Snowy White blickt zurück auf die Zeit mit Pink Floyd, Roger Waters und Thin Lizzy

Snowy White Goldtop

Snowy White, der in englischen Petersfield lebt, schilderte in einem Telefongespräch einem Journalisten des Rolling Stone seine ganze Saga, die fast im Nebel der Zeit verloren ging. Der Artikel erschien unter der Überschrift: Guitarist Snowy White on His Years With Pink Floyd, Roger Waters, and Thin Lizzy. Das dabei viele Pink Floyd relevante Themen berührt worden sind, ist klar.

1977 In The Flesh Tour

Warst du ein Fan von Pink Floyd, bevor du 1977 mit ihnen auf Tour gingst?

SNOWY WHITE: Nein, ich wusste nichts über sie. Ich glaube, ich war der einzige in England, der Dark Side of the Moon nicht gehört hatte. Ich war ein engstirniger Blueser und sie spielten all diese lustigen Sachen. Es hat meinen Horizont nicht wirklich überschritten.

Wie bist du zu Pink Floyd gekommen?

SNOWY WHITE: Ich habe mich wirklich darauf eingelassen. Ich liebe den Blues und ich kannte Pete (Green) und hörte Eric (Clapton) und B.B. King. Das war meine Welt. Dinge außerhalb dieser Welt haben mich nicht wirklich beeindruckt. Ich wusste nicht, dass Pink Floyd eine wirklich große Band ist. Mir ist das nicht in den Sinn gekommen, weil sie keinen Blues gespielt haben. Das habe ich habe nicht registriert.

Jemand hat mir einmal erzählt, dass Pink Floyds Manager versucht hat, mit mir in Kontakt zu treten, da sie nach einem erweiterten Gitarristen für Live-Sachen suchen. Und so ging ich ins Büro in London. Er erklärte irgendwie, dass sie nach einem anderen Gitarristen suchten und ich von einigen Leuten empfohlen wurde. Er sagte: “Willst du eigentlich zur Band gehen? Sie beenden die Aufnahme des Albums in ihrem Studio in der Britannia Road.” Es war das Animal Album. Ich sagte: “Ja, OK.

Ich ging ins Studio und sie waren alle da drin. Mir ist nicht in den Sinn gekommen, dass dies etwas ist, woran ich viel nachdenken muss [lacht]. Ich weiß, dass es lustig klingt, aber ich bin so, besonders in jenen Tagen. Ich war in meiner Musik so engstirnig, um ehrlich zu sein. Ich fand es interessant. Und dann sagte Roger [Waters] zu Dave [Gilmour]: “Warum bringst du Snowy nicht ins Büro und erklärst, worum es bei dem Auftritt geht?

Wir gingen ins Büro und er sagte: “Nun, du musst eine 12-saitige und etwas Lead spielen, ein bisschen Harmonie und etwas Rhythmus. Du musst ziemlich viel Bass spielen. Du kannst doch Bass spielen, oder?” Ich sagte: “Ja, ja.

Gilmour sagte: “Also, willst du den Auftritt?” Ich sagte: „Nun ja. OK. Vielleicht sollten wir eine Jam haben, damit du mich spielen hören kannst?“ Er sagte: “Du wärst nicht hier, wenn du nicht spielen könntest, oder?” Ich sagte nein.” Gilmour: “Na gut dann.” Das war es wirklich. Ich bin einfach so reingegangen. Ich habe nicht wirklich verstanden, worum es ging.

Weißt du, wie sie von dir gehört haben?

SNOWY WHITE: Ja. Ich glaube, ein Typ namens Jim Cregan. Er ist ein wirklich guter Freund von mir und hat mit Rod Stewart und einigen anderen Leuten gespielt. Jemand sagte es ihm und er sagte: “Du solltest es mit Snowy versuchen.

Wie bist du zur 8-Track-Version von „Pigs on the Wing“ gekommen?

SNOWY WHITE: Es war am selben Tag. Wir gingen zurück in den Kontrollraum, nachdem mir der Auftritt angeboten wurde. Roger sagte: “Solange du hier bist, kannst du genauso gut etwas aufnehmen.” Sie hatten “Pigs on the Wing” aufgenommen.

Er sagte: “Warum machst du kein Solo in der Mitte? Benutze jede Gitarre, die du magst.” Da war diese weiße Strat. Ich nahm es auf und spielte ein Solo. Ein paar Tage später sagte Rog zu mir: “Wir haben schlechte Nachrichten.” Ich dachte: „Oh nein. Die Tour ist abgesagt oder ich bin nicht dabei.” Er sagte: “Wir haben beschlossen, Pigs on the Wing zwischen der ersten Hälfte des Albumanfangs und der zweiten Hälfte am Ende aufzuteilen. Wir haben dein Solo verloren.” Ich sagte: “Ist das alles?“, das bedeutete mir nichts.

Because of the 8-track, they didn’t used to stop. They used to turn around and carry on. They put the solo back in for that. That’s why it’s on that. I have an original here still in its cellophane wrapper, the old 8-track.

