Rick Wright über Pink Floyds 70er Jahre!
Ein Rückblick ins Jahr 1995. Pink Floyd veröffentlichen ihr Livealbum “Pulse”. Aus diesem Anlass brachte das MOJO Magazin in seiner Juniausgabe ein großes Floyd-Special. Interviews mit David Gilmour, Nick Mason und Rick Wright. Nick Mason erzählte über die 60er Jahre, David Gilmour von den 80er bis zu den 90er, und Rick Wright gab über die 70er Jahre Auskunft. Mit seinen Aussagen von damals wollen wir gleich beginnen.
Rick Wright Interview Mojo 6/1995
Übersetzt von Werner
Rick Wright, Keyboards, geboren am 28. July 1943 in London. Wright war Gründungsmitglied der Pink Floyd, er fehlte jedoch vom Ende der The Wall Tour bis zu den Post-Waters Album aufnahmen von “A Momentary Lapse of Reason” die sechs Jahre später stattfanden! Frag ihn nicht über Daten der Vergangenheit, weil Wright ein sehr schlechtes Gedächtnis hat. Das ist ein Band Insider Scherz, den man auch als außenstehender sehr schnell mitbekommt. Er weiß es selber und lacht darüber „Frag Nick dazu“, heißt es, wenn er nicht mehr weiter weiß.
Bist Du bereit uns über die 70er Jahre zu erzählen?
RICK WRIGHT: Die 70er? Hmm, ja, warum nicht? Je später, desto besser, glaube ich (lacht). Da gibt es eine alte Aussage von Nick über die Übergangsperiode, als David Gilmour sich in der Gruppe etablierte. Nick sagte, „und für die nächsten 12 Jahre, war es Dave’s Wunsch Musik zu machen gegen Rogers Sehnsucht eine Show zu machen“… Ich denke, darin liegt viel Wahrheit. Ich war auf Dave’s Seite. Er war viel mehr ein richtiger Blues-Gitarrist den Syd, es je war. Und Dave war sehr gut. Das änderte unsere Richtung. Außerdem versuchte er Syd’s Stil zu reproduzieren bei den Konzerten – tatsächlich, es war Spaß Astronomy Domine Live zu spielen auf unserer letzten Tournee, auch deshalb, weil Dave versuchte so wie Syd zu klingen.
Und hat es funktioniert?
RICK WRIGHT: Ja hat es. Ich liebte es zu spielen. Aber zurück zu damals… ich glaube Roger würde mir jetzt zustimmen, wenn ich sage das er nicht der größte Bassspieler auf Erden war. Er war viel mehr interessiert daran einen „großen“ Plan zu erstellen. Und er hatte Visionen, und ganz am Anfang als wir mit Öl Lichter und Stroboskopen arbeiteten, drängten wir alle in diese Richtung. Vom ersten Tag an verwendeten wir diese Lichter, wir waren damals schon „Gesichtslose“ Musiker und diese Ideen entwickelten sich immer weiter. Aber, ja hauptsächlich wegen Roger wurden unsere Tourneen immer größer und größer.
Um 1970 bewegte sich Pink Floyd davon, von der Hippie-Bewegung, der Freiheit und den Freak-Outs.
RICK WRIGHT: Ich denke das so der Übergang von Ummagumma und Atom Heart Mother der Zeitpunkt war. Wie viele andere Gruppen fanden wir Interesse an den Konzeptalben. Zu dieser Zeit machten wir die unglaublichste Musik auf der Welt, aber wenn ich jetzt zurückschaue dann war sie gar nicht so gut. Jetzt sind wir viel Professioneller geworden, und wir riskieren nicht mehr soviel wie früher. Ich persönlich möchte eines Tages wieder an den Ausgangspunkt zurückkehren. Wie auch immer, damals fanden wir einen Sound und wir blieben bei ihm, deshalb weil Dave Nick und ich so zusammen klingen.
Und diese Formulierung wurde in den frühen 70ern aufgestellt?
RICK WRIGHT: Ja. Großen Einfluss hatten Syd’s Kompositionen auf uns als wir die Band gründeten, aber ich würde auch ein Wort in mein Keyboard playing und Nicks drumming legen. Nick war ein fanatischer Fan von Ginger Baker (The Cream) und seinem Stil Schlagzeug zu spielen. Sein Stil hatte nichts mit dem heutigen Heavy Kick drum zu tun, es war alles sehr frei, rollend und sehr Jazz beeinflusst. Wir wurden besser als Musiker, wären wir nicht durch unsere Experimentierphase gegangen – dann stünden wir heute nicht dort wo wir stehen – ich bin froh, dass wir es taten.
In dieser Phase, als ihr euch bis zu Dark Side of the Moon entwickelt habt – scheint ihr euch auch von euren Fans als künstlerisches Wesen abgetrennt zu haben?
