Alexander Gorkow’s beste Interviews aus SZ-Wochenende
Für uns Pink Floyd-Fans sind Gorkow’s Interviews, die er mit Nick Mason und David Gilmour führte von großen Interesse!
In seinem Buch Draußen scheint die Sonne: Interviews mit… hat er diese, neben vielen anderen sehr interessanten den Gesprächen, die er mit Eric Clapton, Lou Reed, Marek Lieberberg und führte wunderbar zusammengefasst.
Sehr interessant ist das Interview mit Marek Lieberberg, das kurz vor Live 8 im Juni 2005 stattfand. Lieberberg der alle Deutschland Konzerte seit den 70er Jahren von Pink Floyd veranstaltete, erzählt von einem Pink Floyd Konzert 1970 im Hamburger Audimax, bei dem Fans eine Tür mit einem Baumstamm, wie die Wikinger, aufbrachen um sich Zutritt zu verschaffen! Immer wieder kommt seine Wertschätzung gegenüber Pink Floyd zu tage. Über die The Wall Konzerte 1981 in Dortmund meinte er, dass sie eine lebensverändernde Wirkung auf ihn und viele Fans gehabt hätten!
Marek Lieberberg über Pink Floyd in Dortmund 1981
“Nun, die Band wohnte die ganze Woche über in Düsseldorf im Breidenbacher Hof. Wenn ich mit David essen ging, so war Roger besser nicht dabei. es dauerte sonst nur Minuten, und sie hatten sich in den Haaren: Roger kalt zischend, David warm lächelnd. Es war furchtbar.”
Wer auch nur eines von ihnen liest, bemerkt sofort: Diese Interviews sind anders als andere – intensiver, lustiger, inniger, überraschender, offener. Seine Auswahl ist total subjektiv, aber dann wagt Alexander Gorkow alles. Wo andere mit vollgeschriebenen Notizblöcken anrücken, paukt sich der Leiter des »SZ Wochenende« die Biographien seiner Gesprächspartner ein und rückt dann mit einem Notfall-Zettel an, auf dem höchstens fünf Fragen stehen – für den Fall peinlicher Pausen. Sein Credo lautet: »Wenn ich ständig auf meine Fragen schaue statt in die Augen meiner Gesprächspartner, ergibt sich kein Gespräch.« Der Verlauf seiner Interviews gibt ihm recht: Entweder geht alles flamboyant in die Hose (wie mit Lou Reed), oder Weltstars wie Jeanne Moreau, Sylvester Stallone oder Eric Clapton reden so offen wie selten zuvor. Oft färbt Gorkows Spontaneität auf die Interviewpartner ab, sodass plötzlich Dinge gesagt werden, die sonst der inneren Selbstzensur zum Opfer fallen – wie im Interview mit Steve Martin, bei dem Gorkow kurzfristig als Ersatz für eine Kollegin einsprang und ganz ohne Fragen dastand.
Dieser Band versammelt eine Auswahl seiner besten Interviews. Gorkow redet mit der hinreißenden Amira Casar über Europa, mit Lou Reed über Hass, mit der Underground-Filmikone Klaus Lemke über Jungs und mit dem Konzertagenten Marek Lieberberg über Ereignisse. Mit David Gilmour geht es um Erfolg, mit Louis Begley ums Schreiben, mit Sylvester Stallone um Werte und mit Mick Jagger um Klasse. Auch seine jüngsten Interviews finden sich hier: mit Helen Mirren, die über Image spricht, mit Neil Diamond, den Gorkow in seinem Studio in L.A. besuchte, und mit dem Ex-»Monty-Python«-Star Michael Palin, mit dem Gorkow über die Eigenarten der Engländer sprach.
Eines ist dabei immer klar: Während Gorkow und seine Auserwählten drinnen über den Ernst des Lebens sprechen, macht die Welt draußen weiter, was sie will. Oder, wie Gorkow im Studio von Neil Diamond in L.A. seufzt: »Und draußen scheint die Sonne.«
»Bezaubernd klug, nachdenklich heiter, anmutig konkret, unauffällig welthaltig. Wer die gegenwärtig beschworene Total-Krise des deutschen Journalismus beklagen möchte, der müsste vorher Gorkows Interviews sorgfältig lesen. Dann könnte er es nicht mehr.«
Joachim Kaiser
Zur Person: Alexander Gorkow, 1966 in Düsseldorf geboren, studierte Germanistik, Mediävistik und Philosophie; seit 1993 bei der Süddeutschen Zeitung, zunächst als politischer Reporter, dann als Leiter der Medienseite. Heute leitet er das Ressort SZ am Wochenende. Seine dort abgedruckten Interviews mit Stars wie Eric Clapton, Silvester Stallone oder Goldie Hawn sind legendär. 2003 erschien sein erster Roman Kalbs Schweigen, 2004 der Interviewband Wieso fragen Sie das? (zusammen mit Rebecca Casati).
Hier schien mir der folgende Kommentar richtig aufgehoben zu sein: Alexander Gorkow veröffentlicht am 11. Februar 2021 im Kiepenheuer Verlag seinen autobiographischen Roman “Die Kinder hören Pink Floyd” – jeder, der Gorkows Artikel über Pink Floyd in der SZ gelesen hat, wird mir zustimmen, dass hier jemand weiß wovon er schreibt 🙂 ich freue mich auf den Roman. Das Cover sagt eigentlich schon alles.
https://www.kiwi-verlag.de/buch/alexander-gorkow-die-kinder-hoeren-pink-floyd-9783462052985