Remixed & Updated: Andy Jackson über A Momentary Lapse Of Reason 2019

Der langjährige Pink Floyd Tontechniker Andy Jackson erklärte dem Forbes Magazin, wie man beim Remix des “A Momentary Lapse Of Reason” Album vorgegangen ist. Das eine oder andere Detail seiner Ausführungen war neu für mich.

Andy Jackson: Die Aufnahmen für “A Momentary Lapse Of Reason” waren damals so konzipiert, dass sie sehr modern klangen. Das Problem mit “Modernität” ist aber, dass sie nach einer Weile nicht mehr zeitgemäß sein kann. Als wir uns trafen um “The Division Bell” aufzunehmen, war uns klar, dass wir nicht den gleichen Weg beschreiten wollten sondern versuchten ein “klassisches zeitloses” Album zu machen. Ich glaube, dass es zu der Zeit ein Gespräch darüber gab “A Momentary Lapse Of Reason” noch einmal aufzusuchen. Vor ungefähr 10 Jahren setzten wir uns zusammen um Nick’s Schlagzeug neu aufzunehmen.

Hatte ich noch nie gehört, dass schon während der Aufnahmen von “The Division Bell”, die Idee aufkam was mit “Momentary Lapse” zu machen. 

Drums

Die Aufnahmen von Nick Mason stammen also von 2009. Ich dachte mir, dass er vielleicht 2019 noch einmal alles gespielt hat, der Titel “The Later Years 1987-2019” verleitete mich zu der Annahme, und weil er doch von den Tourneen mit den Saucers in guter Form sein müsste, aber nein, dem war nicht so. 

Andy Jackson: Dieses Projekt war etwas kniffliger, weil insbesondere das Schlagzeug doch eine ziemlich wesentliche Veränderung darstellt. Die Tatsache, dass sie nicht mehr so bombastisch sind ist hilfreich um anderen Teile, die für das Album aufgenommen wurden, sowohl Originale als auch neue, zu enthüllen. Er (Nick) schien sehr gut drauf zu sein. Offensichtlich hatte er seine Hausaufgaben gemacht! Ich erinnere mich, dass Bob Ezrin und ich uns beim ersten Song ansahen und grinsten, weil wir wussten, dass das wirklich funktionieren würde. Es schien einfach richtig zu sein.

Rick Wright

Gilmour, Mason, Ezrin und Jackson schafften es nicht Rick Wright für den Remix vor seinem Tod im Jahr 2008 ins Studio zu holen. Es musste auf Live-Mitschnitte zurückgegriffen werden.

Andy Jackson: Wir hatten viele Aufnahmen von der Momentary Lapse-Tour. Ich habe viele davon nach Rick’s Spiel durchgesehen. Ich denke es war ein ziemlicher Glücksfall, das zu tun, denn Rick war immer in Bestform, wenn er nicht an der Leine war, als mit der Struktur der Studioaufnahme.

On The Turning Away

Jetzt fragt man sich ob beim AMLOR-Remix nicht auch das eine oder andere von Gilmour verändert wurde. Und tatsächlich bestätigte das Jackson. Von Gilmour’s Gitarrensolos wurde nichts angetastet aber eine Überarbeitung gab es schon! “On the Turning Away” verfügt nun über eine alternative Hauptstimme von Gilmour.

Andy Jackson: Er hatte immer das Gefühl beim Singen nicht sein Bestes gegeben zu haben. Also griffen wir wieder auf eine Live-Aufnahme zurück. Seine Stimme war bis dahin mit etwa 100 Shows sehr gut aufgewärmt.

Sehr cool. Zum Schluss wurde Jackson gefragt, welcher der Momentary Songs, seiner Meinung nach vom Remix am meisten profitiert hätten.

Andy Jackson: Eine herausragende Verbesserung ist für mich “One Slip”, der sich jetzt als wirklich guter Song herausgestellt hat. Er war vielleicht schon ein bisschen unter dem Bombast begraben. Wie David gesagt hat, stellt dieser Remix ein Gleichgewicht zwischen den drei Mitgliedern her. Ich glaube, es gab immer eine Tendenz zu glauben, dass es bei Pink Floyd nur um David und Roger ging. Aber eigentlich sind Nick und Rick ein absolut wichtiger Teil davon wie Pink Floyd klingen. Ich denke, die Überarbeitungen auf diesem Album belegen das wirklich.

Quelle: Forbes: Pink Floyd’s A Momentary Lapse Of Reason gets an update three decades later

Ich danke Vincent für den Hinweis!

