Drums Behind The Wall: Graham Broad
1.9.2011: Ein Interview von Graham Broad gibt es im neuen Sticks, Magazin für Schlagzeug und Perkussion, zu lesen. Broad erzählt über seine Arbeit mit Roger Waters, The Wall, seine Technik und über Nick Mason Stil schwärmt er in hohen Tönen!
Drums Behind The Wall: Graham Broad
Sein Name ist Broad … Graham Broad. Der britische Geheimagent des Grooves zählte in den 80er-Jahren zu den First Call Session Drummern der englischen Studioszene. Tonnenweise Hit-Material hat er eingetrommelt – Wham!, Tina Turner, Elton John, Beach Boys, Stevie Wonder, Go West –, doch arbeitete er vorwiegend undercover, da viele Bands sich nicht die Blöße geben wollten, dass ihre eigenen Platten von Studiomusikern eingespielt wurden.
Was denkst du heute über Nick Mason Drumming?
GRAHAM BROAD: Er hat die Songs am Schlagzeug mitkomponiert. Sein Drumming war nie offensichtlich spektakulär. Und doch ist das, was er getrommelt hat, auf seine eigene Weise spektakulär, weil er das Gespür hatte, mit wenigen Mitteln die Seele eines Songs zu erfassen. Allerdings war es bei der Produktion des Albums “The Wall” das erste Mal in der Pink Floyd Geschichte, dass man ihm von A bis Z diktierte, was er zu spielen hatte. “Comfortably Numb” brauchte viele Tage und Takes, bis sie den richtigen Drum-Track hatten. “The Wall” ist die Idee von zwei Visionären – Waters und Gilmour – sie hatten eine präzise Vorstellung davon, wie auch die kleinsten Details dieses Konzeptalbums zu klingen hatten. Trotzdem hört man raus, dass Nick ein ganz eigener Spieler, ein Charakter-Drummer ist.
Im Übrigen ist er ein sehr humorvoller und geselliger Mensch. Beim Roger Waters-Gig in der O2 Arena in London waren David Gilmour und auch Nick Mason als Special-Guest dabei. Die Band wohnte im Savoy-Hotel direkt an der Themse. Um zum Gig zu kommen, war es der bequemere Weg, mit dem Boot rüber, und da kam Nick hinter mir hergelaufen und nahm mir einiges ab. Es war eine wirklich kuriose Szene, dass Nick Mason mir meine Koffer zu gerade diesem Gig trug. Wir haben gemeinsam diesen Two-Drummer-Part bei der “Dark Side of the Moon” Tour gespielt. Und es war lustig, dass Nick seine eigenen Fills nicht mehr wusste. Ich meine, er mußte das auch gar nicht. Alle lieben ihn, egal was er spielt. Nick ist auch gar nicht daran interessiert, immer dieselben Fills zu spielen, er wollte immer kreativ sein. Er hat immer sein eigenes Ding gemacht, und deshalb sind seine Grooves und Fills auch so ungewöhnlich anders. Es sind alles Unikate. Aber es ist auch sein unverkennbarer Sound, der viel ausmacht. Dabei spielt er die Drums nur ganz soft an und erreicht damit einen immens fülligen Power-Sound. Er ist ein Maler am Schlagzeug. Nicks Drumming kann ich nur als perfekte Handschrift bezeichnen. Es steckt eine Weisheit darin.Ist Roger Waters ein sehr fordernder und vielleicht auch anstrengender Boss?
GRAHAM BROAD: Er ist ein Mensch, der 24 Stunden am Tag seine Passion auslebt. Das habe ich in meiner ganzen Karriere noch bei keinem anderen in dieser ausgeprägten Form erlebt. Wir haben jetzt Hunderte von “The Wall” Shows gespielt, und alle Gigs wurden gefilmt, damit sich Roger nachts im Hotelzimmer die Aufzeichnungen ansehen kann. Denn er verändert täglich Kleinigkeiten, sei es am Licht, an der darstellerischen Seite oder an der Musik, z.B. wie lange jemand das Gitarren-Feedback hält. Sein Ziel ist es , diese Show zur Perfektion zu führen, denn am Ende der Tour wird “The Wall” in Athen für die Live-DVD aufgezeichnet.
Interessant das Graham Broad von “Zwei Visionären – Waters und Gilmour” sprach, die beide genau wußten wie “The Wall” zu klingen hat!
