Flashback 1978: Rick Wright Interview über sein Soloalbum Wet Dream
Noch’n Floyd-Solist!
RICK WRIGHT – Feuchte Träume von zuhause
MUSIKEXPRESS 1978 | Als die 77er Pink Floyd-Tournee gelaufen war, hatten Rick Wright und David Gilmour Angst vor der vielen Freizeit, die sie nun totzuschlagen hatten. So machten sich beide daran, Solo-Alben vorzubereiten. Rick, der die Songs schrieb, während er mit seiner Familie einige Monate in Griechenland verbrachte, hatte David einen kleinen Vorsprung eingeräumt, damit die beiden Platten nicht zum selben Zeitpunkt auf der Bildfläche erscheinen. Nach der Rezension von Rick’s Album Wet Dream in ME 11/1978 hier nun ein Interview mit dem Keyboard-Mann von Pink Floyd, das uns unser Londoner Mitarbeiter Ray Bonici schickte.
ME: Du hast die Songs für das Album in Griechenland geschrieben. Klingt es darum so nach Ferien, Meer und Wellen?
RICK WRIGHT: Es dreht sich nicht unbedingt nur um Ferien, sondern um viele Dinge, die mein persönliches Leben in Griechenland im Sommer und Herbst ’77 betrafen.
ME: Stammt die Idee, in den Super Bear-Studios in Frankreich zu produzieren, kam von David Gilmour?
RICK WRIGHT: Ich glaube, ich habe ihn darauf gebracht. Als ich dort mit den Aufnahmen beschäftigt war, kam er vorbei, um sich die Studios einmal anzusehen. Offensichtlich gefielen sie ihm. Also nahm er die Sachen ebenfalls dort auf und war auch noch knapp vor mir fertig. Er war mir ungefähr eine Woche voraus und hatte auch schon den Entwurf für das Cover vorliegen; deshalb habe ich den Vorsprung gelassen. Es wäre auch lächerlich gewesen, zwei Floyd-Solo-Alben zur selben Zeit auf den Markt zu werfen …
ME: Bedeutet dies das Ende der Britannia Studios für Pink Floyd?
RICK WRIGHT: Nein, wir werden zweifellos unser nächstes Album dort aufnehmen. Wir arbeiten bereits an einem neuen Projekt.
ME: Dein Album ist nicht gerade Keyboard-orientiert, sondern lehnt sich eher an Gitarre und Saxophon an.
RICK WRIGHT: Ich hatte zwei Alternativen: entweder die LP in der vorliegenden Form zu produzieren oder die ganze Sache atmosphärischer anzulegen; ausschließlich mit Keyboards und ohne konventionelle Rhythmus-Sektion, mit Bass und Schlagzeug. Ich wollte aber kein Richard Wright-Solo-Album mit virtuosen Ergüssen.
Side A:
- Mediterranean C 3:51
- Against The Odds (Words Juliette Wright) 3:57
- Cat Cruise 5:13
- Summer Elegy 4:52
- Waves 4:18
Side B:
- Holiday 6:11
- Mad Yannis Dance 3:18
- Drop In From The Top 3:24
- Pink’s Song 3:23
- Funky Deux 4:56
Musiker:
- Richard Wright: Keyboards, Oberheim Synthesizer, Vocals
- Snowy White: Guitars
- Larry Steele: Bass
- Mel Collins: Saxophone, Flute
- Reg Isadore: Drums
ME: Warst Du Dir von Anfang sicher, dass Du das Album allein produzieren möchtest?
RICK WRIGHT: Nein, nicht ganz. Bei Floyd haben wir uns das produzieren aufgeteilt, darum war es ein Experiment für mich, aus dem ich eine Menge gelernt habe. Mein größtes Problem dabei war der Stress. Wenn man mit einer Gruppe arbeitet, kann man sich ausruhen, während die anderen weitermachen. Aber hier war ich allein. Ich habe durchgehend vier Tage in der Woche gearbeitet. Mit Floyd arbeiteten nur drei Tage in der Woche.
ME: Bist Du bei der Arbeit an diesem Solo-Album eventuell auch einen gewissen Druck losgeworden, dem Du bei Pink Floyd unterlagst?
RICK WRIGHT: Von einigen Dingen konnte ich mich befreien, ja! Ich bin mit den Musikern ins Studio gegangen und habe genau das aufgenommen, was ich zu jener Zeit fühlte. Ich habe überhaupt nicht nachgedacht, ob es wie Pink Floyd klingt oder nicht, weil ich sonst wieder unter Zwang gestanden hätte. In jedem Fall habe ich mich von Pink Floyd gelöst – auch wenn ich derselbe geblieben bin.
