Pink Floyd Produzent Bob Ezrin ist mit Roger Waters fertig

The Wall CD Reissue 2016

Legendärer Produzent im Tagesanzeiger Interview «Ich bin froh darum, zu Roger Waters keine Beziehung mehr zu haben»

Bei den Sessions zu «The Wall» von Pink Floyd sind Sie mit dieser Unbeschwertheit offenbar gescheitert. Nach eigener Aussage haben Sie sich aufgrund Ihrer Dummheit und Naivität mit dem Bandleader Roger Waters überworfen.

BOB EZRIN: Dieser Streit hatte mit meiner Arbeit nichts zu tun. Ich hatte einen befreundeten Journalisten im Vertrauen erzählt, wie die «Wall»-Show aussehen würde, noch bevor Pink Floyd das erste Konzert der Tournee aufgeführt hatten. Eine Woche später stand in Fachblatt «Billboard», dass Bob Ezrin alles über die Show ausgeplaudert hatte. Dabei hatte ich eine Abmachung unterschrieben, dass ich so etwas nicht machen würde. Roger explodierte vor Wut, wozu er auch jedes Recht hatte.

Man liest, dass er jahrelang nicht mehr mit Ihnen gesprochen hat.

BOB EZRIN: Roger ist nun mal nicht der vergebungsfreudigste Mensch der Welt. Nach dem Artikel war ich bei ihm unten durch. Ich wurde von den Shows der Band ausgeschlossen. Als weitere Strafmassnahme hat er mir 25’000 Dollar an Spesen nicht zurückerstattet. Erst viele Jahre später entschuldigte Roger sich dafür, mich schlecht behandelt zu haben.

Wie würden Sie Ihre heutige Beziehung zu ihm beschreiben?

BOB EZRIN: Ich habe gar keine. Und wenn ich sehe, wo Roger politisch mit seinen ganzen Tiraden und Putin-Rechtfertigungen gelandet ist, bin ich sogar froh darum. Roger behauptet auch, kein Antisemit zu sein, gibt aber laufend unverhohlen antisemitisches Zeug von sich.

Sie haben neulich gesagt, Roger Waters wolle die rechtsradikale Vereinnahmung von Teilen des «Wall»-Albums nicht wahrhaben.

BOB EZRIN: Für uns mag der Begriff «Motherfucker» in einem bestimmten Kontext akzeptabel sein. Trotzdem würden wir ihn nicht an einer Kirchgemeindeversammlung verwenden. Viele Entertainer sagen fragwürdige Sachen ohne Hintergedanken, die von der Öffentlichkeit als deplatziert wahrgenommen werden. In Rogers Fall kann man aber nicht behaupten, ihm seien solch naive Fehler unterlaufen, denn er hat an seinen Shows mit faschistischen Emblemen operiert. Da kann es niemanden erstaunen, welche Kreise sich von diesen angesprochen fühlen.

Das komplette Interview mit Bob Ezrin findet ihr beim Tagesanzeiger: Das Legendärer Produzent im Interview «Ich bin froh darum, zu Roger Waters keine Beziehung mehr zu haben» Bob Ezrin hat Rockgrössen von Alice Cooper über Deep Purple bis Pink Floyd produziert. Er hat keine Angst, sich bei der Arbeit im Studio unbeliebt zu machen.

Ich danke Thomas für den Hinweis.

7 Antworten

  1. Avatar Frank Goebel sagt:

    Ein Künstler ist grundsätzlich einmal frei und man darf auch nicht jede “Figuren-Sprache” als dessen wahre Meinung darstellen – aber:

    Roger Waters müsste doch alleine schon darüber schlaflose Nächte haben, dass die “Hammerskins” sich in Namen und optischer Ausgestaltung ausdrücklich auf das Design und die Slogans aus “The Wall” beziehen! Gruselig: Es muss Menschen gegeben haben, die diese Symbole vor Augen hatten, als sie von deren Trägern ermordet wurden.

    All das hat Roger Waters viel zu wenig thematisiert, finde ich. Aber wir wissen ja, was mittlerweile fast das einzige Thema ist, das ihn noch aufreibt. Für Engagement gegen “klassische” Nazis hat er da wohl wenig Sinn.

    Es muss übrigens auch jedem Fan klar sein: Wer die marching hammers auf dem T-Shirt, der Jacke oder sogar auf der Haut trägt, muss sich nicht wundern, wenn er für einen (ehemaligen?) Nazi gehalten wird. Man kann auch nicht ein Hakenkreuz vorzeigen und dann behaupten, man meine damit ja nur das alte indische Symbol…

  2. Avatar Matthias sagt:

    …@ Frank Goebel

    …ein sehr gut geschriebener Kommentar,den ich zu 100% unterstütze.

    …und zu ihnen Herr Ezrin,seien sie nicht allzu traurig…sie sind weltweit gesehn bestimmt nicht der einzige der mit Roger Waters absolut fertig ist.Da gibt es eine ganze menge an Künstler’n ,Politiker’n und anderen…die ganz froh sind mit ihm nichts zu tun zu haben.

