: Keyboards, Vocals, Organ
  • Nick Mason: Drums

Setlist:

  1. Astronomy Domine 11:08
  2. Careful With That Axe, Eugene 10:02
  3. Cymbaline 8:40
  4. A Saucerful Of Secrets 15:43
  5. The Embryo 9:24
  6. Interstellar Overdrive 15:02
  7. Set The Controls For The Heart Of The Sun 18:48 (“Richard, are you ready?”)
  8. Atom Heart Mother 19:33
  9. Blues 5:45

Ich möchte mich ganz herzlich bei Hartmut bedanken!

19 Antworten

  1. Avatar Henning sagt:

    Vielen Dank an Hartmut – ich musste in dem Saal 29 Jahre später eine Prüfung in -ich glaub- in “Technischer Gebäudeausstattung” absolvieren – wusste zu dem Zeitpunktz noch nicht , dass es sich um “heiligen Boden” handelt, sonst hat ich mich wohl schwer auf die Klausur konzentrieren können 😉
    Henning

  2. Avatar Torsten Boye sagt:

    Schön, Hartmuts Zeitzeugenbericht zu lesen. Nicht nur, weil ich seinerzeit noch nicht einmal das fünfte Lebensjahr vollendet hatte, kann ich an dieser Stelle leider nicht mit der Schilderung vergleichbarer persönlicher Erlebnisse aufwarten. Ich hatte jedoch einen sehr lieben Chef, der mir häufiger von “seinen” Hamburger Pink-Floyd-Konzerten von 1970 erzählte. Schließlich übergab er mir vor und nach seiner Pensionierung sehr viele Vinyl-Erstpressungen in neuwertigem Zustand, darunter auch die von Hartmut erwähnte “Big Pink”.

    Da ich jetzt nicht alle Details seiner Erzählungen wiedergeben kann, möchte ich stattdessen gern die damaligen Artikel im Hamburger Abendblatt, die mir der Gute ebenfalls überließ, zitieren: https://www.pulse-and-spirit.com/konzerte/1970-pink-floyd-hamburg-ernst-merck-halle/

    Viele Grüße aus Hamburg!
    Torsten

    • Avatar Werner sagt:

      Hallo Torsten,
      danke! also das ist so gut, dass ich es als eigenen Beitrag reinstellen möchte! Also verschiebe ich jetzt ein wenig!

      Werner

  3. Avatar Tom sagt:

    Ich möchte gern ergänzen:

    “Wer zu ängstlich war, konnte auch noch ausserhalb des Audimax das Concert verfolgen. Da waren nämlich diverse Boxen aufgebaut, die den Gig nach draussen übertrugen. Ein vorbildlicher Service! Ansonsten hatte ich bei dem Concert das Gefühl, eher im Kino zu sitzen (wegen der Bestuhlung).”

    Link: http://www.rockinberlin.de/index.php?title=13._M%C3%A4rz_1970_Pink_Floyd

    Das Bild (Poster) und der Review waren von mir: http://www.rockinberlin.de/index.php?title=5._Juni_1971_Pink_Floyd

    • Avatar Werner sagt:

      Danke Tom!

      “… wer zu ängstlich war …” 🙂

      Du hast immer wieder das eine oder andere “Schmankerl” (österreichisch für Leckerbissen) im Köcher!!!

    • Avatar Madeleine Thomsen sagt:

      Hallo,

      Ich suche das Poster oder eine Fotografie des Posters von diesem Konzert in hoher Auflösung. Hätte noch jemand zufällig so parat und würde es teilen?

  4. Avatar scarecrow sagt:

    Wow, die Setlist ist unglaublich. Gerade “The Embryo” war wohl Live kaum mit der Version auf der “Works” CD zu vergleichen. Rückblickend muss es für Hartmut wohl sowas wie ein 6er im Lotto gewesen sein dass er das Live erleben durfte. 😉

    Daher an der Stelle mal ein allgemeiner Dank an P&S und alle Mitwirkenden dafür dass man als (zu) spät geborener dank der tollen Beiträge und Artikel auf dieser Seite immerhin eine Ahnung bekommt wie es “damals” so war. 🙂

  5. Avatar Herwig Henseler sagt:

    Man muss gar nicht auf die Aufnahme aus Hamburg verweisen, es gibt auch RoIOs vom 13.3.1970. Auch bei dem Konzert lief ein Recorder mit …

  6. Avatar Jürgen Kraaz sagt:

    Schon vor dem Anfang ein sensationelles Konzert. Um 20 Uhr sollte das Konzert beginnen. Um 10 vor acht war die Bühne noch komplett leer. Und dann ging es ganz schnell, Türen auf, Verstärker rein, es dauerte keine 10 Minuten dann stand alles – Konzert begann.

  7. Avatar Helmut Hermey sagt:

    Im Publikum waren auch die Kommunarden Teufel, Kunzelmann und Langhans. Leider sind meine S/W-Photos davon irgendwann verschütt gegangen. Kunzelmann hat dann noch Ärger mit dem Ordnerdienst bekommen und so lange an der Saaltüre herumgerissen, bis er die überdimensonale Klinke abgerissen hatte.
    Der Blues zum Ende war überwältigend. Man kann ihn auf einem Bootleg hören.

  8. Avatar Andreas Schwarberg sagt:

    Es war so voll, dass wir auf der Bühne direkt vor der Band hockten. Damals noch ohne Absperrung. Im Gedächtnis blieb mir, dass Roger Waters auf den riesigen Gong losging, ganz leise anfing, immer lauter werdend, bis er ausholte und dem Gong den letzten heftigen Schlag versetzte. Er fiel dann auf den Rücken, regte sich nicht mehr und wurde hinter die Bühne gebracht.
    Zehn Minuten später war er – einigermassen hergestellt – wieder da und spielte mit.
    Ich war damals 16 Jahre alt und habe dieses Konzert nie vergessen.

  9. Avatar Jürgen Kraaz sagt:

    Schon der Beginn war super.
    Konzert-Beginn 20 Uhr, Um19:45 war die Bühne noch komplett leer. Nix da. Dann 10 Minuten später, Türen augerissenf, Equipment rein, gestöpselt. In meiner Erinnerung haben sie auch Lautsprecher an den hintersten Ecken des Saales installiert. Raumklang!. Und 20:05 ist alles fertig und los ging es. Damals schon Profis

  10. Avatar Michael Wiese sagt:

    Moin, war damals dabei, habe nen drumstick von nick Mason bekommen und auch Fotos gemacht. Primitive Dinger als Dias noch vorhanden. Werde das nie vergessen. Und dann 1971 ging es im Sportpalast weiter, einfach nur genial. Micha aus Tempelhof.

  11. Avatar Detlef sagt:

    Auch ich war damals dabei, war 17 Jahre alt. Zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass auf den Tafeln an der Rückwand der Bühne noch die Kreideaufzeichnungen der letzten Vorlesung standen. Und ich meine mich erinnern zu können, dass große Teile des Konzerts im Dunklen stattfanden.

    Ich habe in meinem weiteren Leben hunderte Konzerte besucht, aber dieses ist eins von den wenigen die sich fest im Gedächtnis verankert haben.

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