RICK WRIGHT: Pink Floyd ist größer als wir drei und es war größer als wir vier es waren. Damals in den 70ern kamen die Leute, um unsere Musik zu hören und die Show zu sehen. Sie wollten nicht Dave oder mich persönlich herumhüpfend auf der Bühne sehen. Sogar in den „Ufo Club“ Tagen sind sie wegen der Erfahrung – die Lichter und Musik – gekommen. Wir sind froh nicht im Rampenlicht zu stehen. Aber heutzutage, ich glaube, wir könnten ein Konzert machen – und wenn wir gar nicht dort wären würde es wahrscheinlich auch keiner merken. (Editor: das muss ich entschieden bezweifeln!)
Was war es für eine Erfahrung Dark Side of the Moon Live zu spielen?
RICK WRIGHT: Jetzt ist es komfortabel, damals war es ein wenig unheimlich. Wir hatten viele Probleme synchron mit den Filmen zu bleiben. Wir waren eine der ersten Gruppen, die mit diesem Click Track Verfahren spielte. Es bereitete uns massives Kopfzerbrechen, weil die Ausrüstung noch sehr unzuverlässig war.
Die technischen Probleme müssen doch für jede Menge Belastungen gesorgt haben. Wie seid ihr mit diesen Spannungen umgegangen? Seid ihr Kumpel?
Pulse Livealbum
RICK WRIGHT: Manchmal waren wir bissig untereinander. Aber nicht so schlimm wie es dann später geworden ist. Ich hatte mit Roger persönliche Auseinandersetzungen, seit ich ihn im Regent-Street-Polytech traf. Wir beide kamen einfach nicht gut aus miteinander. Und die Art Mensch, die er ist, Roger würde versuchen dich zu reizen, wenn man will, könnte man auch sagen – dich zu brechen. Keine Frage zwischen uns waren geistige wie auch große politische Gegensätze. Er war ein Armlehnensozialist und nicht das ich am rechten Flügel wäre. Nein, das nicht im geringsten, er sagte zu mir, nachdem wir mit Dark Side of the Moon ein wenig Geld verdient hatte und ich mir am Land ein Haus kaufte – ich hatte zwei kleine Kinder damals. Wie gesagt er kam und sagte: „Ich kann das nicht glauben, dass du das getan hast, du hast dich verkauft. Ich finde, das ist widerlich“. Sechs Monate später – kaufte er sich ein viel größeres Haus am Land. Ich sagte: „Kannst du dich erinnern was du zu mir sagtest?“. Darauf meinte er: „Ja, meine Frau wollte das Haus haben – nicht ich.“ Totale Scheiße, ich finde ihn überkritisch. Das ist es, was mich an ihm aufregt.
Hat man diesen Konflikt auch auf der Bühne bemerkt?
RICK WRIGHT: Nie. Ich wurde nur ärgerlich über Roger auf der Bühne, wenn er aus dem Takt spielte, wir sind in “D” er hämmert immer noch in “E”, weil er es nicht hören konnte. Ich musste auf der Bühne seinen Bass stimmen, weißt du. Nach jedem Stück hielt er den Kopf seiner Bassgitarre so über mein Keyboard, dass ich sie für ihn stimmte.
Hast du dir nie gedacht das eure Show von der Musik ablenkt?
RICK WRIGHT: Nicht im geringsten. Manchmal dachte ich das wir uns zu viel aufgelegt haben und es nicht mehr unter Kontrolle hatten aber ansonsten – nein. Bin froh, dass wir alles getan haben, was wir wollten. Ich war nie dagegen. Oh, ja – einmal war ich es aber ich wurde eines Besseren belehrt. Das war nach Rogers Toronto Aktion (Anmerkung – Montreal 6. Juli letztes Konzert der Animals Tournee!), als jemand in der ersten Reihe wie am Spieß schrie und Roger komplett zum Durchdrehen brachte und er auf ihn spuckte. Nachher kam er zu uns und sagte – er wolle mit uns das Set ganz normal beginnen doch dann vor dem Publikum eine Mauer errichten. Ich war total anderer Meinung, ich sagte, es würde nie funktionieren – die Leute würden es hassen. Und ich glaube das gehörte zu seinem Plan – die Menschen sollten es hassen. Und ja ich muss zugeben es hat funktioniert, aber auch nur deshalb, weil die Mauer für Projektionen und andere Showelemente hergenommen wurde. Und das war dann brillant.
War dieser Toronto Vorfall der Punkt, an dem deine Beziehung zu Roger kritisch wurde?
RICK WRIGHT: Animals, war für mich der Beginn. Roger veränderte sich sehr, er war total davon überzeugt, dass er der Bandleader war. Und er glaubte, dass es Pink Floyd nur mehr seinetwegen gab. Und dann begann er seine Ego Trips, und ich war die Person mit denen er seine Konflikte austrug. Dazu kam das ich selber in einer persönlichen Krise steckte, mein Privatleben war nicht gerade lustig, meine Ehe ging in die Brüche uns so weiter und so fort. Er lehnte alle meine Beiträge für das Animals Album ab. Aber daran war ich auch selber zum Teil schuld, wie ich jetzt erkennen kann. Ich habe mich zu wenig für mein Material eingesetzt, oder ich war zu faul etwas zu schreiben. Ich schätze, das war der Punkt bei dem Roger sich dachte – was soll dieser Typ überhaupt noch in der Band. Und das war der Punkt, an dem mir mit dem Rausschmiss gedroht wurde. Ich erinnere mich, als wir abflogen, und ich sagte ich will nicht mehr, und Steve O´Rourke meinte: Du kannst nicht, Du musst nicht.