Wie waren die Proben für die Tour? Abgesehen von der kurzen Zeit, als Syd Barrett und David Gilmour zusammen in der Band waren, war es das erste Mal, dass sie mit einem zusätzlichen Gitarristen zusammenarbeiteten.

SNOWY WHITE: Ich bin mir nicht sicher, ob sie wussten, was sie zu erwarten hatten. Ich habe damals nicht viel darüber nachgedacht. Ich ging einfach und spielte. Aber wenn ich zurückdenke, muss es ein bisschen seltsam gewesen sein, einen neuen Mann dort zu haben. Die erste Probe war im November 1976. Dave und Roger stritten vor mir (lacht). Ich stand da mit dem Bass.

Das lag daran, dass Dave zu mir sagte: “Kannst du Bass spielen?” Ich sagte ihm, ich könnte, aber eigentlich konnte ich nicht. Ich rief Jim Cregan an und sagte: “Kann ich mir deinen Bass ausleihen? Ich habe drei Wochen Zeit, um diese Songs zu lernen.” Es war jedoch nicht schwierig einfache Dinge zu lernen.

Ich hatte also den Bass an. Wir sollten mit “Sheep” beginnen und ich spiele Bass und mache das Intro, als dieser Streit im Gange war, kein Katzenkampf, es waren nur Worte. Ich dachte: “Hmmm. Worauf habe ich mich eingelassen?“ Aber ich blieb.

Dave war ziemlich großzügig. Er sagte Dinge wie: “Warum machst du das Solo nicht in Money?” Ich sagte: “Ja, in Ordnung“, und tat mein Ding, ohne zu denken, dass wahrscheinlich alle Leute Dave das Solo spielen hören wollten.

Wir haben am Ende des Auftritts immer gejammt. Irgendwann sagte Roger zu mir: “Kennst du das Solo, das du so und so machst? Stört es dich, es etwas kürzer zu halten?“. [Lacht] Das waren die Tage, als es locker war.

1978 Rick Wright – Wet Dream

You played on Rick’s solo album Wet Dream right after that.
SNOWY WHITE: Yeah. That was nice. Rick was a lovely guy, actually. He was very gentle and I think Roger was occasionally quite fierce with him.

Was making the record with him a positive experience?
SNOWY WHITE: Yeah. It was down in the South of France. We went down for a couple of weeks. I liked Rick. It was nice to work with him. I felt that he used me because he was familiar with me as a person and guitar player. It was his first solo album and he was slightly nervous about how it was going to work out, so he wanted people there that he knew. It was a nice experience.

Why wasn’t it happy?
SNOWY WHITE: Well, it wasn’t unhappy. But by then, my head was somewhere else, really. But I did it and it was alright. I had no problem with it. But it could be quite difficult at times to do everything that Roger wanted, make it sound like he wanted it. He can be a hard taskmaster because his reputation is dependent on this sort of thing.

1980 The Wall Tour

1990 Roger Waters The Wall

Tell me how you got pulled into the Roger Waters Berlin Wall show in 1990.
SNOWY WHITE: He called me up and said, “I’m doing this big show. I’d like you in the band.” I said “yes,” basically. It was just a one-off charity thing. It was for the Leonard Cheshire Trust. They did things for ex-serviceman.

Tell me how you got pulled into the Roger Waters Berlin Wall show in 1990.
SNOWY WHITE: He called me up and said, “I’m doing this big show. I’d like you in the band.” I said “yes,” basically. It was just a one-off charity thing. It was for the Leonard Cheshire Trust. They did things for ex-serviceman.

Why wasn’t it happy?
SNOWY WHITE: Well, it wasn’t unhappy. But by then, my head was somewhere else, really. But I did it and it was alright. I had no problem with it. But it could be quite difficult at times to do everything that Roger wanted, make it sound like he wanted it. He can be a hard taskmaster because his reputation is dependent on this sort of thing.

1999 -2002 Roger Waters – In The Flesh Tour

Quelle: Rolling Stone: Snowy White Interview

12 Antworten

  1. Avatar Christian sagt:

    Habe mir das Interview im englischen Original durchgelesen und muss sagen, dass die bescheidene Art von Snowy unglaublich erfrischend und sympathisch ist!

  2. Avatar ChrisHB sagt:

    Wow ! Danke! Ich bin echt gespannt auf die Fortsetzung. Snowy White habe ich erst so richtig auf der Tour von Waters Ende der Neunziger registriert – und als etwas farblosen Handwerker wahrgenommen, den es nicht schert hinter dem (auch angeheuerten) Leadgitarristen zu glänzen. Irgendwann brachte ich zwei Sachen zusammen: Die geliebten Bootlegschnipsel von der 1977er Tour – da wo man auf wundersame Weise 2 Gitarren hört – das ist Snowy White. Ach guck: Und die beiden (Gilmour und White) haben genau hier das wiederum etwas farblose Shine on 8+9 in so goldenes Licht getaucht – das man meinen könnte seine Gibson hätte ihre Farbe genau hier bekommen. Toll von diesem (wohl lange unterschätzten) Gitarristen – ein paar kleine aber hochspannende Hintergründe zu erfahren.