    …all the Best
    Mattes

  3. Avatar Heiko sagt:

    Super….jetzt darf ich nicht mehr mein “The Wall” Shirt tragen, ohne als Nazi zu gelten!?

  4. Avatar Christoph Rhein sagt:

    Der Doppelhammer ist ursprünglich ein von George Orwell verwendetes Kennzeichen der Partei INGSoc aus “1984” Roger Waters hat in diesen richtig die rechtsextreme Ausrichtung des “Big Brother” erkannt. Daraus hat er künstlerisch die richtigen Schlüsse gezogen und diese Symbolik für “Pink” in “The Wall” gewählt. Genauer genommen ist es der Zimmermannshammer in seiner doppelten Ausfertigung, den Roger Waters aus der Zeit des Architekturstudiums noch gut kennt, der auch in der irregulären Freimaurerei, also jener Logen, die sich ausschließlich nur um ihre eigenen Profite bemühen und die Philantropie und Humanismus vortäuschen oder gar leugnen, wie die Loge P2, verwendet wird. So gesehen ist die Ikonographie von Scarfe und Waters vollkommen richtig. Daraus Sympathien mit Rechtsextremen zu konstruieren, halte ich für abwegig. Musikalisch ist vielleicht erwähnenswert, daß die ursprünglich gedachte Tonart es-moll, die von Mahler und Hindemith verwendet wurde und von Richard Wagner als “jüdisch” verdammt wurde als Grundttonart für den Zweiten Teil von Roger Waters “The Wall” in Berlin realisiert wurde, aber auf Wunsch von Bob Ezrin undDavid Gilmour bei den Aufnahmen und Tour 1971/80 nicht zur Anwendung kam. Es-moll gilt als besonders düstere Tonart und wurde von den Nazis zuweilen als Grund genannt, Musik als “entartet” zu bezeichnen, wie einige Werke von Schönberg, Webern und eben Mahler.
    Roger Waters hat viel vor der Komposition von “The Wall” gelesen und studiert; und es ist die moderne Art des Regietheaters und auch des epischen Theaters eines Berthold Brecht, den Aufführenden zu gestatten, die Vorlage im Sinne der Wirkungsabsichten zu verlassen und die Vorlage neu zu ordnen. Das hat Roger Waters eben viermal getan. 1980 bei den ersten Aufführungen von “The Wall”, 1990 in Berlin, dann 200-2013 bei seiner Tour und schließlich bei der Zusammenstellung des Konzertfilms “The Wall”, samt der persönlich eigensten Geschichte, der Tour zu sich selbst (die letztlich gescheitert ist, denn spätestens seit dem 7. Oktober ist Roger Waters wieder HINTER der Mauer).
    Bob Ezrin sollte sich fragen, ob er selbst in “The Trial” aus “The Wall”, zu dem eben schon seit 1980 die Ikonographie von Gerals Scarfe gezeigt wurde, mitzuverantworten hat und auch sich fragen, ob es notwendig ist, ausgerechnet jetzt seine jüdische Herkunft zu betonen (lassen), und sich fragen, ob er denn nicht geweußt hat, daß sich Pink Floyd schon seit 1976 zu den “Supporters vor Palestine” an der Seite von Cat Stevens, Eric Clapton, Peter Gabriel und anderen Musikern gezählt haben. Und kannte er nicht die Geschichte von Eric Fletcher Waters?

  5. Avatar Matthias sagt:

    …ich mag Water’s auch nicht (…nicht mehr)…dann bin ich eben auch so ein “Normalo”;einer von denen die vorschnell, kritiklos und ohne Checks urteilen….aber hey…was solls.Man sollte Roger Waters eh nicht so wichtig und so ernst nehmen,er hört sich halt selber gerne reden…und mir ist es eh wurscht,man kann halt nicht jeden mögen…

    Mattes

    Mattes

    • Avatar Matthias sagt:

      “..Ach Matthias ? ” …was für eine arrogante u. herablassende Form um einen Kommentar zu beginnen.
      Aber egal, was soll der ganze Stress…was Roger Waters sagt ist nicht so wichtig…und was manch einer so schreibt ..ist auch nicht wichtiger…
      Denn wie gesagt…man kann eben nicht jeden mögen…

      ..es ist wie es ist
      ..allen ein schönes Wochenende
      Mattes

  6. Avatar Julian H. sagt:

    Das Spannendste ist für mich, dass Waters Ezrin trotz des gerade erst wenige Jahre zurückliegenden Zerwürfnisses gerne als Produzenten für “Radio KAOS” gehabt hätte, doch Ezrin lieber das Angebot von Gilmour und Mason annahm, “A Momentary Lapse of Reason” zu produzieren. Waters war davon so angefressen, dass er ihm die Zeile “Each man has his price, Bob, and yours was pretty low” auf Amused to Death widmete.

    Ich finde, diese Episode sagt schon einiges aus. Dazu kommt noch “No Points Ezrin”…

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