12 Antworten

  1. Avatar aj sagt:

    Ich verstehe nicht ganz, wieso es so verwerflich ist, dass man AMLOR die 80er anhört. Wenn man die vielen Forenbeiträge liest war das Album ja bis zum Remix schier ungeniessbar. Im Umkehrschluss müsste das dann ja auch heissen, dass man sehr viele Alben, nicht nur von PF, alle paar Jahre wieder updaten müsste. Jedes Album steht für die jeweilige Epoche, für den Zeitgeist und das ist gut so. Ich hab AMLOR in der Urform immer gemocht!

    Mir wäre es lieber gewesen, von den vielen Aufnahmen, die es von der AMLOR-Tour offenbar gibt, wäre zumindest eine veröffentlicht worden. Bei der Ankündigung der Box war ich mir eigentlich sicher, dass zumindest ein Konzert der Pulse oder AMLOR-Tour dabei wäre. Gottseidank hat es ja ein paar SBD Leaks gegeben, die ich mir auch noch nach Jahren regelmässig anhöre….

  2. Avatar Toni sagt:

    AMLOR hat mir in der 80iger Version immer gefallen. Der Remix ist eine willkommene Bereicherung für mich. Jede neue Note zählt in der Endphase der Band

    • Michael F. Michael F. sagt:

      Dem schließe ich mich an. Ich habe das Album seinerzeit nach Erscheinen rauf und runter zigmal gehört. Und es war gut so. Und es ist auch heute noch gut so. Aber der Remix ist auch gut. Es ist ein willkommenes Experiment, ein Album in die neue Zeit zu transferieren. Zudem gibt es von sehr guten Filmen auch Remakes, manchmal sogar mehrere.
      Ich gehe davon aus, dass es das einzige PF-Album bleibt, welches einem Update unterzogen wird.

    • Werner Werner sagt:

      Genauso sehe ich das auch!! JEDE NOTE ZÄHLT!!

  3. Michael F. Michael F. sagt:

    Ich habe nach mehrmaligem Hören des Remixes einen einzigen Kritikpunkt: die Drums bei “Terminal Frost” vor Einsetzen des Saxophons gefallen mir in dieser Form nicht. Aber sonst passt für mich alles.

  4. Avatar AndreasJT sagt:

    Ich Schließe mich allen die hier geschrieben an. Aber man muss, wenn es erlaubt ist einige Dinge „bilde ich mir jetzt ein“ berücksichtigen. Pink Floyd hat niemals, niemals den Zeitgeist unterworfen wie oben schon richtig geschrieben wurde. Daher auch ihre Kreativen Phasen!

    In der Musik wird der im Rhythmus (Musik) zugrundeliegende Puls entsprechend der Taktart gezählt. Dabei beginnt jeder Takt wieder mit „1“. Das Zählen ist also schon grundlegend durch die jeweilige Taktart vordefiniert. Quelle Wikipedia.
    Ich bin kein Drummer oder Gitarrist und kann auch nicht unterscheiden ob und wann Nick oder Rick dieses oder jenes mal gespielt haben und irgendwie, irgendwo, irgendwann etwas Hinzu oder Entfernt wurde. Wichtig ist doch, und ich meine das dass für uns Floydianer das Elementar Wichtigste ist das Leute wie Andy Jackson für uns es möglich machen, Pink Floyd in allen Variationen zu genießen egal ob aus den 60er, oder 2019.
    In diesem Sinne wünsche ich dir lieber Werner der uns dieses Jahr mal wieder so Reich mit seiner Puls&Spirit Seite beschenkte hat einreihest , besinnliches Weihnachtsfest viel Gesundheit und möglichst viele Neu Infos im nächsten Jahr. Natürlich gehen die Wünsche an alle hier im Forum vertretenen Floydianer. Ich bin dann mal weg, morgen früh ganz früh geht der Flieger und dann geht’s auf Schiff „Hochzeitstag und Geburtstag meiner Frau wartet auf uns 🙂

    • GeckoFloyd GeckoFloyd sagt:

      Sehr schön gesagt! Ich schliesse mich auch nahtlos. Heute konnte ich den neue Remix von AMLOR hören und die unveröffentlichen Tracks (Toll, das die auch in 5.1 dabei sind!) Freue mich sehr über die neuen Töne aus dem Archiv, “David’s Blues” kommt locker und auch die anderen Sachen wären sicher Fragmente von neuen, ausdruckstarken Songs! Wenn David zum Solo ansetzt, bekomme ich Gänsehaut!
      Den Remix von AMLOR habe ich nun als erstes als 5.1 gehört und bin vollends begeistert! Ich meine viele Details zu hören, die mir bisher unbekannt erscheinen, z.B. bei TERMINAL FROST sind noch eine Art TV-Gräusche mit Gesprächen im Hintergrund (eine Reminiszenz an THE WALL?) zu hören. Bei ON THE TURNING AWAY empfinde ich David’s Stimme nun ganz nah im Raum, toller, vereinfachter Hall-Effekt dabei und ein zusätzlicher Layer!
      Ich finde, es ist schon immer wieder genial, wie man doch durch einen gut-gemachten 5.1. Mix separiert ortbar mehr Details hört und insgesamt mehr in die Musik eintaucht! Also mir geht das so. Mir passiert es dann manchmal, das ich beim ersten Hören des ein- oder anderen Geräusches, das im Mix vorkommt, glaube es, wäre eben irgendwas im Haus passiert, war da eben die Klingel, läuft Louis (mein Kater) grad die knacksenden Laminat-Panelen oder grabt sein Klo um 😉
      DOGS OF WAR haut unheimlich rein, ONE SLIP profiliert sich enorm vom Remix und SORROW lässt mich wirklich von der Couch abheben! Ich finde, das Album erstrahlt in einem ganz neuen Glanz! Ich werde es jetzt noch unterwegs mit gutem Kopfhörer in Stereo hören und dann bin ich gespannt, wie es sein wird, wenn man mal wieder die alte Album-Version auflegt. Den neuen Mix sollte es unbedingt auch auf Vinyl geben (PFRLP-Nummern sind ja noch frei 😉 Ein Traum, was Andy Jackson hier rausgeholt hat, gefällt mir sehr!
      Ich wünsche euch allen besinnliche Feiertage!

  5. Avatar Frank Göbel sagt:

    Ist nicht ganz die richtige Stelle, aber doch ein bisschen (von wegen “Remix”): Kann nicht mal jemand was von euch Glücklichen, die eine Box ihr eigen nennen, was zur Neufassung von “PULSE” sagen? Wie ist die denn so ausgefallen? Danke!

    • Avatar Alex P sagt:

      Die neue Pulse hat meiner Meinung nach ein sehr großes Update bekommen sie sieht Qualitativ gestochen scharf aus, ich hatte eigentlich nicht so hohe Erwartungen und dachte viel mehr als bei der damaligen dvd kann man nicht mehr rausholen. Der Sound war ja schon immer sehr gut dennoch kommt er mir jetzt noch besser und klarer vor, zudem ist sie auch neu geschnitten mit mir vorher noch unbekannten Kamerawinkeln. Das Seitenverhältnis ist aber trotzdem noch in 4:3 aber alles in allem eine sehr gelungene Auffrischung.

    • Avatar Norbert B. sagt:

      Der größte Qualitätsgewinn, v.a. beim Bild, ist auf der BlueRay zu verzeicnen. Selbst im Vergleich zur DVD aus der Box scheint mir das Bild nochmal klarer und sauberer zu sein. Das hätte ich so nicht erwartet! Ich hatte in der ersten Aufregung zunächst die DVD “erwischt” und konnte dort nur in Nahaufnahmen einen signifikannten Qualitätsgewinn beim Bild erkennen. Auf der BlueRay gewannen auch die Totalen m.M.n. noch mal deutlich an Schärfe und Klarheit. Völlig verleugnen kann auch die neue Fassung von Pulse ihre “Videoherkunft” natürlich nicht. Aber das Bild hat doch sichtbar an Qualität gewonnen.
      Zum Sound würde ich mich dem Urteil von Alex P anschließen. Schon der Sound des Originals war sicher nicht der schlechteste (und für meinen Geschmack deutlich besser als beim Original von DSOT). Es braucht aber keine High End Anlage um noch mal eine zumindest leichte Verbesserung herauszuhören.
      Mein Fazit:
      Das “Restored” ist in meinen Augen gelungen. V.a. auf BlueRay ist ein deutlicher Qualitätsgewinn erkennbar und dieser entspricht auch meinen Erwartungen. Zwar ist der Unterschied nicht so atemberaubend wie bei DSOT, das ist aber dem Ausgangsmaterial geschuldet. Aus einem Videoband in SD-PAL-Auflösung (auch wenn es das Sendeoriginal ist) läßt sich nachträglich einfach nicht soviel herausholen wie aus 35mm-Film. Trotzdem finde ich die neue Pulse-Version sehenswert.
      Das “Re-Edited” scheint sich (aus der Erinnerung, ohne das ich jetzt einen ausführlichen direkten Vergleich mit der “alten” Pulse durchgeführt habe) auf einige neue Zwischenschnitte zu beschrenken. Besonders auffällig am Anfang von Time, als Nick deutlich länger und in Großaufnahme bei seinem Trommelspiel mit den leuchtenden Sticks zu sehen ist. Für meinen Geschmack gab es da aber auch beim Original wenig auszusetzen.

  6. Avatar Viktor Suter sagt:

    Ich finde den Remix von Amlor äusserst gelungen, der 80er Sound wurde etwas zurückgenommen und trotzdem bleibt die Grundstimmung des Albums erhalen.

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