  3. Avatar Jochen sagt:

    Ich habe mittlerweile ein paar Solo-Alben von ihm. Ich finde seine Art zu spielen sehr gut. Es klingt manchmal ein bißchen nach Peter Green oder Santana. Als Einstieg empfehle ich die Doppel-CD Best of…

  4. Avatar Stephan sagt:

    Seit heute auf YouTube bei hdpinkfloyd das letzte Konzert vom 17.6.1981 mit Roger und zugleich das komplette Wall Konzert ….

    • Avatar Andi sagt:

      Jetzt habe ich mal eine Frage: das ist doch professionell gefilmt (auch wenn die Qualität schlecht ist). Wieso sagen die Floyds dann immer, dass kein es keinen kompletten The Wall Film gibt?

      • Avatar Stephan sagt:

        Das Konzert ist professionell aufgenommen worden. Roger hat die liveaufnahmen unter Verschluss….. deswegen war ich bezüglich der Aufnahmen die nach 39 Jahren jetzt auftauchen so erstaunt, weil es das komplette Wall Konzert am Stück ist und nicht nur Fragmente sind

        • GeckoFloyd GeckoFloyd sagt:

          Kein Schmarrn: ich habe ca. im Jahre 2010 voller Erstauen den Film (“Pink Floyd – The Wall: Performed Live At Earl’s Court”) auf DVD beim Media Markt (!) in München Olympia-Einkaufszentrum für keine 10 EUR erstanden und halte sie gerade in der Hand um hier zu ergänzen, wann/was für Label das ist und wer es veröffentlicht hat:
          Jahr ist keins zu lesen, Label/Katno: mcps interGROOVE – STAR 131-9. Die Qualität des Films ist genauso unterirdisch, wie bei YT zu sehen. Irgendwo habe ich gelesen, dass die DVD versehentlich in den Handel geraten ist und sofort wieder vom Markt verschwunden ist. Ferner gab es einen Händler auf Ebay, der sie verkauft und dadurch mächtig Probleme wegen Copyright-Verletzung von den Pink Floyd-Anwälten bekommen hat.
          Hoffen wir auf eine vernüfgtiges Releas auf Bluray, eine kurze Vorschau, dass es akzeptables Material gibt, sehen wir ja in der THE WALL Immersion Box, Ausschnitt v. HAPPIEST DAYS OF OUR LIVES. Cheers.

          • Avatar Andi sagt:

            Danke für euere Infos! Und auch vielen Dank dafür, dass wir immer mit Infos etc. an euerer Sammelleidenschaft partizipieren dürfen! Vielleicht haben wir ja mal das Glück, dass es sich unser Roger doch noch mal anders überlegt und daraus eine schöne Veröffentlichung macht…..

            Weil wir gerade davon sprechen: Gibt es nun jetzt eine professionelle Audioaufnahme oder Soundboardaufnahme von der In the Flesh Tour, welche unsere Helden unter Verschluss halten oder ist es so wie Nick Mason sagt, dass es einfach gar nichts gibt?

          • Avatar Christof sagt:

            Ich habe mir die unterirdische Version vom 8 u. 9 Aug. 1980 (Earls Court) mal downgeloadet. Diese scheint eine TV/Videoaufnahme zu sein. Die Fassung der “Happiest Days of Our Lives” stammt von 1981 und soweit bei YT beauptet wird ist diese auf 35mm Film gedreht worden. Davon soll es das ganze Konzert geben. Es wird auch behauptet, dass Roger da die Hand drauf hat. Wenn das stimmt glaube ich an keine Veröffentlichung in nächster Zeit, da Roger auf seine eigenen u. neueren setzt und kein Interesse hat etwas zu veröffentlichen an dem seine ehemaligen Bandmitglieder mitbeteiligt wären. An einen alleinigen Release glaube ich auch nicht, da das Material wohl nich mit DSoT mithalten könnte. Da bliebe eigentlich nur das “Middle Years”Boxset, welches im Moment sehr utopisch erscheint. Bleibt gesund. Christof

  5. Avatar Hanno sagt:

    Ein sehr interessantes Interview. Man könnte ein Buch füllen mit Analysen und Geschichten zu den Sidemen von Pink Floyd (oder es gibt so etwas schon und ich habe es nur wieder nicht auf dem Schirm). Da sollten nach meinem Dafürhalten aber nur diejenigen rein, die musikalisch und zwischenmenschlich / emotional sich stark eingebracht haben. Also vom Kaliber Snowy White, Tim Renwick, natürlich Guy Pratt und Jon Carin, Durga McBroom, Dick Parry. Will gar nicht wissen, wen ich jetzt auf die Schnelle ungerechterweise alles vergessen habe…

  6. Avatar UNIC sagt:

    Hallo Werner, Tipp: habe soeben gelesen, dass 3sat zu Silvester 2020 ab 17:30 Uhr 2 Stunden Roger Waters – Us And Them – im Rahmen der Pop around the Clock -Konzertreihe zeigen will.
    (Quelle: fernsehserien.de/pop-around-the-clock)
    Liebe Grüße an alle “Foydianer” UNIC aus Dresden

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