Ein Museum für Pink Floyd
24.5.2013: Alberto Durgante kenne ich schon seit vielen Jahre. Wir haben früher von Pink Floyd alles mögliche getauscht, von Zeitungsschnipsel zu Videos und Audiokassetten. Persönlich begegnet sind wir uns aber erst 2011, beim ersten The Wall Konzert von Roger Waters in Mailand.
Alberto hat so wie ich auch Pink Floyd Fanzines produziert. Nur das er damit weitaus erfolgreicher gewesen ist, als ich es je war. Er gibt heute das in zwei Sprachen erhältliche Magazin “Heyou” heraus. Alberto hat aber darüber hinaus noch weitere Pläne. Er ist gerade dabei ein Pink Floyd Museum zu schaffen.
Seine Idee ist ganz einfach, er möchte das Pink Floyd Sammler weltweit ihre Raritäten zur Verfügung stellen, welche in einem virtuellen Museum, dem “Floydseum”, ausgestellt, Fans zur Besichtigung zur Verfügung stehen! Ich wollte es etwas genauer wissen und stellte ihm dazu einige Fragen.
Interview mit Alberto Durgante
Bevor ich auf dein neuestes Pink Floyd Projekt, dem „Floydseum“, zu sprechen komme, würde ich gerne mehr über dich erfahren! Verrate uns doch etwas über die Privatperson Alberto Durgante?
ALBERTO DURGANTE: Zuerst einmal vielen dank, dass ich hier etwas über meine Pink Floyd Projekte und Initiativen berichten darf. Ich bin 46 Jahre alt und lebe in Treviso (Italien) mit meiner Frau Antonella und meiner 9jährigen Tochter Helen. Ich arbeite für ein Unternehmen das im E-Commerce-Bereich tätig ist.
Seit den späten 80er Jahren bin ich in der Welt von Pink Floyd zuhause. Im Laufe der Jahre habe ich einige Fanzines wie “Pink Sammler”, “Time” und “Heyou” mit anderen zusammen produziert. “Heyou” schreibe ich mit Mauro Fagnani und Nicola De Cal. Seit wir damit begonnen haben, das Fanzine auch in englischer Sprache zu schreiben, sind wir erfolgreicher damit geworden.
Seit über 25 Jahren sammle ich alle möglichen Dinge von Pink Floyd und den Bandmitgliedern. Meine große Passion ist das sammeln von Zeitschriften, Zeitungsartikel, Plakaten, Eintrittskarten und Konzertprogrammen. Man kann schon behaupten, dass die Geschichte der Band und alle ihre Aktivitäten meine wahre Leidenschaft sind.
Seit wann bist du Pink Floyd Fan?
ALBERTO DURGANTE: Ich bin 1967 geboren, dass Jahr in dem auch Pink Floyd bekannt wurden. Ich hatte das Glück, sie ein paar Jahre später, im Alter von 7 Jahren, dank einer Audiokassette meines Bruders mit einer seltsamen Kuh am Cover, zu entdecken. Von diesem Zeitpunkt an wuchs mein Interesse, auf der Suche nach Platten und den wenigen Zeitungsberichten, die es zu diesem Zeitpunkt gab, kontinuierlich. Heute im Zeitalter von Internet, Globalisierung und zunehmender Vernetzung mag es lustig klingen, aber zum damaligen Zeitpunkt faszinierten mich Pink Floyd gerade auch deshalb, weil sie es geschafft hatten, weltweit berühmt zu sein, und das obwohl es nur sehr wenig Informationen und Nachrichten, und die waren oft verwirrend und falsch, vor allem in Italien, über sie zu lesen gab.
Welche Konzerte hast du gesehen von?
Alberto und ich trafen uns das erste Mal in Mailand 2011ALBERTO DURGANTE: Das erste Konzert, das ich gesehen habe, dass war in Modena 1988. Die kolossale Maschinerie von David Gilmour und Co beeindruckte mich sehr. Ich erinnere mich gut daran, dass es mir Stimme verschlug und ich buchstäblich betäubt war, als bei „Comfortably Numb“ die Spiegelkugel, aus dem Bühnenboden hinter der Band emporstieg!
Ich war außerdem bei den herrlichen Konzerten am 16.,17., und 18. Mai 1989 in der Arena von Verona! Eine legendäre Gruppe spielte an einem wahrhaft magischen Ort! Und dann war da noch Venedig 1989! Ein weiteres historisches Konzert, das ich von der ersten Reihe der Anlegebank des Hafenbeckens von San Marco, inmitten einer sehr großen Menschenschar sah. Im Jahr 1994 sah ich die Konzerte in Udine und Modena. Von 2002 bis heute habe ich fast alle Konzerte der italienischen Solo-Tourneen von David Gilmour und Roger Waters gesehen.