ME: Dieses Album bedeutet Dir offenbar eine Menge.
RICK WRIGHT: Ja, was das Singen betrifft. Bei Pink Floyd habe ich wenig gesungen, obwohl ich immer gern wollte. Ich habe viel gelenert, was ich mit den Keyboards anfangen kann, aber für mich bedeutet das Album in erster Linie die Möglichkeit herauszufinden, was ich als Sänger leisten kann.
ME: Hast Du schon mal das Bedürfnis gehabt, bei Pink Floyd auszusteigen?
RICK WRIGHT: Ja. Jeder von uns wollte schon einmal raus. Es gab eine Zeit, in der ich echt nicht mehr wollte, weil wir so viele Probleme mit Syd Barrett hatten. Da war ein bestimmter Gig, ich glaube in Winterland, da ging ich zu unserem Manager und sagte: “Das war’s, ich haue ab!” und wollte aus der Halle gehen. Aber irgendwie haben sie es geschafft, mich zurückzuholen. Danach gab es zwar Zeiten, in denen ich meinte, ich schaff’s nicht mehr, aber das war nie etwas Ernstes und dauerte auch nie länger als eine Woche.
ME: Hast Du noch irgendwelche musikalischen Ambitionen, die Dir am Herzen liegen?
RICK WRIGHT: Hunderte! Falls es mit Pink Floyd zum Beispiel irgendwann nicht mehr weitergehen sollte, würde ich versuchen, Filmmusik zu schreiben. Pink Floyd haben nie direkt Filmmusik geschrieben: Man hat immer nur einzelne Tracks wie von “More” oder “Obscured By Clouds” zum Beispiel für Filme hergenommen.
ME: Hast Du eigentlich das Gefühl, dass Du Dich mit Wet Dream weiter von Pink Floyd entfernt hast als David Gilmour mit seiner LP?
RICK WRIGHT: Ich finde, dass David’s Album nicht gerade im Floyd-Sound produziert wurde. Trotzdem ähnelt die Gitarre auf den Floyd-Scheiben natürlich der auf seiner Solo-LP, weil hier eben ein und derselbe Gitarrist am Werke war. Seine Gitarre ist am Floyd-Sound weitaus präsenter als meine Keyboards, deshalb wird dies so deutlich. Dass ich mich hörbar vom Sound der Band entfernen konnte, liegt außerdem an den verschiedenen Musikpersönlichkeiten, mit denen ich arbeite. Snowy Whitespielt eine völlig andere Gitarre als David und Red Isadore hat am Schlagzeug auch einen anderen Stil als Nick Mason. Mel Collins mit seinem Saxophon sorgte in meinen Augen für die größte Abgrenzung. Falls jedoch irgendjemand das Gefühl hat, dass unsere Solo-Alben ähnlich klingen, so kann ich nur versichern, dass es nicht so geplant war!
FIN
Wusste ich es doch. Und jetzt quasi amtlich bestätigt: Her mit der 3-Tage-Woche!!
Danke, Werner, für das Ausgraben dieser Rarität!
3-Tage, da musste ich auch lachen! 🙂
Hab mir gestern mal den remix auf Deezer in FLAC angehört, klingt wirklich sehr schön, warm, der Bass ist deutlich druckvoller, viele neue Details sind zu hören.
Die CD selbst lasse ich aus, da sie für mich komplett sinnlos ist. Schade das die LP nicht zeitgleich kam. Auf die freue ich mich sehr. Bis dahin halt über High-Res Streaming…
Hoffentlich schafft es Broken China auf als Remix erstmals auf LP. Und auch Gilmours ersten Beiden Solo Alben würden ein Remix gut stehen, es gäbe auch genug Bonusmaterial, wenn ich auch nicht damit rechne……
Ricks beitrag zum Floyd sound gehört viel mehr in den Vordergrund gestellt. Diese Veröffentlichung ist wirklich ein Lichtblick nach dem absolut Substanzlosen 50th DSOTM Böxchen mit Null neuem oder Mehrwert, dass ist einfach nur etwas zum aufstellen damit man es hat weil man es halt haben will… und Waters DSOTM Beitrag der da jetzt kommt ist sowiso der Tiefpunkt – Ich muss immer noch über Oskars Kommentar hier schmunzeln, wie gerne Roger sich selbst zitiert 🙂
In diesem Sinne, hoffe ich es tut sich etwas im Gilmour und Wright Lager:)
You’re absolutely in the Wright 😉