Aber als wir dann The Wall aufnahmen, kam es zu dem Punkt, an dem er sagte „wenn du nicht die Gruppe verlässt – dann werden wir kein neues Album veröffentlichen“. Und er konnte das sagen, weil er das meiste von The Wall geschrieben hat und damit konnte er dies auch fordern. Es war eine ernste Situation, weil wir zu dieser Zeit fast bankrott waren. Ich denke David und Nick fühlten sich wirklich beschissen. Aber aufgrund der furchtbaren finanziellen Situation mussten sie Roger nachgeben – sein Bluff ging auf. Ich sagte „Okay ich gehe“. Wie auch immer, ich war wütend und traurig und ich sagte, ich will voll beteiligt sein an den Einnahmen zu The Wall und ich will auf die Tour mitkommen.
The Wall live zu spielen machte viel Spaß. Ich war ganz gut vorbereitet meinen Stolz hinunterzuschlucken und mit Dave und Nick wieder zu spielen. Und komischerweise gab es überhaupt keine Feindseligkeit auf der Bühne. Ich glaube, so ist eben die Natur meines Charakters. Ich akzeptiere was passiert und versuche das beste daraus zu machen. Wahrscheinlich ist das auch einer meiner Fehler. Möglicherweise kann dir mein Therapeut mehr dazu sagen (lacht). Die gute Sache The Wall Live zu spielen für mich war, das ich Geld verdiente, während die anderen alle Geld verloren, ha ha ha.
Wirklich?
RICK WRIGHT: Ich war ganz normaler Lohnempfänger. The Wall aufzuführen kostete ein Vermögen, ich hatte keine Risken zu tragen.
War es eine angenehme Erfahrung The Wall Live zu spielen?
RICK WRIGHT: Aufregend! Ich liebte die Idee eine andere Band, mit Masken, statt uns auftreten zu lassen. Du gehst zu einem Konzert, und denkst, oh da ist Pink Floyd auf der Bühne, da ist Dave – Rick – Nick und Roger. Dann geht ein Vorhang auf und da ist eine weitere Pink Floyd Band. Ich denke es war ein sehr gutes Konzept, als er beschloss die Mauer ein Bestandteil der Show lassen zu werden, anstatt sie nur für die Botschaft „Fuck you i dont wont to know about you“ ans Publikum zu errichten. Auf der anderen Seite, viel Spaß machte es nicht die Hälfte des Konzertes im verborgenen zu spielen. Während man spielte, gingen jede Menge Roadies an einem vorbei, bauten auf und ab, sehr unpersönlich.
Was hältst du von der Beziehung Pink Floyd’s zum Konzertpublikum?
RICK WRIGHT: Ich mag es, ich versuche immer Kontakt mit dem Publikum in den ersten Reihen zu haben. Es ist schön Menschen zu sehen mit einem breiten Grinsen aufgesetzt. Ich beobachte sie und wenn ich jemanden sehe mit einem miserablen Gesichtsausdruck dann berührt mich das.
E N D E
“Ich beobachte sie und wenn ich jemanden sehe mit einem miserablen Gesichtsausdruck dann berührt mich das.”
er war wohl ein toller mensch! schade um sein frühes ableben!!! ich lege mir jetzt pompeii a saucerful of secrets ein….
Lustig; das mit dem Armlehnensozialist dachte ich mir bei Roger immer selbst. Es stimmt mich wirklich traurig, dass es so wenige Interviews mit Rick gibt. Insonders solche, die seine ersten Alben behandeln, respektive seine Gedanken zu ‘The Final Cut’. Schade.
Es war in Hannover 1994, The-Division-Bell-Tour. Ich wollte mit meinem Freund fahren, der hat mich aber versetzt. Bin die 2. Karte losgeworden und hatte ein ziemlich verheultes Gesicht. Plötzlich wallte Nebel von der Bühne und die ersten Töne von Shine On…erklangen. Da saß Rick Wright und ich habe ihn wohl entgeistert traurig angestiert (war ja sonst nichts los da). Jedenfalls hat das Mr. Wright offensichtlich gemerkt und ziemlich irritiert hochgeschaut. Bei seinem zweiten Blick, ich habe ihn immer noch angestiert, hat er recht böse geschaut. Beim dritten und vierten Mal hat er mich dann so unverschämt angegrinst, das es mir richtig peinlich war.
Ich denke noch oft daran. Rick war so ein schöner Mensch…