Was waren deine persönlich herausragende Floyd Momente?
ALBERTO DURGANTE: Es gibt viele davon! Wenn ich zwei auswählen müßte, dann wäre der erste dieser herausragenden Momente – David Gilmours zweites Konzert in Venedig am 12. August 2006. Meine Frau Antonella und ich verbrachten damals einen romantischen Abend in Venedig, der allerdings etwas vom starken Regen ruiniert wurde, sich schließlich aber doch noch in einen schönen Abend verwandelte. Der Mond schien am Himmel und Gilmour spielte eingebettet in strahlend weißes Licht “Comfortably Numb”! Wir saßen direkt vor der Bühne und genossen es, das war ein magischer Moment. Ich erinnere mich noch an Richard Wrights halb geschlossene Augen, das war das letzte Mal, dass ich das Glück hatte ihn zu sehen.
“Fallen Loved One” Augusto Durgante, starb im 2. Weltkrieg!
Der zweite aufregende Moment für mich war während der Shows in Mailand 2011, mit dem großartigen Roger Waters und seinem unglaublichen “The Wall Live” Spektakel. Die Emotionen waren überwältigend, als ich in der Pause auf der “Mauer der Erinnerung” das Foto meines Onkels Augusto Durgante, dessen Leichnam in der Ägäis liegt, er ist gestorben im zweiten Weltkrieg, in einer der größten Tragödien jener Zeit (www.piroscafooria.it). Diese Initiative von Roger war wirklich berührend und sehr willkommen, vor allem für Menschen wie mich, die dadurch einen Weg fanden, diese vergessenen Helden, die am Boden des Meeres liegen, zu Ehren und in Erinnerung zu halten.
Hattest du die Möglichkeit die Bandmitglieder zu treffen?
ALBERTO DURGANTE: Ich habe privat nie ein Mitglied der Band getroffen. Ich habe einmal ein Autogramm, aus kurzer Distanz, von Roger Waters erhalten. Aber um ehrlich zu sein, sie persönlich zu treffen, das war nie eine meiner obersten Prioritäten. Ich habe sie immer geliebt und werde sie weiterhin für ihre Musik, ihre Worte und ihre Bilder lieben.
Welche Ära von Pink Floyd bevorzugst du?
ALBERTO DURGANTE: Es ist sehr schwer auf diese Frage eine passende Antwort zu finden. Es ist so als ob man einen Vater danach fragen würde, welchen seiner Söhne er mehr liebt! Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre ich gerne bei einem Konzert zwischen 1975 und 1977 dabei gewesen sein! Das muss damals wahrhaft spektakulär und aufregend gewesen sein!
Du warst beim „Floydday II“ in Brescia involviert! Wie ist es gelaufen, wie waren die Reaktionen der Besucher?
ALBERTO DURGANTE: Der “Pinkfloydday2” fand am 27. April im Palabrescia von Brescia statt und es war eine sehr schöne Veranstaltung. Bei dieser Gelegenheit bedanke ich mich bei Roberto und Claudio Zaninelli Palliative, die uns eingeladen haben. Vom Nachmittag bis zum Abend hatte das Publikum Zugang zu einem Bereich, in dem verschiedene Aussteller ihre Stände hatten. Mir gefiel besonders gut der mit der legendären Stratocaster Nr. 2, aber natürlich auch meine eigenen Stände, vom Fanzine Heyou und dem “Floydseum”. Die waren buchstäblich belagert.
Das “Floydseum” präsentierte in einer Ausstellung seltene Original-Plakaten, Fotos von Sammlern auf der ganzen Welt und eine Vielzahl von Storm Thorgerson Drucken (aus der privaten Sammlung meines lieben Freundes Gianluigi Geld). Außerdem gab es einen Multimedia-Raum in welchem man das virtuelle 3D-Museum besuchen konnte.
Fotos © Alberto Durgante
Zur gleichen Zeit fand in einem Nebenraum die Pressekonferenz der verschiedenen Künstler, darunter natürlich auch Durga McBroom und die offizielle Präsentation des Floydseum statt.
Am Abend gaben Wit Matrix ein Konzert. Es gab ausgezeichneten Ton, tolle Spezialeffekte und nicht zu vergessen Durga McBroom´s Auftritt, bei dem sie einige Pink Floyd Songs sang.
Durga McBroom wurde aus den USA zu diesem großem Floydfest eingeflogen. Wie war sie als Person? Hat sie Anekdoten oder besondere Erinnerungen von ihrer Zeit bei Pink Floyd preisgegeben?