STICKS 9.2011 ist erhältlich ab dem 26.8.2011 im Zeitschriftenhandel.
Wenn da Waters – der gewiss sämtliche Interviews über The Wall und Gilmour in einem eigenen Flügel seines Schlosses disponierte – nicht gleich wieder sein Ressentiment hervorbrechen lässt und Gilmour straft?
A propos The Wall: Hm..noch ein Jahr Tour. Ergo: Weiterhin keine DVD/Blu-Ray und ebenso kein neues Album. Welch Überraschung!
Also das ist schon ziemlich interessant, daß sich Graham Broad so positiv über Nick Mason äußert und daß er auch Andy Newmark (Roger’s Drummer bei Pros & Cons) erwähnt.
Bei dem von ihm angesprochenen Two-Drummer-Part bei den DSOTM-Show’s, wo ja Nick Mason mitspielte, war es nämlich so, daß von Nick Mason über die Lautsprecheranlage absolut nichts zu hören war. Er hat zwar gespielt, aber seine Schlagzeugmikrofone waren komplett ausgeschaltet. Ich habe 2006 eine dieser Show’s gesehen und es war nur Graham Broad zu hören. Das war auch sehr genau auf den großen Leinwänden links und rechts der Bühne zu sehen. Jedesmal wenn Nick eingeblendet wurde konnte mann all diese Fills und Breaks sehen, die er spielte, zu hören waren sie nicht. Bei Breathe war Nick deutlich zu hören, sein Spiel unterscheidet sich sehr klar von dem von Graham. Es klang fantastisch, beide haben sich wirklich wunderbar ergänzt, es war, vom Sound her, ein “Wall of Drums”! Dann, bei OTR, steuerte Nick ein paar zusätzliche Soundeffekte bei indem er mehrmals auf die Becken seiner Drums schlug, was ebenfalls deutlich zu hören und zu sehen war. Bei Time dann das Rotodrumsolo-/Intro, von Nick gespielt, auch deutlich zu hören und zu sehen! Und dann, ab dem Übergang zum Gesangspart bis zum Ende des Konzertes war nur noch Graham Broad zu hören. In einem amerikanischen Schlagzeugmagazin hat jemand von den DSOTM-Konzerten in den USA berichtet (NY – MSG und Hollywood Bowl), bei welchen Nick ebenfalls als Gast dabei war. Der Schreiber des Berichtes hat genau das Gleiche erzählt. Ab dem Gesangspart von Time war von Nick nichts mehr zu hören. Seine Mikro’s waren aus.
Es stellt sich hierbei die Frage, ob Nick selber davon wußte? Ob vielleicht er selber das so wollte, weil er sich nach wie vor eher unsicher am Schlagzeug fühlt(e)? Oder geschah es auf Anordnung von Roger, weil er letztendlich noch immer nicht viel hält von den musikalischen Fähigkeiten seines alten Freundes?
Auf jeden Fall war es ein ziemlicher Bluff und die totale Verarsche des Publikums obgleich es sonst niemand zu bemerken schien! Und wenn Graham Broad so viel von Nick’s Fähigkeiten als Drummer hält, wieso hat er ihm bei diesen paar Show’s nicht den Vortritt gelassen und ihn alleine spielen lassen? Möglicherweise weil Roger das nicht wollte? Oder weil Graham nicht in der Lage war/ist, sich auch mal zurück zu nehmen?
Andy Newmark hat in einem Interview erzählt, er sei 1990 von Roger eingeladen worden, bei The Wall in Berlin mitzuspielen. Roger wollte zwei Drummer, wie bei den Originalshow’s. Bei den Proben war es dann wohl so, daß Andy gar nicht zum Zuge kam, weil Graham Broad mit seinem aggressiv-dynamischen Schlagzeugspiel wie ein Bulldozer alles überrollt hat. Laut Andy ließ ihm Graham keinerlei Raum, sich selber einzubringen. Also keinerlei Gemeinschaftsarbeit oder auch nur die Spur von musikalischer Kollegialität.
Roger hat Andy dann ein paar Wochen später wieder vom Line up der Band gestrichen, da es nicht funktionierte.
Der Stil von Graham Broad ist in der Tat sehr dynamisch und aggressiv. Und aufgrund der Informationen über ihn, welche ich hier aufgeführt habe, fällt es mir schwer zu glauben, daß er tatsächlich Respekt vor anderen Drummern hat.