ALBERTO DURGANTE: Wir hatten das Glück Durga McBroom einen Tag vor dem “Pinkfloyday2” persönlich kennenzulernen. Wir gingen mit ihr, den Organisatoren und der Gruppe Wit Matrix gemeinsam Abendessen. Sie ist sehr unkompliziert, einfühlsam, authentisch und wirklich nett. Sie sprach sehr viel über ihre Erfahrungen mit Pink Floyd (vor allem über die Güte von Rick Wright) und die Pink Floyd Konzerte in Italien. Nach dem Abendessen improvisierte sie für uns, zusammen mit den Gitarristen von Wit Matrix, eine ergreifende “Wish you were here” Version.
Ihr Auftritt beim Konzert war unglaublich. “A Great Gig in The Sky” hat sie Storm Thorgerson gewidmet. Bei “Run Like Hell” sprang sie sogar von der Bühne und lief barfuß durch den Saal und forderte das gesamte Publikum zum tanzen auf! Sie war voller Energie und hat es geschafft die Fans damit zu überwältigen
So jetzt aber zu deinem neuen Projekt dem “Floydseum”? Worum geht´s und was willst du erreichen?
ALBERTO DURGANTE: Das “Floydseum” ist eine kulturelle Non-Profit-Organisation, gegründet im vergangenen Jahr. Das ganze stammte von einer Idee die ich mit Gianluigi Money (Vizepräsident) hatte. Das “Floydseum” soll die weltweit bekanntesten Sammler und deren Pink Floyd Material vereinen.
Wir stellten die erste Version des virtuellen 3D-Museum im Rahmen des “Pinkfloyday2” in Brescia vor. Das Museum ist ein Ort, in dem sich der Besucher bewegen kann, als ob er in einem echten Museum wäre, und die Werke sozusagen an den Wänden hängend bewundern kann.
Pink Floyd Ausstellung in Padova 2013!Darüber hinaus kann man die Atmosphäre und die Umgebung die zu der Zeit herrschte in der Pink Floyd jeweils aktiv waren. Wir werden verschiedene “Welten” schaffen, eine für jede Periode der Geschichte von Pink Floyd. Derzeit haben wir begonnen die Welt für “The Wall” zu entwickeln. Dafür haben wir die Profis Mattia und Marco Crespi Bonecher für die Programmierung, 3D-Modellierung und Prozess-Management ins Boot geholt.
Unser Ziel ist, alle großen Floyd Enthusiasten und ernsthaften Sammler zu vereinen, um etwas Wunderbares für Pink Floyd Fans auf der ganzen Welt zu schaffen! Ich habe so viele Sammler in all diesen Jahren kennen und schätzen gelernt. Wir wollen uns bei Sammler wie Vernon Fitch, Glenn Povey, Matt Johns … (vielleicht auch Werner) für ihren jahrelangen Einsatz in der Pink Floyd Welt bedanken, und die auch ein Teil dieses ambitionierten Projektes sind. Vielleicht können wir mit der Beteiligung des einen oder anderen Bandmitgliedes rechnen.
Die erste Version des virtuellen Museums wird Anfang Juni online gehen! Dazu gibt es eine große Ausstellung, die in Padova im Juli, zeitgleich mit dem The Wall Konzert von Roger Waters Konzert stattfinden wird.
Außerdem möchten wir gerne eine Dauerausstellung in Venedig installieren! Es werden noch einige Überraschungen folgen…
Schönes Interview! Alberto kenne ich auch seit den 90igern und ich habe mit ihm, genau wie du werner, einiges getauscht:-)
Das mit dem virtuellen Museum ist eine gute Sache und ich wünsche den Machern viel Glück und Erfolg.
Ich freue mich auch darüber, dass gerade Alberto im Besitz manch alter Tickets von mir ist, so z.B. Berlin 71, Usher Hall 4.11.74, Pittsburgh 72&73, Seattle 75, Germersheim 72, usw…….hoffe, dass diese dort für alle Fans zu besichtigen sein werden!
gruß, tom
Schade das wir soweit auseinander sind! Es wäre schön sich dann und wann zu einem ordentlichen Pink Floyd Gespräch zu treffen! Vielleicht klappt´s 2014!
ja, man könnte ja ein internationales PF-Treffen in Südtirol organisieren, das wäre auf Halbweg.
Etwas Abseits davon: Sollte ich mich nicht irren, so ist heute der 35 Jahrestag der Veröffentlichung von Gilmours erstem Album. Sollte ich mich jedenfalls nicht irren.